Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Richtung, in der Jay verschwunden war. Hamid redete leise auf ihn ein, leider in der Sprache, die Elizabeth nicht verstand. »Worum geht es bei den beiden?«
»Ich verstehe leider nur einige Brocken Paschtu. Soweit ich das mitbekomme, macht Hamid ihm gerade klar, warum Jay so handeln muss. Er hat selbst einen jüngeren Bruder, der zu solchen Aktionen neigt.«
Als Scott neben ihnen stehen blieb, endete das leise Gespräch. »Ich will ja nicht stören, aber es wird Zeit für eine Entscheidung.«
Scotts Boss nickte knapp. »Ich weiß. Wir ziehen uns zurück und warten am Treffpunkt auf diesen verdammten Idioten.«
Das durfte doch nicht wahr sein. Allein hatte Jay überhaupt keine Chance. »Das könnt ihr nicht machen. Ihr müsst ihm helfen.«
Der Schwarzhaarige nahm seine Sonnenbrille ab und Elizabeth verschlug es die Sprache. Blaue Augen, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit Jays hatten, blickten sie an. »Wir haben keine Wahl. Es wird nicht lange dauern, bis sie uns hier entdecken, und der Platz ist nicht zu halten. Alvarez’ Männer sind in der Überzahl und verdammt gut bewaffnet. Wenn wir es auf eine direkte Konfrontation ankommen lassen, haben wir ernsthafte Probleme. Jay hat sich entschieden.« Er lächelte Hamid grimmig zu. »Und wie mir gerade klargemacht wurde, ist er kein Kind, Beth. Er weiß, was er tut. Vertrau ihm, auch wenn es schwerfällt.« Er zögerte kurz. »Es ist seine Art, damit fertigzuwerden, was sie ihm angetan haben.«
Er wandte sich ab und signalisierte seinen Männern mit einigen Handbewegungen das weitere Vorgehen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als Scott zu einem der Geländewagen zu folgen. Er hielt ihr bereits die Tür auf und deutete auf den Rücksitz. Wortlos kletterte sie hinein, während sich ihre Gedanken überschlugen. Die Ähnlichkeit sprach für sich, der Schwarzhaarige musste einer von Jays Brüdern sein. Nachdem sie bereits zwei kennengelernt hatte und Dom, den letzten der Brüder, zumindest von Bildern her kannte, blieb nur einer übrig. »Du bist Luc, oder?«, fragte sie, kaum dass er hinter dem Steuer saß und Hamid sich auf den Beifahrersitz geworfen hatte.
»Richtig. Das war jetzt nicht so schwer, oder?«
Er beschleunigte den Wagen so stark, dass sie sich am Haltegriff über dem Fenster festklammern musste. Eigentlich hätte sie zu seiner Art und vor allem seinem Fahrstil noch einiges zu sagen gehabt, leider war dies der falsche Zeitpunkt. Eine Frage konnte jedoch nicht länger warten. »Für wen arbeitest du? Und vor allem, wieso arbeitet ihr mit einem …« Sie schluckte im letzten Moment eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für Hamid hinunter. Es war offensichtlich, dass Luc und Hamid eng befreundet waren. Siedend heiß fiel ihr ein, dass Jay den Afghanen auch kannte und sie gebeten hatte, ihm zu vertrauen. Das ergab keinen Sinn, denn es war eine unumstößliche Tatsache, dass er ganz oben auf der Fahndungsliste des FBI stand.
Keiner der drei Männer ging auf ihre Frage ein. Der Ärger, der in ihr aufstieg, war die ideale Ablenkung von ihrer Angst um Jay. Sie jagten in einer Staubwolke über eine holprige Piste, als ob sie für das nächste Formel-1-Rennen trainierten, aber das änderte nichts daran, dass sie Jay zurückließen und ihr niemand die fälligen Fragen beantwortete. Sie war kein kleines Kind, sondern eine FBI-Agentin, und würde sich das keine Sekunde länger gefallen lassen.
Ohne den Haltegriff loszulassen, beugte sie sich vor, aber Scott fasste nach ihrem Arm und zog sie zurück. »Nicht jetzt, Beth. Warte, bis wir beim Treffpunkt sind.«
Verdammt, dieser Mann schien sie jedes Mal zu durchschauen. Schon im Krankenhaus hatte er immer gewusst, was sie dachte. Der Geländewagen raste durch ein Schlagloch, und wenn Scott sie nicht festgehalten hätte, wäre sie schmerzhaft mit dem Vordersitz zusammengestoßen. Ein vernünftiges Gespräch war unter diesen Umständen kaum möglich, sodass sie sich zähneknirschend zurückhielt – vorerst.
In der Ferne konnte Elizabeth die Silhouette von Bergen erkennen und fragte sich, ob das ihr Ziel war. Vermutlich schon. Wo sollte sonst ein Hubschrauber ungesehen landen? Die Staubwolke, die sie hinter sich herzogen, war weithin sichtbar und verhinderte, dass sie erkennen konnte, ob sie verfolgt wurden. Sie wollte ihre Bedenken gerade äußern, als Luc das Mikrofon seines Headsets ausrichtete.
»Chris, setz dich ab und stell sicher, dass wir keinen Schatten haben.«
Der Wagen vor ihnen scherte aus und
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