Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
nicht übermäßig viel Gelegenheit, euch in Aktion zu sehen, und hätte nicht gedacht, dass ihr so strukturiert und professionell vorgeht.«
Zu spät merkte sie, wie ihre Worte wirkten. Ärger blitzte in seinen Augen auf. »Dann frage ich lieber nicht, wofür du uns gehalten hast. Hauptsache, du weißt jetzt Bescheid. Weißt du, ich habe auch ein Einzelbüro und halte trotzdem engen Kontakt zum Team. Wenn man sich etwas bemüht, funktioniert es.«
Die nächste Pommes zerquetschte sie fast zwischen ihren Fingern. Warum passierte es ihr ständig, dass sie andere vor den Kopf stieß?
»Ich habe nicht an euch oder euren Fähigkeiten gezweifelt, sondern nur an eure Methoden gedacht. Können wir es darauf beschränken, dass ich von denen positiv überrascht worden bin? Ansonsten ist die Botschaft angekommen, ich werde mich bemühen, nicht so viel Distanz zu wahren. Das hat aber weniger damit zu tun, dass ich nichts mit euch zu tun haben möchte, sondern liegt daran, dass dieses Ding mich am Schreibtisch festhält.« Sie deutete mit der misshandelten Pommes auf ihr Notebook. »Vermutlich wäre es besser für alle Beteiligten gewesen, wenn du meinen Job bekommen hättest.«
Das hatte sie nun ganz bestimmt nicht sagen wollen, auch wenn es der Wahrheit entsprach. Es war unüberlegt gewesen, sie als Vorgesetzte eines Teams einzuführen, da ihre eigentlichen Ermittlungen ihr gar keine Zeit ließen, sich in das Team zu integrieren. Davon abgesehen machte es keinen Sinn, Jay aus einem Job herauszudrängen, den er sehr gut erfüllte. Von den aktuellen Fehlschlägen der letzten Monate abgesehen, war er gut, sogar sehr gut, trotz seiner lässigen Einstellung. Aber irgendetwas hatte er an sich, das ihren Verstand nur noch im Sparmodus laufen ließ, sonst hätte sie sich nie zu so einem dämlichen Kommentar hinreißen lassen.
Seine Miene war unergründlich. »Ich wollte den Job nicht. Nicht zu diesem Zeitpunkt.«
Das hatte ihr natürlich kein Mensch verraten. Dass er die Beförderung abgelehnt hatte, zeigte eine völlig neue Facette an ihm.
»Du meinst, weil …« So richtig wusste sie nicht, was ihn dazu bewogen haben könnte.
»Das hätte wie eine Flucht nach oben gewirkt. Es liegt in meiner Verantwortung, die Probleme der letzten Zeit zu klären, und das werde ich auch tun.«
Es lag auf der Hand, wie wichtig ihm das Thema war, und der entschlossene Gesichtsausdruck sprach für sich. Niemand würde ihn in dieser Sekunde für verantwortungslos oder zu lässig halten, beides Dinge, die Elizabeth ihm in Gedanken mehr als einmal vorgeworfen hatte. Sie hasste sich für die nächsten Sätze, aber die Weichen waren von anderen gestellt worden.
»Du weißt, dass dir die Zeit wegläuft. Lange werden die da oben nicht mehr zu sehen, dass ihr von einer Sackgasse in die andere stolpert. Wenn wir Glück haben, wird sich eine andere FBI-Abteilung um unseren Fall kümmern, aber viel wahrscheinlicher ist es, dass die DEA die weiteren Ermittlungen übernimmt.«
»Wir haben jetzt einen echten Ansatzpunkt, und da ist noch der Typ, an dem Clive und ich dran sind.«
»Das ist kein Ansatzpunkt, sondern eine sehr wackelige Theorie. Wir hatten uns geeinigt, dass du die Sache mit Clive noch durchziehst, aber wenn das wieder ein Fehlschlag wird, war es das, weil dann offensichtlich ist, was du offenbar nicht sehen willst: Einer aus deinem Team spielt falsch.«
Jay biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefermuskeln deutlich hervortraten. »Wenn es mir gelingt, zu beweisen, dass die Theorie auf einer soliden Basis steht, möchte ich volle Rückendeckung haben, weiterzumachen.«
»Das kann ich dir nicht versprechen, und das weißt du. Es wurde genug Zeit und Energie in dieses Thema gesteckt. Ich bin die letzten Wochen jede Akte Punkt für Punkt durchgegangen, und abgesehen von dem heutigen Meeting gibt es nur eine Theorie, die solide ist: Einer aus deinem Team spielt falsch. Die Konsequenzen daraus muss ich dir nicht erklären.«
Falls sie den Schuldigen nicht fanden, würde das gesamte Team unter Generalverdacht stehen, und das bedeutete dann die Auflösung des Teams. Jeder von ihnen würde zukünftig mit einem Makel behaftet sein, sie würden andere, extrem anspruchslose und langweilige Aufgaben bekommen … All das hing unausgesprochen zwischen ihnen.
»Weißt du, es wäre eine Hilfe für uns, wenn wir wüssten, wo du eigentlich stehst. Es klingt bei dir, als ob du geradezu darauf wartest, dass man bei uns den Stecker herauszieht. Und
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