Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
wurden.
»Wenn du dich nicht länger wehrst, sondern akzeptierst, dass es für dich vorbei ist, hast du es schnell hinter dir. Überleg es dir, ob es nicht Zeit ist, aufzugeben. Die Typen sind ein anderes Kaliber als wir. Selbst ich würde mich nicht freiwillig mit ihnen anlegen.«
»Ich komme schon klar. Was ist mit ihr? Ich will nicht, dass sie unnötig leidet.« Jay neigte seinen Kopf in Elizabeths Richtung.
»Vergiss sie einfach. Sie gehört jetzt einem Kerl, dem man besser aus dem Weg geht.«
Jay blickte auf den Boden, aber erst nachdem er ihr unauffällig zugeblinzelt hatte. Offenbar lief es so, wie er es sich vorgestellt hatte. Beiläufig registrierte sie einen anderen Punkt. Der Blonde hatte mit ihr keine zwei Worte gewechselt, sondern ihr seine Anweisungen durch minimale Handbewegungen gegeben. Dem Wortwechsel mit Jay entnahm sie jedoch, dass der Blonde durchaus nicht völlig gewissenlos war und auf eine Art, die sie nicht nachvollziehen konnte, schien er einen gewissen Respekt vor Jay zu haben.
Frauen galten bei Alvarez’ Leuten anscheinend wirklich nichts, selbst wenn es sich um FBI-Agentinnen handelte. Aber deswegen würde sie sich nicht beschweren, denn keiner kam auf die Idee, auch sie zu fesseln. Lediglich einer der Mexikaner packte sie fest am Arm, als sie den Flur entlanggingen und schließlich einen Innenhof betraten. Auch mit dem Ort, an dem die Show abgehalten werden sollte, hatte Jay recht behalten. Hoffentlich ging es so weiter. In unmittelbarer Nähe des Zugangs war ein weißes Sonnensegel aufgespannt, darunter standen einige Stühle und ein Tisch mit eisgekühlten Getränken. Alvarez hielt sich dort auf und wirkte entspannt wie auf einer Party. Letztlich war es für ihn vermutlich auch nichts anderes.
Inklusive der Männer, die sie begleiteten, befanden sich nun zehn seiner Männer im Innenhof. Das waren zu viele. Elizabeths Angst wuchs, und sie ballte die Hände zu Fäusten. Selbst wenn er Hilfe bekam, die sie immer noch nicht sah, hatte Jay keine Chance. Hinzu kamen noch zwei Männer, die direkt neben Alvarez standen. Instinktiv schrak sie vor ihnen zurück. Nicht nur die Waffen, die sie am Oberschenkel trugen, sondern ihre Körperhaltung strahlte etwas Raubtierhaftes aus. Jetzt wusste sie, was der Blonde mit ›anderes Kaliber‹ gemeint hatte, und es gefiel ihr überhaupt nicht.
Energisch rief sie sich Jays Ermahnung ins Gedächtnis, aber sie konnte sich weder vorstellen, dem Mann zu trauen, der locker mit Alvarez plauderte, noch dem anderen, der mit unergründlicher Miene schweigend zuhörte. Unwillkürlich war sie stehen geblieben und erst, als der Mexikaner an ihrem Arm zerrte, ging sie weiter.
Als sie Alvarez beinahe erreicht hatten, drehte sich einer der beiden zu ihnen um. Fast wäre Elizabeth wieder stehen geblieben. Sie kannte den Mann, konnte sich aber nicht daran erinnern, woher. Dunkelbraune Haare, die ebenso zerzaust wie bei Jay waren, ein unrasiertes Kinn mit einem Drei-Tage-Bart und durchaus attraktive Gesichtszüge. Als er jetzt die Sonnenbrille abnahm, sah sie in braune Augen mit einem faszinierenden grünen Schimmer.
Er musterte sie von Kopf bis Fuß und sagte in einer Sprache, die sie nicht verstand, etwas zu seinem Begleiter, der jedoch den Kopf schüttelte.
»Schade, Lady. Hätte ich gewusst, dass sich eine FBI-Agentin als solche Schönheit entpuppt, hätte ich mich persönlich um Sie gekümmert.«
Jay brachte sich mit einem Schritt zwischen sie und den Unbekannten. »Lass sie in Ruhe.«
Das Lächeln des Mannes wurde boshaft. »Keine Sorge, ich werde ihr nichts tun. Denn leider habe ich mich dafür entschieden, mich um dich zu kümmern. Deine ausgesprochen nette Begleiterin werde ich meinem Freund überlassen, der ihre Vorzüge bestimmt zu schätzen weiß.«
Jay kniff die Augen zusammen und machte Anstalten, sich trotz der gefesselten Hände auf den Mann zu stürzen, doch der Blonde riss ihn zurück und zischte ihm eine Warnung zu.
Der Unbekannte lachte lediglich. »Das wird interessanter, als ich erwartet habe. Ich hätte eher mit Bitten und Flehen gerechnet.«
Erstmals mischte sich der zweite Mann ein, wieder in der unbekannten Sprache. Es klang für Elizabeth wie eine Ermahnung an den anderen, vorsichtig zu sein. Aber dann bemerkte sie, dass auch Jay aufmerksam zuhörte und schließlich kaum merklich nickte. Was ging hier vor? Und wer waren die beiden?
Alvarez gefiel es offensichtlich nicht, dass er nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand.
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