Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
verstehe ja, dass du von Ana die Sprache gelernt hast, aber ich habe auch mitbekommen, dass du mir in Bezug auf Mouna etwas verschweigst. Oder eher in Bezug auf die ganze Region da unten. Es muss irgendwelche Gemeinsamkeiten zwischen dir und Joss geben, sonst hätte er nie so schnell nachgegeben, und du hättest auch nicht gewusst, wie du ihn behandeln musst. Dann dein Wissen, dass die Drogen aus Pakistan stammen, und die Art, wie du mit der pakistanischen Mine umgegangen bist. Welche Verbindungen hast du zu dem Land, Jay?«
Das war genau die Frage, die er ihr nicht beantworten konnte. Die US Navy oder, genauer gesagt, Lucs unmittelbare Vorgesetzte tolerierten die ungewöhnliche Zusammenarbeit und Freundschaft von Luc und Hamid, aber offiziell war das Vorgehen undenkbar. Hamid Kazim stand weit oben auf der Liste der gesuchten Taliban und galt beim FBI als Verbrecher und Mörder. Luc und Jay hatten lange, aber letztlich vergeblich nach Mitteln und Wegen gesucht, um den Afghanen von der Fahndungsliste herunterzubekommen. Selbst Mounas Vater würde ins Visier der amerikanischen Ermittlungsbehörden geraten, wenn seine Verbindung zu Hamid bekannt wurde. Jay glaubte zwar uneingeschränkt Lucs Einschätzung, dass die Vorwürfe gegenüber Hamid unbegründet waren, aber dies zu beweisen, war unmöglich. Für ihn war es kein Problem, die Freundschaft zwischen Luc und Hamid oder auch seinem Bruder Rob und Mounas Vater mit seinem Job zu vereinbaren, aber er konnte dies kaum von Elizabeth verlangen.
Er hatte zu lange geschwiegen. Deutlich verunsichert wich Elizabeth seinem Blick aus und wollte sich wieder ihrem Notebook zuwenden. Rasch griff er nach ihrer Hand. »Ich würde dir die ganze Geschichte erzählen, wenn ich könnte. Aber dabei geht es nicht nur um mich. Tut mir leid, Beth.«
Ihre Unsicherheit schien von Enttäuschung abgelöst zu werden, und ihr Lächeln war gezwungen. »Ich tippe auf deinen geheimnisvollen Bruder Luc. Ist er nicht derjenige, der mit Scott befreundet ist?«
»Das ist richtig.«
Jay konnte ihr ansehen, wie fieberhaft sie nachdachte und atmete auf, als sie schließlich nickte. »Nun gut, ich kann kaum erwarten, dass du über deinen Bruder offen redest, wenn er etwas dagegen hätte. Das Thema ist vorläufig beendet.«
»Vorläufig?«
»Natürlich. Beim nächsten Treffen mit Scott werde ich die Wahrheit aus ihm herauskitzeln. Verlass dich drauf.«
Wenn er wetten müsste, würde er jeden Cent auf Elizabeth setzen. Scott tat ihm jetzt schon leid, aber warum sollte es dem SEAL besser ergehen als ihm?
Da Elizabeth sich jetzt wieder ihrem eigenen Notebook zuwandte, war das Thema offenbar wirklich erledigt. Wenn es Jay jetzt noch gelang, die keifende Stimme ihres Mitfliegers auszublenden, kam er vielleicht sogar zum Arbeiten.
Er horchte unwillkürlich auf, als der Name einer Mitarbeiterin seines Vaters fiel, die er gut kannte. Jane war schon als Sekretärin bei seinem Vater angestellt gewesen, als der Laden keine zehn Angestellten hatte. Sie war zwar schon beinahe siebzig und stolze Großmutter einer Schar Enkelkinder, kam aber immer noch für einen oder zwei Tage in der Woche ins Büro. Als Jay hörte, dass dieser David allen Ernstes vorhatte, ihr Büro einzusparen, konnte er der Versuchung kaum widerstehen, dem Kerl seine Meinung zu sagen. Aber ein offener Streit würde die Atmosphäre nur weiter vergiften und vermutlich würde der Kerl auf die Schleimspur wechseln, wenn er erfuhr, dass Jay keineswegs ein Bekannter des Piloten, sondern der Sohn des Chefs war.
Mit Mühe konzentrierte er sich auf die Dateien, die Elizabeth ihm kopiert hatte, und überlegte, wie er die Sache am besten anging. Es waren weit über hundert Dokumente, die er sich ansehen musste, und es brachte nichts, sich planlos durch die Informationen durchzuarbeiten. Er sortierte die Dateien nach Datum und stutzte, als ihm ein Gedanke kam. Mit einem Klick wechselte er in den elektronischen Kalender und ließ die letzten Tage Revue passieren.
Nachdenklich tippte er mit dem Kugelschreiber auf ein Datum. An dem Tag hatten die Schwierigkeiten für ihn und Elizabeth angefangen. Zunächst mit dieser schwachsinnigen Beschattung durch die DEA und dann die härteren Kaliber, wie die Schüsse und die Mine. Es konnte kaum ein Zufall sein, dass diese Aktionen begannen, nachdem sie erstmals den Namen Alvarez in ihren Büroräumen erwähnt hatten. Er erinnerte sich noch sehr gut an die Besprechung, bei der Elizabeth sich zum ersten Mal ins Team
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