Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
war. Raymonds Beschreibung passte auch exakt auf den von ihnen gesuchten Maulwurf. Bisher hatte er jeden Verdächtigen als ›unmöglich‹ verworfen, vielleicht musste er noch einmal ganz von vorne anfangen, und dieses Mal sämtliche Kollegen, egal wie gut er sie zu kennen glaubte, eingehend betrachten.
»Wenn dieser Schönling Ärger macht, bekommt er es mit uns zu tun. Danke, Raymond.«
»Wofür?«
»Du hast mir eben geholfen, ich glaube, ich bin eine Sache völlig falsch angegangen. Den Rest erzähle ich dir beim nächsten Mal. Und ich meinte es ernst. Wenn du was essen oder trinken möchtest, melde dich.«
Deutlich zuversichtlicher kehrte Jay zu seinem Platz zurück. Mit den Dateien von Joss würde er keine weitere Minute verschwenden, stattdessen fing er an, eine Liste der Personen aufzustellen, die als Verräter in Frage kamen. Nach kurzem Zögern fügte er sämtliche Teammitglieder hinzu, da er ihre Alibis für den Zeitpunkt des Anrufs bei Clive, der aus dem Teambüro gekommen und durch den sein Partner vor der Explosion bei dem Restaurant bewahrt worden war, noch nicht überprüft hatte. Eigentlich hätte er dies rein routinemäßig längst erledigt, obwohl er ihnen glaubte. Aber bisher waren andere Dinge wichtiger gewesen, wobei er ehrlich genug war, zuzugeben, dass dazu auch Elizabeth gehörte.
»Das ist unglaublich.« Gedankenverloren kaute sie auf ihrem Sandwich. Sie sah aus, als ob sie nicht bemerkt hätte, dass sie laut überlegt hatte.
»Was denn?«
Mit einem Ruck fuhr sie zu ihm herum. »Was soll sein?«
»Du hast eben gesagt, dass irgendetwas unglaublich ist.«
Erst jetzt schien sie zu begreifen, dass sie laut gesprochen hatte. »Wir müssen dringend Joss eine Mail schicken, dass er und sein Boss einen entscheidenden Punkt übersehen haben.«
Allmählich gewann seine Ungeduld überhand. »Willst du mir eine Kopie der Mail schicken oder verrätst du mir vorher, was die DEA übersehen hat?«
Verwirrt blinzelte sie, dann lächelte sie entschuldigend. »Tut mir leid, ich wollte es nicht künstlich spannend machen. Die Daten über Alvarez selbst gaben nicht viel her, aber ich habe mich beim Kopieren der Dateien nicht auf ihn beschränkt, sondern alles mitgenommen, was die Region betrifft. Bisher ist offenbar keinem aufgefallen, dass sich dort einiges tut. Die Kurzzusammenfassung lautet, dass im letzten halben Jahr fünf Drogenlords von der Bildfläche verschwunden sind. In zwei Fällen hat Alvarez offen deren Gebiet übernommen, und ich bin ganz sicher, dass es sich in den anderen Fällen um Strohmänner von ihm handelt.«
Elizabeth gab ihm ein Zeichen, dichter heranzurücken und ließ sich von Google Earth den Bereich jenseits der Grenze zwischen Kalifornien und Mexiko anzeigen. Mit dem Mauszeiger umrahmte sie ein Gebiet. »Diese gesamte Region ist nach meiner Einschätzung jetzt in der Hand von Alvarez, vorher war es nur dieser kleine Bereich.« Sie umrahmte nun höchstens ein Drittel der vorherigen Fläche. »Und es kommt noch besser.«
Eigentlich reichte es Jay bereits, aber es brachte sie nicht weiter, wenn er vor der unangenehmen Wahrheit die Augen verschloss. »Was denn noch?«
»Du erinnerst dich an die Satellitenbilder von der Ranch, auf der Alvarez seinen Sitz haben soll? Joss war ja schon ziemlich von der Größe, der Komplexität und der Luftüberwachung beeindruckt, aber das Ganze geht noch viel weiter. Pass mal auf, was jetzt kommt. Dieses Foto ist keine zwei Kilometer von der Ranch entfernt aufgenommen worden.«
Sie klickte auf eine Datei, aber außer zwei planierten Streifen aus Sand mitten in der Wüste konnte Jay nichts Besonderes erkennen. »Das sieht aus wie ein Stück Straße, das im Nirgendwo anfängt und auch dort endet.«
Elizabeth verdrehte die Augen und zoomte das Bild dichter heran. Jetzt erkannte Jay seinen Irrtum. Es schien sich um einen provisorischen Flugplatz mit zwei Start- bzw. Landebahnen zu handeln, die lang genug waren, um dort selbst einen Airbus sicher herunterzubringen.
Er griff nach der Tastatur und veränderte den Zoomfaktor erneut. »Damit reicht sein Reich bis an den Pazifik heran. Ich könnte mir vorstellen, dass das Opium über dieses Flugfeld reinkommt, dann zu Heroin verarbeitet und anschließend über den Pazifik in die Staaten geschafft wird.«
»Das ist eine ziemlich gewagte Theorie, aber sie passt. Leider.«
Jay war noch nicht fertig mit seinen Überlegungen. »Ich befürchte, dass nicht Alvarez hinter dieser, nennen wir es
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