Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
zerrte ihn hoch. Jay wartete, bis Hamid ein Stück zurückgewichen war, dann sprang er ab, riss dabei seinen Fuß hoch und traf den Afghanen direkt am Brustbein, ehe Hamid eine Abwehrbewegung hinbekam. Obwohl sie auf der gleichen Seite standen, verschaffte es Jay eine gewisse Befriedigung, dass zur Abwechslung einmal nicht er am Boden lag. Als Hamid sich nicht rührte, stieg Angst in ihm auf. Der Tritt konnte durchaus tödliche Folgen haben, und er konnte nicht hundertprozentig einschätzen, wie stark er Hamid getroffen hatte.
Ehe er sich vergewissern konnte, dass es Hamid gut ging, explodierte die Welt um ihn herum. Eine Druckwelle hätte ihn beinahe von den Füßen gerissen, dann lag eine Mischung aus Sand und Staub wie eine Nebelwand über dem Innenhof.
Jay taumelte einen Schritt in Hamids Richtung, dann fand er sein Gleichgewicht wieder. Der Afghane richtete sich gerade auf und brach im nächsten Moment hustend wieder zusammen. Jay griff nach seinem Arm und zog ihn mit sich nach links. Dort, wo zuvor eine Mauer den Innenhof begrenzte, war jetzt nur noch ein Trümmerhaufen.
Hinter ihnen erklang Gewehrfeuer. Obwohl Hamid immer noch hustete, schaffte er es, über die Mauerreste zu klettern. Das war gut, denn Jays Kraft hätte nie gereicht, um ihn dort hinüberzuschaffen. Besorgt musterte er ihn, aber Hamid winkte, immer noch nach Luft schnappend, ab. Seite an Seite liefen sie weiter und erreichten den Parkplatz. Schwer atmend, lehnte sich Jay gegen einen Geländewagen.
Hamid hustete weiter, bekam aber schon wieder ein halbwegs gelungenes Grinsen hin. »Verdammt, ich kam gerade wieder zu Atem, als uns der Mist um die Ohren flog. Schlechtes Timing. Ich habe das Gefühl, einen Staubberg eingeatmet zu haben. Bist du in Ordnung?«
»Ja. Wie geht’s weiter?«
Hamid kam nicht dazu, die Frage zu beantworten. Die nächste Explosion erschütterte den Boden unter ihnen. Wie von Hamid nachts angekündigt, flog die Lagerhalle mit einer gewaltigen Stichflamme in die Luft. Im nächsten Moment kamen Männer auf sie zugelaufen. Als Jay nach dem Messer tastete, legte Hamid ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken.
»Wenn du seine Männer umlegst, wird dein Bruder verdammt sauer werden.«
Chris erreicht sie als erster. »Die drei Fahrzeuge ganz vorne sind startbereit. Los, beeilt euch, ehe sie unser Ablenkungsmanöver durchschauen.«
Jay wollte ihm gerade klarmachen, dass er ohne Elizabeth keinen weiteren Meter gehen würde, als Scott mit ihr auf sie zusprintete. Dann tauchte von links auch Luc auf.
»Sind wir vollzählig?«, rief sein Bruder schon von Weitem.
»Ja«, erwiderte Chris.
Widerstrebende Gefühle beherrschten Jay, dann hatte er sich entschieden. Elizabeth schien verwirrt, aber unverletzt. Er drehte sich zu Chris um, der ebenso wie Scott einen Palm in der Hand hielt. »Ist da der Treffpunkt mit dem Heli drauf?«
»Klar, glaubst du, ich sehe mir die Sportnachrichten an?«
Da jeder der SEALs über ein entsprechendes Gerät verfügte, konnten sie auf eins verzichten. Jay nahm ihm den Palm aus der Hand und riss ihm das Gewehr von der Schulter. »Das leihe ich mir. Lasst mir einen Wagen da. Wir treffen uns am Hubschrauber.«
Er ignorierte Elizabeths Schrei und Lucs Fluch und sprintete los. Nur am Rande bekam er noch mit, dass Hamid Luc davon abhielt, ihm zu folgen. Dafür würde er sich später bedanken, denn die Abrechnung mit Alvarez musste er allein erledigen – ohne Einmischung oder Hilfe seines Bruders. Das war ihm schlagartig klar geworden, aber ihm fehlte die Zeit für lange Erklärungen.
30
Elizabeth konnte nicht glauben, dass Jay tatsächlich zurückrannte. War er wahnsinnig geworden? Impulsiv fasste sie nach Scotts Arm. »Bitte, du musst was tun. Halte ihn auf.«
»So gerne ich das auch tun würde, ich kann es nicht, Beth. Es ist seine Entscheidung, und die müssen wir akzeptieren.«
»Aber das ist doch Selbstmord. Was soll das denn bringen?«
»Vermutlich will er sich Alvarez vornehmen.«
Elizabeth fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Genau das hatte sie nicht hören wollen, obwohl sie schon selbst darauf gekommen war. Sie widerstand dem Impuls, ihm nachzulaufen. Sie würde ihn nur noch mehr in Gefahr bringen. »So ein verdammter, verdammter Idiot! Ich könnte ihn umbringen!«
»Da bist du nicht die Einzige. Komm. Mal sehen, was der Boss dazu sagt.«
Einige Meter entfernt von den Fahrzeugen standen Hamid und sein Begleiter. Der Schwarzhaarige blickte mit versteinerter Miene in die
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