Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
genug ist, um die Gefangenen mitzunehmen, ist es in Ordnung, sie zurückzulassen. Aber hör endlich auf, über meinen Kopf hinweg zu entscheiden. Allmählich werde ich ernsthaft sauer.« Als nächstes war Hamid dran, ihre Miene war jedoch wesentlich freundlicher, als sie ihn ansah. »Meinst du, dein Bruder könnte uns noch einmal helfen? Das Notebook ist bestimmt mit neuester Sicherheitstechnik geschützt, und ich komme anscheinend in nächster Zeit nicht an meine Ausrüstung ran. Es wäre fatal, wenn wir die Daten zerstören, ehe wir sie analysiert haben.«
Sichtlich erstaunt und ungläubig sahen sich Luc und Joss an, während Hamid lächelnd nickte. »Das wird er bestimmt machen.«
Mit Schwung warf Elizabeth ihre Haare zurück. »Es grenzt trotzdem an Freiheitsberaubung. Aber was spricht dagegen, das Beste daraus zu machen?«
Sie drehte sich um und ging mit hocherhobenem Kopf zurück zum Jeep. Jay verkniff sich über ihren Abgang ein Lachen, das sie vermutlich falsch interpretiert hätte. Selten hatte er seinen Bruder so ratlos gesehen. Ihn hingegen wunderte es nicht, dass Elizabeth die Lage perfekt analysiert und den einzig richtigen Schluss gezogen hatte.
»Kalil war auch mein erster Gedanke, aber ich hätte nie gedacht, dass sie …«, begann Luc.
»Dann solltest du aufhören, sie zu unterschätzen.«
Der Lärm im Inneren des Hubschraubers war erträglich, die Gesamtsituation hingegen nicht. Elizabeth war kurz davor durchzudrehen, und noch lag eine gute Stunde Flugzeit vor ihr. Auf dem Sitz neben ihr schlief Jay. So sehr sie ihm auch die Erholungspause gönnte, hätte sie sich gewünscht, er wäre wach und würde sie ablenken.
Ihre Überlegungen drehten sich ergebnislos im Kreis, und sie kam nicht weiter. Die Möglichkeit, dass Luc Recht haben könnte und sie beim FBI in Gefahr gerieten, war nicht auszuschließen. Trotzdem rechtfertigte das keineswegs Lucs Auftreten oder Verhalten. Oder vielleicht doch? Wer stand in der Hierarchie beim FBI weit genug oben, um gegen sie zu intrigieren, obwohl die Fakten doch für sich sprachen? Konnte es wirklich sein, dass Jerry Hillmann sie verraten hatte?
Jerry war für sie weit mehr als ein Vorgesetzter, deshalb war der Gedanke unerträglich und schmerzte. Dennoch konnte sie ihn als Verdächtigen nicht ausschließen. Verdammt, sie brauchte ihren Computer um herauszubekommen, was aktuell beim FBI lief. Vielleicht bekam sie so einen Hinweis, wer überhaupt in der Lage war, derartige Aktionen loszutreten. Wenn Scott und Jenna richtiglagen, hatte jemand ihre Entführung ausgesprochen geschickt als Unfall dargestellt und anschließend die Beweise manipuliert. Nicht viele verfügten über derart viel Einfluss und wussten, wie sie das hinbekamen. Peter Dempsey, den örtlichen Chef des FBI, schloss sie aus. Der war zwar ein unfähiger Idiot, aber kein Verräter. Aber er spielte eine Rolle. Nachdenklich sah sie aus dem Fenster, dann war sie sicher, dass der Verräter jemand sein musste, dem Dempsey vertraute und der ihn manipulierte.
Seufzend lehnte Elizabeth sich zurück. Egal, wie oft sie jeden Punkt wieder und wieder durchging, ohne zusätzliche Informationen kam sie nicht weiter. Hoffentlich war Hamids Bruder am PC wirklich so gut, wie sie hoffte. Es gehörte einiges dazu, sich über das Internet in einen gut gesicherten PC zu hacken, und sie brannte darauf, die Daten auf Alvarez’ Computer durchzugehen. Irgendwo dort würden sie die Antworten finden, und bis dahin mussten sie sich gedulden, auch wenn ihr das ungeheuer schwerfiel.
Sie brauchte dringend eine Ablenkung. Seitdem der Hubschrauber gestartet war, führte Luc ein Telefonat nach dem anderen oder diskutierte mit Joss. Ihr war nicht entgangen, dass der DEA-Agent sich daran schuldig fühlte, dass Jay und sie in Alvarez’ Hände geraten waren. Jay hatte ihm schon mitgeteilt, wie schwachsinnig das war, aber überzeugt schien Joss noch nicht zu sein. Die SEALs nutzten die Gelegenheit und schliefen. Kein Wunder, mittlerweile hatte sie mitbekommen, dass die Männer seit fast zwei Tagen keine Minute Schlaf bekommen hatten. Sie waren mit dem Fallschirm abgesprungen, hatten etliche Kilometer durch die Wüste zurückgelegt und sich dann noch unauffällig auf der Ranch verteilt. Die Pause hatten sie sich verdient, und sie konnte kaum Timothy oder Scott wecken, nur weil sie sich langweilte und etwas brauchte, um ihre Unruhe in den Griff zu bekommen.
Blieb noch Hamid. Suchend blickte sie sich um und stutzte dann. Der
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