Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
ist.«
Unentschlossen nahm Elizabeth ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Jays drängende Bitte um Vertrauen konnte sie nicht leichtfertig abtun, obwohl er keine ihre Fragen beantwortete, und sie nicht begriff, warum er das tat. Sicher, wenn Alvarez sie unter Druck setzte, konnte sie nichts sagen, solange sie nichts wusste, aber das galt schließlich auch für Jay.
»Bitte, Beth. Versprich es mir.«
Seine Stimme klang undeutlich. Auch wenn er es abstreiten würde, war er müde und erschöpft. »In Ordnung, aber behalte du die Pistole.«
»Brauche ich nicht. Mir reicht das Messer. Hauptsache, du tust, worum ich dich bitte. Der Rest ist dann einfach. Morgen Mittag sitzen wir im Hubschrauber, morgen Abend am Pazifik.«
Das klang zu schön, um wahr zu sein. Sie wollte gerade einen neuen Versuch unternehmen, doch noch nähere Informationen von ihm zu erfahren, als Jay sich schwer an sie lehnte. Im nächsten Moment schlief er tief und fest, und Elizabeth hätte beinahe aufgelacht. Ernsthafte Sorgen schien er sich wirklich nicht länger zu machen, sonst hätte er energischer gegen die Müdigkeit angekämpft. Vorsichtig rückte sie von ihm ab, sodass er vernünftig auf dem Bett liegen konnte. Während sie seinen leisen Atemzügen lauschte, sortierte sie sämtliche Details. Übermäßig schwer war es nicht, zu einem Ergebnis zu kommen, das ihr gefiel. Seit Beginn ihrer Ermittlungen hatte Jay einen bestimmten Teil sorgfältig vor ihr verborgen, wobei er dies stets ehrlich zugegeben hatte.
Begonnen hatte das, als sie seinen Freund Scott und die anderen Männer bei Pedro getroffen hatten. Sie korrigierte sich. Eigentlich einige Stunden vorher, als plötzlich herauskam, dass die Drogen aus Pakistan stammten. Später hatten auch Joss und Jay einen Teil sorgfältig vor ihr geheim gehalten. Da Jay ihr gegenüber ansonsten völlig offen gewesen war, konnte es eigentlich nur einen plausiblen Grund für seine Verschwiegenheit geben. Jay hatte ja schon zugegeben, dass es bei dem Teil, den er ihr verschwieg, um seinen Bruder ging, der wiederum mit Scott befreundet war und in einem sensiblen Bereich tätig war. Jays Vater würde sich gewundert haben, dass sich keiner von ihnen meldete, und es war naheliegend, dass er sich dann an Scott gewandt hatte. Damit schloss sich dann der Kreis, auch wenn sie immer noch nicht wusste, für wen Scott und Jays Bruder arbeiteten. Himmel, warum mussten Männer die Sache eigentlich immer so kompliziert machen? Allerdings hatte sie das dumpfe Gefühl, dass die Lösung nicht ganz so einfach war. Dafür hatte er einmal zu oft darauf hingewiesen, dass sie ihm vertrauen sollte, auch wenn die äußeren Umstände dagegen sprachen.
Jay bewegte sich unruhig neben ihr. Rasch umfing sie ihn mit ihren Armen und sorgte dafür, dass er sich bequem ausstrecken konnte. Ohne aufzuwachen zog er sie eng an sich und kuschelte seinen Kopf an ihre Brust. Damit konnte sie leben. Zärtlich streichelte sie ihm über die zerzausten Haare. Wahrscheinlich würde er es vehement abstreiten, aber es war offensichtlich, dass er am Ende seiner Kräfte angelangt war. Obwohl sie jetzt Hilfe hatten, würde der nächste Tag nicht einfach werden, und jede Minute Ruhe konnte ihm helfen.
29
Elizabeth war schlagartig wach, als sie draußen Motorengeräusche hörte. Ihr Zimmer war in helles Licht getaucht, keine Spur von der Dunkelheit der Nacht. Die Sonne musste schon vor längerer Zeit aufgegangen sein. Jay schlief immer noch tief und fest, aber nun enthüllte die Helligkeit das wahre Ausmaß seiner Erschöpfung. Er war kreidebleich, seine Gesichtszüge sahen erschreckend hager aus und tiefe Falten zeigten sich in seinen Augenwinkeln. Bisher hatte er schlafend immer entspannt und sorglos gewirkt, dieses Mal hatte sie das Gefühl, dass er selbst jetzt noch kampfbereit war.
Er hätte sich besser die gesamte Nacht ausgeruht, als auf Erkundungstour zu gehen und vorher noch mit ihr … Wütend über sich selbst biss sie sich auf die Lippe. Nun war es zu spät, sie hätte vorher an seine Gesundheit denken müssen. Er lag immer noch halb auf ihr, sein Kopf auf ihrer Brust, und sie rührte sich nicht, aus Angst ihn zu wecken. Der Schnitt an seinem Hals war bereits verschorft und unter dem Rand seines T-Shirts kaum zu erkennen. Die Blutflecken fielen auf dem schwarzen Stoff kaum auf, dennoch jagte der Anblick ihr einen Schauer über den Rücken. Wie viel Zeit mochte ihnen bleiben, ehe es losging? Und was würde dann geschehen?
Jay bewegte
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