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Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)

Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)

Titel: Jay: Explosive Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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müssen.
    Er fand Hamid auf dem Bootssteg. Sein Freund warf gedankenverloren kleine Steine ins Meer und drehte sich nicht um, als Luc sich ihm näherte. Selbst als er sich neben ihn setzte, reagierte Hamid nicht.
    Wortlos stellte Luc die Dosen ab und wartete. Seine Geduld wurde überraschend schnell belohnt. Hamid stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen Lachen und Seufzen angesiedelt war. »Willst du nicht endlich fragen, ehe du daran erstickst?«
    »Nein, will ich nicht. Ich hatte eigentlich vor, das zu tun, aber ich überlasse es dir, ob und was du mir erzählst. Mich interessiert nur, was du trinken möchtest. Ich weiß nicht, ob ein Bier für dich in Ordnung geht.«
    Hamid griff nach der Bierdose und öffnete sie. »Ich habe was gegen Erinnerungslücken und Kopfschmerzen am nächsten Tag. Aus dem Alter bin ich raus, aber es spricht nichts gegen ein, zwei Bier.« Er grinste schief. »Meinetwegen auch drei oder vier. Ich akzeptiere jeden, der aus religiöser Überzeugung oder sonstigen Gründen darauf verzichtet, aber ich tue das nicht.« Er schwieg kurz und lächelte dann. »Danke für dein Vertrauen. Es ist nicht so, dass ich dir absichtlich etwas verschwiegen habe. Ich erinnere mich nur nicht gern daran, was ich alles hinter mir gelassen habe. Alima und mein Sohn wiegen natürlich sehr vieles auf. Dennoch, ich liege oft zu Hause wach und überlege mir, wie anders unser Leben verlaufen wäre, wenn wir als Familie hier leben würden. Ich habe an der UCLA studiert und hatte schon ein hervorragendes Jobangebot in der Tasche. Zwei Wochen vor dem Abschluss kam der Anruf meines Vaters. Er konnte meine Mutter nicht alleine lassen, trug aber auch die Verantwortung für die Familien im Dorf. Das war’s. Ich musste sofort zurück. Wenn du willst, kannst du die Angaben überprüfen. Du müsstest sogar bei Google fündig werden. Allerdings habe ich hier den Namen meiner Mutter benutzt. Und das ist auch der Name, der in meinem britischen Pass steht.« Hamid trank einen langen Schluck und starrte wieder auf das Meer.
    Luc glaubte ihm jedes Wort, und konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was sein Freund aus Pflichtgefühl hinter sich gelassen hatte. »Du hast recht. Alima und Bassir sind es wert. Und wir werden einen Weg finden, dass ihr ganz normal hier Urlaub machen könnt. Du weißt, dass du mit deiner Familie hier jederzeit willkommen bist. Vielleicht gelingt es nicht heute oder morgen, aber irgendwann. Wie sieht’s nun aus? Lust auf einen kurzen Trip mit dem Boot? Einige Minuten entfernt von hier können wir mit Delfinen schwimmen. Ehe es dunkel wird, rechne ich mit keinerlei Angriffen, wenn sie überhaupt herausbekommen, wo wir stecken. Außerdem sind meine Jungs bereits in Stellung und sorgen für Sicherheit.«
    Hamid sprang auf und wirkte einige Sekunden lang wie ein unbeschwerter Student. Mit einem breiten Grinsen schwang er sich in das Speedboot. »Worauf wartest du? Mach die Leinen los. Das Steuer übernehme ich. Du darfst mir sagen, wo es hingehen soll.«
    Froh, dass er sich nicht in seinem Freund getäuscht hatte, salutierte Luc lässig. »Aye, Captain.«
    Elizabeth ging durch den immer noch warmen Sand bis direkt ans Meer. Der Mond spiegelte sich in dem dunklen Wasser, und der Himmel war übersät mit Sternen. Obwohl es bereits nach zehn Uhr abends war, lagen die Temperaturen noch über zwanzig Grad, und es war einfach traumhaft. Früher hätte sie diesen Moment alleine genießen können, jetzt fehlte ihr Jay, mit dem sie ihre Gefühle teilen wollte. Es war verrückt, in wie kurzer Zeit er sich in ihr Herz geschlichen hatte. Es war erst wenige Tage her, da hatte sie ihn für die größte Nervensäge Kaliforniens gehalten. Aber vielleicht war das auch nur Selbstschutz gewesen, um nicht seinem Charme und seiner Anziehungskraft zu erliegen.
    Keinen der Männer im Haus schien es zu interessieren, dass Jay seit Stunden verschwunden war. Nachdem ihre eigenen Nachforschungen am Computer zunächst abgeschlossen waren und Kalil noch eine Theorie überprüfen wollte, über die er sich in Stillschweigen hüllte, hatte sie nichts mehr zu tun gehabt, und ihr fehlte die Geduld, noch länger auf Jays Rückkehr zu warten. Luc hatte ihr eine Taschenlampe mitgegeben, aber die brauchte sie nicht. Mond und Sterne spendeten genug Licht, um am Wasser entlang zu den flachen Klippen zu wandern, die Lucs Grundstück an dieser Seite begrenzten.
    Vorsichtig kletterte sie über die ersten Felsen hinweg und entdeckte Jay.

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