Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
»Er meinte, dass es sicherer sei, wenn ich so wenig wie möglich weiß, und dass du mir zum rechten Zeitpunkt erklären wirst, wer du eigentlich bist. Für mich wäre das jetzt.«
»Und für mich wäre das später.«
»Dann kannst du es vergessen, dass ich in irgendeiner Weise mit dir zusammenarbeite.«
»Und welche Alternative hast du?«
Seine unterschwellige Arroganz brachte sie zum Kochen, aber leider hatte er recht.
Ein leiser Pfiff erklang hinter ihr und sie wirbelte herum. Ein Mann mit Tarnkleidung in Wüstenfarben und voller Kampfausrüstung schwang sich durch das Fenster. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie Scott.
Er sah sich in dem Raum um, betrachtete den überdimensionalen Flachbildschirmfernseher und pfiff anerkennend durch die Zähne. »Nett hast du es hier, Boss. Sogar mit Playstation.«
»Du hast den Whirlpool im Bad noch nicht gesehen. Wie sieht’s aus?«
»Jay hält gut mit, aber wir sollten einen Zahn zulegen, ehe er schlappmacht. Er muss mehr eingesteckt haben, als Hamid bemerkt hat.«
»Nein, wir wussten Bescheid, aber es gab keinen Weg, beide dort gleichzeitig rauszuholen, und du weißt selbst, wie Jay seine Prioritäten setzen würde. Bring Beth in Sicherheit. Ich gehe zurück.« Er bedachte Elizabeth mit einem flüchtigen Lächeln. »Ihm vertraust du hoffentlich. Also, ab mit euch zu den Fahrzeugen.«
Scott warf ihm ein Headset und ein Gewehr zu. »Pass auf dich auf, Boss.«
Das war das zweite Mal, dass er den Unbekannten so ansprach. Elizabeth reichte es. »Was ist hier eigentlich los? Wer seid ihr, dass ihr mit Kazim zusammenarbeitet? CIA? DEA? Das ergibt doch keinen Sinn.«
Scott fasste sie am Arm. »Wenn wir hier raus sind, bekommst du jede gewünschte Erklärung. Jetzt haben wir keine Zeit. Oder willst du Jay noch mehr in Gefahr bringen?«
Natürlich nicht. Sie widerstand der Versuchung, ihm die Antwort ins Gesicht zu brüllen, sondern sprintete an ihm vorbei zum Fenster und sprang ohne Umschweife hinaus. Ungläubig drehte sie sich einmal im Kreis. Sie war anscheinend von der Hölle direkt im Paradies gelandet. Tropische Pflanzen umgaben einen traumhaften Swimmingpool. Blüten in allen möglichen Farben und zur Krönung zwei Papageien, die sie mit schief gelegtem Kopf anstarrten.
Wieder fasste Scott sie am Arm. »Ich kann mir vorstellen, wie das wirkt, aber komm jetzt. Es ist höllisch knapp.«
»Das sagtest du schon, aber ich habe keine Ahnung, in welche Richtung wir müssen.«
»Hier entlang.«
Jay schrammte mit dem Gesicht schmerzhaft über den mit Sand bedeckten Boden und blieb einige Sekunden benommen liegen, ehe er sich wieder hochrappelte. Hamids Nahkampf-Fähigkeiten waren beachtlich, vermutlich konnte der Afghane locker mit Luc und den SEALs mithalten, aber das half Jay auch nur bedingt weiter. Für Alvarez’ Männer musste es wirken, als ob Hamid ihn mit Beleidigungen überhäufte, stattdessen kündigte er seinen nächsten Schlag oder Tritt an, damit Jay ihm ausweichen oder die Wirkung nehmen konnte – sofern er schnell genug war. Ihr Ziel hatten sie jedenfalls erreicht. Die Aufmerksamkeit von Alvarez und seinen Männern konzentrierte sich auf sie. Sie konnten es anscheinend nicht erwarten, dass Hamid ihm den entscheidenden Todesstoß versetzte.
Wenn sie den Kampf nicht bald beendeten, konnte das durchaus passieren. Jay fiel es zunehmend schwerer, mitzuhalten. Er verzichtete mittlerweile bereits auf eigene Angriffe, die ihn nur Kraft gekostet hätten, und beschränkte sich auf das Abblocken der Schläge und Tritte – oder anders ausgedrückt, auf das reine Überleben.
»Es ist gleich vorbei.«
Jay blinzelte und wischte sich mit der Hand über die tränenden Augen, um den Staub zu entfernen. Er drehte den Kopf zur Seite, damit Alvarez nicht mitbekam, dass er Hamids Sprache nicht nur verstand, sondern auch sprach. »Wird auch allmählich langweilig.«
Während Hamid um ihn herumging, als ob er einen neuen Angriff plante, zwinkerte er Jay zu. Dann sprang er vor und erwischte ihn mit dem Fuß an der Brust.
Obwohl Hamid nicht voll durchgezogen hatte, ging Jay rückwärts zu Boden. Nach Luft ringend blieb er reglos liegen. Im nächsten Moment beugte sich Hamid über ihn. »Mach das gleich bei mir.«
»Mit Vergnügen«, brachte er hustend hervor.
Hamids Lächeln blitzte kurz auf. »Wenn es knallt, rennst du nach links, ignorier alles, was hinter dir geschieht. Aber erst muss es aussehen, als ob du mich erwischt hast.«
Hamid packte ihn am T-Shirt und
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