Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Hoffnungsschimmer, den er dringend brauchte. »Was hast du?«
»Ich bin auf ihren Server raufgekommen und habe mich dort zunächst willkürlich durch einige Mails geklickt. Das brachte nicht viel, weil ich die Sprache nicht kenne und es tausende Mails sind. Ich habe dann eine gezielte Suche gestartet. Weil mir nichts Besseres einfiel, habe ich deinen Nachnamen verwendet, und sofort einen Treffer gelandet. Einige Klicks weiter hatte ich dann einen Überblick. Es wurden Mails zwischen dem Hauptquartier in Mexiko und San Diego hin- und hergeschickt. Die sind prinzipiell verschlüsselt gewesen, aber nicht für jemanden, der schon auf dem Server drauf ist und deshalb die gleiche Routine …«
Luc hob eine Hand, »Die Technik ist mir egal. Den Inhalt bitte.«
»Natürlich, Luc, entschuldige. Es handelt sich um detaillierte Anweisungen für einige ihrer Leute in San Diego. Zum Glück auf Englisch. Sie haben den Wagen deines Bruders am Flughafen gesucht, gefunden und mit Sprengstoff präpariert. Es hagelte Ermahnungen, es nicht mit der Menge zu übertreiben, weil sie ihn lebend haben wollten. Das Ganze muss dann Ortszeit gestern Nachmittag ausgeführt worden sein. Es gibt eine Erfolgsmeldung und eine Nachricht, dass das Paket unterwegs sei. Die Kerle erfüllen jedes Klischee.« Kalil verzog den Mund zum Ansatz seines üblichen Grinsens. »Ich bin noch auf einen anderen Mailwechsel gestoßen. Leider auf Spanisch und die Übersetzungsfunktion von Google ergibt nur Blödsinn. Wenn ich den Sinn richtig verstanden habe, wollte jemand in San Diego, dass sie Jay aus dem Verkehr ziehen. Der Typ scheint mir der Drahtzieher zu sein. Aber die Mails sind extrem kurz und geben nicht viel her. Kannst du Spanisch?«
»Geht so, einer meiner Männer spricht es fließend. Kopiere alles, was dir interessant erscheint, und maile es ihm. Schneller kommen wir an keine Übersetzung heran.«
»Gib mir die Adresse, ich habe das schon vorbereitet. Bist du bereit, dir eine ziemlich abenteuerliche Idee anzuhören?«
Luc ahnte, in welche Richtung Kalils Überlegungen gingen. Sowohl bei Afghanen als auch bei Mexikanern waren persönliche Verhandlungen zwischen Geschäftspartnern ein Muss. Vielleicht konnten sie das ausnutzen. »Ich glaube, auf die bin ich schon selbst gekommen. Wir empfangen morgen das Flugzeug und geben uns als Nachfolger der Mexikaner aus. Ich werde sie überzeugen, mich mit nach Mexiko zu nehmen, um mit dem Boss persönlich über die Konditionen seiner zukünftigen Rohstofflieferungen zu verhandeln.«
Hamid schüttelte den Kopf. »Nur ansatzweise richtig, Luc. Du hättest keine Chance, das Flugzeug auf der anderen Seite der Erde lebend zu verlassen. Ich schon. Mein Name ist in der gesamten Region bekannt, und ich habe vor einigen Jahren selbst ein wenig mit Opium gehandelt. Mir werden sie zuhören und glauben, dass ich ihr neuer Ansprechpartner bin, dir alleine nehmen sie es nicht ab. Du sprichst unsere Sprache fließend und kennst unsere Gebräuche, aber das reicht nicht. Ohne mich hast du keine Chance, sondern wirst sofort für einen amerikanischen Spion gehalten, und damit liegen sie dann ja auch richtig.«
»Ich bekomme das hin. Das Ganze läuft im Zweifel auf ein Selbstmordkommando hinaus. Ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben riskierst.«
Hamid trat dicht an ihn heran und verschränkte die Arme vor der Brust. »Beleidige mich nicht, Luc. Es ist nicht weniger, als du vor einiger Zeit für meinen leichtsinnigen Bruder riskiert hast. Wir werden jeden Schritt sorgfältig planen und damit beginnen, einen der gefangenen Mexikaner zu überzeugen, mit uns zusammenzuarbeiten, damit der Pilot keinen Verdacht schöpft und landet. Der Rest wird sich finden. Überleg es dir, Luc. Du hast nur eine winzige Chance, Jay zu retten, vergib die nicht leichtfertig.« Als Luc schwieg und nicht sofort widersprach, lächelte Hamid. »Ich bin bereit, dir den schwierigsten Part zu überlassen.«
»Und der wäre?«
»Du informierst unsere Frauen über den Plan.«
Luc entkam ein Laut, der beinahe als Lachen durchging. Langsam nickte er. »Wir versuchen es, aber sobald ich der Meinung bin, dass das Risiko unverantwortlich ist, stoppe ich die Aktion. Das ist meine Bedingung.«
»Einverstanden. Wir haben bis morgen Mittag, um unseren Auftritt vorzubereiten. Das müsste reichen.« Hamid machte eine unbestimmte Handbewegung in Richtung Flugfeld. »Da draußen liegt Opium im Wert von mehreren Millionen US-Dollar. Das werden sie nicht
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