Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
jagte, ohne das Tempo zu drosseln, in einem Halbkreis über die Wüste. Steine wurde hochgeschleudert und Pflanzenreste flogen durch die Gegend. Sie selbst fuhren wenigstens auf einer Art Piste, die trotz der Spurrillen und Löcher als Straße durchging. Unwillkürlich fragte sie sich, wie lange der Wagen diese Beanspruchung aushielt. Sie konnte nur hoffen, dass Chris wusste, was er dort tat. Es dauerte nicht lange, und sie verlor das zweite Fahrzeug aus den Augen. Da keine weiteren Gespräche über Funk erfolgten, schien die Sache geklärt zu sein.
Wesentlich schneller als Elizabeth erwartet hatte, lagen die Berge dicht vor ihnen. Ein holpriger Serpentinenpfad schraubte sich einen steilen Abhang hoch. Bald ging es dicht neben ihnen etliche Meter in die Tiefe. Solche Strecken gingen in Ordnung, solange sie am Steuer saß, aber allmählich musste sie hart schlucken, um ihren Magen unter Kontrolle zu halten. Dank der Satellitenaufnahmen, die sie zusammen mit Joss in New York studiert hatten, wusste sie, dass sie sich inmitten der Sonorawüste befanden, wobei sie auf eine derartig enge Bekanntschaft mit der Landschaft hätte verzichten können. Als Tourist mit Jay an ihrer Seite hätte sie vielleicht die Vegetation bewundert, der es gelang, unter den widrigen Umständen zu überleben, aber so wollte sie nur weg. Luc sagte leise etwas zu Hamid, das ihn zum Lachen brachte. Da sie wieder einmal Paschtu miteinander sprachen, verstand sie natürlich kein Wort. Eigentlich sollte sie den beiden dankbar für die Rettungsaktion sein, stattdessen gingen ihr die Männer auf die Nerven.
Unerwartet drehte sich Hamid um und lächelte. »Nur noch höchstens fünf Minuten, dann haben wir das Ziel erreicht.«
Ihr gelang nur ein knappes Nicken. Hamid schien etwas anderes erwartet zu haben, hob dann lediglich eine Augenbraue und sah wieder nach vorne. Nun, sie konnte ihm kaum sagen, dass sie schon die Sekunden zählte, bis sie endlich der Enge des Wagens entkommen konnte und vor allem der Nähe ihrer Begleiter, von Scott vielleicht einmal abgesehen.
Luc hatte den Wagen hinter einigen Felsen, die einen natürlichen Sichtschutz für ein erstaunlich großes Plateau boten, kaum zum Stehen gebracht, als sie schon heraussprang und tief durchatmete.
Als der Motor erstarb, herrschte sekundenlang eine beinahe unnatürliche Stille. Dann wurden Wagentüren zugeschlagen und Schritte erklangen. Luc blieb neben ihr stehen und reichte ihr eine Wasserflasche. Ihr Durst siegte über das kindische Verlangen, ihm zu sagen, was er mit seinem Angebot machen konnte. Aber ein paar Schlucke reichten. Es war Zeit, einige grundlegende Dinge zu klären. Statt ihm die geplante Frage zu stellen, sah sie sich ratlos um. »Wo ist Chris mit seinem Wagen?«
»Der ist in knapp fünf Minuten hier. Er sollte sicherstellen, dass uns niemand folgt. Dieses Plateau ist zwar gut zu verteidigen, aber ich möchte kein Risiko eingehen.«
»Wann kommt der Hubschrauber?«
»In gut einer Stunde. Wir waren schneller als ursprünglich geplant. Außerdem muss der Pilot sämtliche mexikanischen Radaranlagen umgehen, weil der Einsatz nicht offiziell angemeldet oder abgestimmt ist. Solange wir nicht wissen, wen Alvarez auf mexikanischer Seite und beim FBI bestochen hat, wäre das zu gefährlich gewesen. Von der Aktion hier wissen nur eine Handvoll Leute.«
Von den ausführlichen und offenen Antworten überrascht, schwieg Elizabeth. Ihr Ärger verflog, aber dadurch kehrte die Angst um Jay zurück. Sie verzog den Mund. »Auch wenn du seine Gründe verstehst, wäre es mir lieber, du hättest Jay notfalls mit Gewalt zurückgehalten. Das ist doch Wahnsinn!«
Lucs Mundwinkel hoben sich. Bisher hatte sie ihn schon für gut aussehend gehalten, aber mit diesem Grinsen war er unwiderstehlich. »Ich habe durchaus mit dem Gedanken gespielt, ihn einfach niederzuschlagen. Aber das hätte er mir niemals verziehen. Und überrascht dich seine Aktion wirklich?«
Sie war zu ehrlich, um dies abzustreiten. Im Prinzip verstand sie Jay, und der Alleingang passte zu ihm. Trotzdem blieb die Angst. Fahrig rieb sie sich mit der Hand über das Gesicht. Wenn er bloß schon hier wäre.
Hamid trat zu ihnen. »Ich sichere mit Scott die Zufahrt.«
Luc wehrte ab. »Das kann ich auch übernehmen.«
»Lass mal. Du bist ja nicht in Gefahr, vom FBI verhaftet zu werden.« Er zwinkerte Elizabeth zu und berührte Luc kurz am Rücken. »Mach dir nicht so viele Sorgen, mein Freund. Jay ist clever und gut. Er wird es
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