Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
leichtfertig aufs Spiel setzen, und damit kriegen wir sie.«
Das klang plausibel. Luc blieb nur die Hoffnung, dass Hamid recht behielt, und das war verdammt wenig.
Langsam, aber unaufhaltsam drangen pochende Kopfschmerzen in Jays Bewusstsein. Sekundenlang war er einfach nur erleichtert, dass er noch lebte, dann brach die Erkenntnis über ihn herein, dass er in höllischen Schwierigkeiten steckte. Er zwang seine Lider auseinander, aber aus dem Pochen hinter seinen Schläfen wurde sofort ein unerträgliches Stechen, sodass er den Versuch aufgab. Vorläufig. Gleichmäßig atmend, kämpfte er gegen die aufsteigende Übelkeit an. Stückweise kehrte die Erinnerung zurück. Der Wagen, der plötzlich nicht mehr reagierte. Die Kollision mit den Leitplanken. Die angeblichen Sanitäter. Der bittere Geschmack in seinem Mund und die Übelkeit deuteten darauf hin, dass er mit irgendwelchen Drogen außer Gefecht gesetzt worden war. Jedes Zeitgefühl war ihm abhandengekommen. Es konnte wenige Minuten, aber auch Stunden her sein, dass er und Elizabeth am Flughafen losgefahren waren. Elizabeth …
Die Angst um sie verstärkte die Übelkeit, und er musste sich zwingen, ruhig weiterzuatmen. Es war höchste Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen.
Durch die vorherige Erfahrung vorsichtiger geworden, öffnete er langsam die Augen einen Spalt. Wieder explodierten die Kopfschmerzen förmlich in seinem Schädel, aber dieses Mal war er darauf vorbereitet. Die Zähne fest zusammengebissen, um jeden Schmerzenslaut zurückzuhalten, wartete er, dass die verschwommenen Strukturen Kontur annahmen. Wie erwartet, oder eher befürchtet, war er alleine. Keine Spur von Elizabeth. Viel gab es nicht zu sehen. Ein absolut schmuckloser Raum, der auch grau blieb, nachdem sich seine Sicht geklärt hatte. Mühsam wälzte er sich auf die Seite und stemmte sich auf die Ellbogen hoch.
Ein Waschbecken an der Wand, die er mühelos mit dem ausgestreckten Arm erreichen konnte, ein Eimer und ein Brett, das mit Metallwinkeln fest in der Wand verankert war und wohl als Bett dienen sollte. Er selbst lag auf dem Fußboden, der aus getrocknetem Lehm oder ähnlichem Material bestand. Er musste kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass sie ihn durch die Tür gestoßen hatten und er hart auf dem Boden gelandet war. Seine Muskeln protestierten gegen jede Bewegung, dennoch zog er sich an dem Bett hoch. Unsicher schwankend hielt er sich an der Wand fest. Eine gute Handbreit über seinem Kopf war ein offener Schlitz, eine Art Fensterersatz, nicht einmal breit genug, dass ein Kind hindurchpasste, aber vielleicht bekam er wenigstens einen Anhaltspunkt, wo er sich befand.
In seinem Zustand kam es einem Zirkuskunststück gleich, auf das Bett zu klettern und nicht sofort rücklings wieder hinunterzustürzen, aber es gelang ihm. Als er nach draußen blickte, wünschte er sich, er hätte darauf verzichtet. Langsam drehte er sich um, rutschte mit dem Rücken die Wand hinab, bis er auf dem Bett saß, und kämpfte nicht länger nur gegen Übelkeit und Kopfschmerzen, sondern vor allem gegen die wachsende Verzweiflung an.
Das da draußen war nicht Kalifornien. Das Gebäude, in dem er festgehalten wurde, befand sich irgendwo mitten in der mexikanischen Wüste. Außer einigen Agaven und Kakteen hatte er nur Sand und Staub gesehen. Das war nicht gut. Wer sollte ihn hier finden? Selbst wenn er aus dieser verdammten Zelle herauskam, würde er ohne ausreichend Wasser und ein Fahrzeug keinen Tag dort draußen überleben.
Vielleicht lag es an den Auswirkungen des Betäubungsmittels, dass er kaum gegen die wachsende Resignation ankam. Er war nie der Typ gewesen, der leicht aufgab, allerdings war er bisher auch nicht mit derartigen Problemen konfrontiert worden. Wenn Luc die Gefangenschaft bei einem brutalen Taliban-Anführer überlebt hatte, würde es ihm auch gelingen, mit Alvarez fertigzuwerden. Zumindest das war sicher. Niemand außer diesem Mistkerl konnte hinter der Aktion stecken.
Jay verdrängte den Gedanken, dass Luc ohne die unerwartete Hilfe von Hamid und Jasmin seine Gefangenschaft kaum überlebt hätte. Das interessierte nicht, nur das Ergebnis zählte. Sein Ziel war klar: Er musste herausfinden, wo Elizabeth war, gemeinsam mit ihr fliehen und dann Alvarez und seinen verdammten Maulwurf endgültig ausschalten. Eine andere Alternative gab es nicht. Lebenslang hinter Gittern war kaum Strafe genug für diese Ratten, aber das würde reichen müssen.
Schwindelgefühle zwangen ihn
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