Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
unteren Chargen Gefechte um die besten Verkaufsplätze liefern und uns den einen oder anderen Tipp geben, um die Absatzwege eines anderen zu sabotieren. Der Knackpunkt ist das, woran Jenna gedacht hat. Die Drogenpipeline aus Kolumbien und Co. gibt nicht mehr her, als im Moment hier reinkommt. Was wäre, wenn Alvarez eine andere Quelle aufgetan hat, und sie ihn deshalb gewähren lassen? Es wäre typisch für einige der alten Drogenbosse, zu warten, bis Alvarez fest im Geschäft ist, und seinen Laden dann zu übernehmen. Da er sich nicht freiwillig zurückziehen würde, hätten wir hier allerdings bürgerkriegsähnliche Zustände, sollte es wirklich so weit kommen.«
Obwohl er sofort wieder eine neutrale, scheinbar entspannte Miene aufsetzte, hatte Elizabeth ihm angesehen, dass ihn etwas beunruhigte.
»Das ist es aber nicht, was dich stört, oder?«
Jay hob eine Augenbraue. »Bin ich so einfach zu durchschauen? Mir kam eben noch ein Gedanke, aber der hat nur indirekt mit unserem Thema zu tun.«
Die Tür flog auf und Jenna stürmte auf die gleiche Art und Weise ins Büro, wie sie es verlassen hatte. Elizabeth fragte sich, wie sie es in der kurzen Zeit geschafft hatte, drei Stockwerke zu bewältigen und sich in dem Labor noch nach der verschwundenen Analyse zu erkundigen.
Jenna knallte ein Blatt Papier auf den nächsten Schreibtisch. »So eine verdammte Schlamperei. Das Ergebnis ist nicht im System, und wenn Ken nicht alles noch einmal auf Papier ablegen würde, hätten wir es nie erfahren. Wieso ist uns nur nicht aufgefallen, dass die Analyse nie bei uns angekommen ist?«
Jay winkte ab. »Das lässt sich nicht mehr ändern, Jen. Kommt das Zeug aus Pakistan?«
»Genau. Pakistan oder angrenzende Regionen, also zum Beispiel ein Mohnfeld in Afghanistan als Ausgangsbasis für den Dreck. Damit ist unsere Theorie weiter untermauert. Und jetzt?«
Tina warf sich mit so viel Schwung die Haare zurück, dass Clive zurückzuckte. »Ich fasse das noch mal zusammen. Wir vermuten also, dass Alvarez eine günstige Quelle in Pakistan oder Afghanistan hat und das Zeug nach Kalifornien schmuggelt. Hier will er den alteingesessenen Drogenbossen nicht ins Gehege kommen und sucht sich neue Absatzwege, zum Beispiel über Fotostudios und Privatschulen. Einige aus dem Dunstkreis der alten Drogenbosse haben Angst, dass Alvarez Erfolg haben könnte, und versorgen uns mit Tipps, damit wir ihm das Geschäft verderben. Aber dann …« Tina nahm ihren Daumennagel zwischen die Zähne und nickte dann. »Ach so, doch verstanden. Alvarez wiederum weiß sich gegen uns zu schützen, weil irgendjemand vom FBI ihn mit Informationen versorgt. Und deshalb hatten wir auch bisher noch keinen Erfolg. Noch irgendwas vergessen?«
Jay schüttelte den Kopf. »Nein, perfekte Zusammenfassung, Tina. Jetzt lassen wir das Ergebnis erst mal sacken und essen was. Danach überprüfen wir, ob wir was übersehen haben, und denken übers weitere Vorgehen nach.«
Essen wäre pure Zeitverschwendung, aber Elizabeths Magen sah das anders. Ehe sie gegen das Vorgehen protestieren konnte, meldete er sich mit einem vernehmlichen Knurren, das Jay zum Schmunzeln brachte.
»Lass uns zusammen essen, es gibt da einen Punkt, den ich mit dir besprechen möchte.«
Als sie sah, wie genussvoll Jay von seinem Hamburger abbiss, verfluchte Elizabeth ihren Salat mit dem fettarmen Dressing und den spärlichen Hähnchenstreifen. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Blick von den goldenen, knusprigen Pommes angezogen wurde. Entschieden rief sie sich zur Ordnung. Die Dinger trieften vor Fett, rochen aber auch köstlich.
Während die anderen in dem Großraumbüro aßen, hatten Jay und sie sich in ihr Büro zurückgezogen. Bisher hatte er ihr jedoch noch nicht verraten, was es zu besprechen gab.
Nach einem Schluck Cola grinste er sie an und schob die Packung mit den Pommes in die Mitte. »Greif zu.«
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. »Danke. Was gibt es denn so Wichtiges zu besprechen?«
»Gleich. Es lief heute Morgen besser, als ich erwartet hatte. Wie hast du dich in unserer Truppe gefühlt?«
Die Frage überraschte sie. »Ist das ein Trick, um mich von den Pommes abzuhalten?«
Er lachte leise. »Nein. Am Anfang hast du dich erkennbar unwohl gefühlt, aber dann lief es doch richtig gut. Ich wollte nur wissen, ob ich damit richtig liege.«
Sein ehrliches Interesse erstaunte sie ebenso wie seine treffende Einschätzung. »Du liegst jedenfalls nicht verkehrt. Ich hatte bisher
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