Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
wo wir gerade dabei sind.« Er beugte sich weit über den Schreibtisch nach vorne. »Wieso bist du eigentlich sicher, dass ich nicht der Verräter bin?«
Weil das mittlerweile nicht nur ihr Vorgesetzter, sondern auch ihr Bauchgefühl sagte, aber das würde sie ihm nicht verraten.
»Bin ich das? Vielleicht täuschst du dich, und du stehst ganz oben auf meiner Liste, DeGrasse.«
»Das nehme ich dir nicht ab, dann würdest du nicht hier mit mir sitzen und mir meine Pommes wegessen.«
Verlegen betrachtete sie die leere Pappschachtel. Essen, vor allem ungesundes, war schon immer der perfekte Trost für sie gewesen, wenn sie unglücklich war. Ohne es zu bemerken, hatte sie die Pommes fast alleine verschlungen.
»War es das, was du mit mir besprechen wolltest?« Erschrocken senkte sie ihre Hand. Beinahe hätte sie jede Erziehung vergessen, und sich die Mischung aus Salz und Fett von den Fingern geleckt.
In Jays Blick flammte etwas auf, das sie nicht einordnen konnte, dann hoben sich seine Mundwinkel zu seinem unwiderstehlichen Grinsen. »Nur zu. Ich bewundere in der Zwischenzeit die wahnsinnig interessante Aussicht.«
Sie konnte nichts gegen das Kichern tun, das in ihr aufstieg, als er aufstand und scheinbar interessiert auf den Mitarbeiterparkplatz hinuntersah.
»Wahnsinn, der alte Pearson schafft es kaum, seinen Kleinwagen in eine Lücke zu bekommen, die groß genug für einen Truck wäre.« Schweigen. »Jetzt hat er es geschafft und korrigiert noch mal, weil er nicht exakt in der Mitte steht. Ob ich ihm ein Maßband bringen sollte?«
Ihre Beherrschung verschwand endgültig. Rasch säuberte sie ihre Hände mit einer Papierserviette und ging zu ihm. Der Mann, der ihre Spesenrechnungen stets akribisch auseinandernahm, fuhr tatsächlich aus der Lücke, um wieder zurückzusetzen.
»Der wievielte Versuch ist es?«
»Nummer vier. Aber noch erkenne ich keine Fortschritte. Das kann noch dauern.«
Ihre Hand fuhr zum Mund hoch, aber zu spät. Sie brach in lautes Lachen aus.
»Du bist gemein zu ihm.«
»Da, Nummer fünf. Wieder nichts.«
»Der arme Mann. Was hat er dir denn getan?«
Ein Bild völliger Empörung abgebend, fuhr er zu ihr herum. »Du redest doch immer von Effizienz. Weißt du, wie viel Zeit wir damit verschwenden, seine übertriebenen Anforderungen umzusetzen? Jenna ist auf einer Rechung sitzen geblieben, weil sie sich geweigert hat, den Realnamen eines Informanten anzugeben.«
»Du hast gerade Versuch Nummer sechs verpasst.«
»Mist. Hat er es geschafft?«
»Nö, noch nicht. Unsere Pause ist gleich vorbei, und du hast mir immer noch nicht gesagt, was du von mir möchtest.«
»Ich dachte, wir hätten mit der DEA einen Deal, dass wir zusammenarbeiten.«
»Haben wir auch, na ja, jedenfalls offiziell. Die Abmachung lautet, dass die Drogenbehörde froh ist, dass wir ihnen den Mist hier abnehmen, damit sie sich mehr aufs Ausland konzentrieren können.«
»Irgendeiner von denen spielt falsch. Die wussten, dass es eine neue Quelle gibt und dass der neue Stoff aus Pakistan stammt. Ich will wissen, was die wissen und was die gerade unternehmen. Ich vermute, dass sie uns an der kurzen Leine halten, weil sie Angst haben, dass wir ein faules Ei im Nest haben. Aber zumindest dir gegenüber sollten sie offen sein. Wir brauchen ihre Informationen, und zwar möglichst schon gestern.«
»Woher willst du das wissen? Ist das eine deiner gewagten Theorien?«
Sie standen so dicht nebeneinander, dass sich ihre Schultern berührten. In den letzten Stunden hatte sich ihr Verhältnis deutlich entspannt, aber Jay konnte und wollte ihr nichts von seinem Verdacht erzählen, dass sein eigener Bruder im Auftrag der DEA unterwegs war. Für ihn hatte sich das Puzzle aufgelöst, als Jenna mit der Analyse zurückgekehrt war. Luc hatte schon bei seinem letzten Aufenthalt in Afghanistan mit der DEA zusammengearbeitet, und es wäre typisch für ihn, dass er seine Kontakte genutzt hätte, um mehr über die Situation in San Diego zu erfahren. Wenn sich aus dieser Nachfrage sein sogenannter inoffizieller Gefallen ergeben hatte, ergab auch Scotts Reaktion einen Sinn, denn damit war er, Jay, indirekt für Lucs Auftrag verantwortlich, auch wenn er das von seinem Bruder nie gewollt oder verlangt hatte.
»Ich kann dir das nicht detailliert erklären. Und bis vorhin war mir der Zusammenhang selbst nicht klar.«
Dass Elizabeth die schwache Antwort nicht reichen würde, hatte er erwartet. Ihre gerunzelte Stirn sprach für sich. »Und was
Weitere Kostenlose Bücher