Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
euch zusammensetzt, ich möchte dabei sein.«
»Gut, und übermorgen werden Clive und ich uns den sauberen Mr Forrester, diesen Restaurantbesitzer, vornehmen. Danach wissen wir auch, ob Informationen aus diesem Gebäude fließen oder nicht.«
»Ich kann es kaum erwarten. Eins noch, ehe du Feierabend machen solltest. Kennst du eigentlich Jerry Hillman aus Washington D. C.?«
»Der Name kommt mir bekannt vor, der macht doch irgendwas in der Zentrale im Bereich Analyse, oder? Persönlich bin ich ihm nie begegnet. Warum?«
Das wäre wohl zu einfach gewesen, aber damit wusste sie immer noch nicht, warum Jerry Jay als Verdächtigen so vehement ausschloss. »Ach, reine Neugier.«
Als er seine Hand von ihrer Schulter nahm, hätte Elizabeth am liebsten protestiert. Erst an der Tür wandte sich Jay noch einmal um. »Einen schönen Abend, Beth. Deine Augen haben es nicht verdient, hinter der Brille verborgen zu werden. Du solltest öfter auf sie verzichten.«
Ehe ihr eine intelligente Antwort eingefallen war, schloss sich die Tür hinter ihm. Die meiste Zeit hatte er doch hinter ihr gestanden. Wieso waren ihm da ihre Augen aufgefallen? Sie wusste nicht, wie sie auf das Kompliment reagieren sollte, aber das warme Gefühl in der Magengegend musste vom Kaffee kommen. Alles andere war undenkbar. Für einen Augenblick erlaubte sie sich die Vorstellung, wie es wohl wäre, mit ihm oder dem gesamten Team zusammenzuarbeiten. Aber auch das war undenkbar.
Sie war es gewohnt, alleine klarzukommen. Ihre größte Stärke war es, in scheinbar unzusammenhängenden Details ein Gesamtbild zu erkennen, und genau diese Fähigkeiten benötigte sie hier. Die Antwort auf die Frage, ob es eine undichte Stelle gab und wer das war, musste in den Dateien auf dem PC zu finden sein. Deshalb war sie hier, oder genauer gesagt, deshalb hatte sie Jerry gebeten, ihr den Fall zu überlassen – weil die Aktenlage und die Aussicht auf einen Einsatz in Kalifornien sie gereizt hatten.
Aber ihre Begeisterung war schnell in Ernüchterung umgeschlagen. Sie erinnerte sich noch gut an die Begegnung mit Frank O’Leary, ihrem Vorgänger. Der Mann hatte sie von der ersten Sekunde an abgelehnt. Er war der Einzige, der wusste, worin ihre tatsächliche Aufgabe bestand, und vermutlich war er persönlich beleidigt, dass sie ihn quasi ersetzt hatte. Aber das war die Sache der Vorgesetzten in Washington gewesen und nicht ihre Schuld. Franks Unterstützung hatte nur darin bestanden, ihr den Zugriff auf sämtliche Daten zu ermöglichen. Das war’s dann aber auch schon gewesen. Seine geringschätzige Miene zum Abschied hatte für sich gesprochen.
3
Elizabeth blieb auf dem Flur stehen, sorgfältig darauf bedacht, sich außerhalb der Sichtweite der anwesenden Teammitglieder zu halten. Durch die offene Tür des Büros drang ein Mix aus Lachen und amüsierten Bemerkungen an ihr Ohr. Ernsthafte Arbeit sah anders aus. Jay hatte sie darüber informiert, dass sie sich gegen halb zehn Uhr zu einer Teamsitzung treffen wollten. Jetzt war es zehn und entweder waren Jays Leute schneller fertig als erwartet oder ihnen fehlte die richtige Einstellung. Wieso eigentlich Jays Leute? Sie war ihnen vorgesetzt, und das schloss auch den allseits beliebten Teamleiter ein. Vielleicht wurde es Zeit, ihre Arbeitsweise zu ändern und ihren Anspruch zu zeigen und im Zweifel durchzusetzen.
Den Sinn seiner Worte verstand Elizabeth nicht, aber Jays Stimme erkannte sie mühelos. Den anderen schien es gefallen zu haben, denn lautes Lachen drang aus dem Büro, in dem eigentlich ernsthaft gearbeitet werden sollte. Wieder einmal würde sie als Spielverderberin gelten, aber das ließ sich nicht ändern. Unwillkürlich ballte sie die Hand zur Faust. So war es schon immer gewesen. Die anderen hatten den Spaß, aber sobald sie sich dazugesellte, war es damit vorbei. Vielleicht hatte sie um sich herum eine unsichtbare Blase, die derartige Dinge im Keim erstickte. Sie kannte den Grund dafür nicht, aber da sie seit Jahren damit lebte, machte es keinen Unterschied, dass es hier genauso lief. Einen Augenblick lang gestattete sie sich, Jay um seine lässige Art zu beneiden, dann war sie darüber hinweg, straffte den Rücken und betrat, ohne eine Miene zu verziehen, das Büro.
Als ob sie bei einer Stereoanlage den Stecker herausgezogen hätte, verstummte das Lachen.
An Jays Manieren gab es nichts auszusetzen, er begrüßte sie direkt, während die anderen sich auf gemurmelte Bemerkungen oder ein knappes Nicken
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