Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Aber andererseits funktionierte das Spiel auch andersherum, und ab und zu brauchte Luc einen Dämpfer.
»Wie gut, dass die SMS von Hamid und natürlich die von Scott erst nach dem Aufstehen kamen, sonst hätte ich bestimmt auf den Weckservice verzichten müssen.«
Kaum merklich verriss Luc das Lenkrad. »Ich habe nicht gesagt, dass Scott mir eine SMS geschickt hat.«
»Brauchst du auch nicht. Seit dem Abflug belastet es dich, dass du dich nicht mit Jay ausgesprochen hast. Und da ihr Brüder zu dickköpfig seid, um die Angelegenheit zu klären, hält Scott dich auf dem Laufenden. Verrätst du mir jetzt, was es Neues gibt?«
»Natürlich, hätte ich eh schon längst tun sollen. Tut mir leid, Jamila, ich bin selbst noch dabei, die Fakten zu sortieren, komme aber keinen Schritt weiter. Ich dachte, Jay wüsste, dass die Drogen aus dem Grenzgebiet Afghanistan – Pakistan stammen. Anscheinend wusste das aber nur die DEA, und nicht das FBI. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen haben die Idioten von der DEA Jay beschattet, was ihm oder eher Scott nicht entgangen ist.«
Jasmin schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn. Weiß er denn, dass du mit der DEA gesprochen hast und eigentlich wegen denen hier bist?«
»Ich bin in erster Linie deinetwegen hier und um ein paar Freunde zu treffen.«
Jasmin beschränkte sich auf einen vielsagenden Blick, der seine Wirkung nicht verfehlte.
»Ich fürchte, Jay weiß, dass ich mit der DEA gesprochen habe. Dabei ist Joss, mit dem ich über den ganzen Mist geredet habe, in New York und hat mit San Diego nicht das Geringste zu tun. Aber das kann Jay nicht wissen und wird vermutlich das Schlimmste annehmen. Außerdem mache ich mir Sorgen. Ich habe den Eindruck, dass er sich sozusagen mitten im Kreuzfeuer befindet, und nicht weiß, wer auf ihn schießt. Zum Glück ist das im Moment nur bildlich gesprochen, aber ich mache mir Sorgen um ihn und habe Angst, dass die Lage weiter eskaliert.«
»Das mag sein, aber du vergisst nur allzu gerne, dass er erwachsen und zusätzlich noch ein ausgebildeter FBI-Agent ist. Jay kann auf sich aufpassen, Luc.«
»Das weiß ich.« Lucs Kiefermuskeln waren auffällig angespannt, aber dann zeigte sich kaum merklich sein Grinsen. »Also, theoretisch weiß ich es. Es mag sein, dass ich es zeitweise ein wenig verdränge. Aber was soll ich tun? Er ist und bleibt mein kleiner Bruder. Und letztlich habe ich nur Joss, also einen Freund, gefragt, ob er weiß, was in der Szene in San Diego gerade los ist. Der Rest ist ein Riesenmissverständnis zwischen Jay und mir.«
»Und zwar, weil ihr nicht miteinander geredet habt.«
»Hast du eigentlich die Ziege da drüben gesehen? Schon unglaublich. Wie die wohl auf den Felsen raufgekommen ist?«
Jasmin prustete los. Nur Luc brachte es fertig, ein Ablenkungsmanöver wie ein Schuldeingeständnis klingen zu lassen und sie damit auch noch zum Lachen zu bringen. Dabei war das Thema eigentlich viel zu ernst. Sie hasste die Vorstellung, dass Luc sich auf einen riskanten Alleingang begab. Sein Beruf war gefährlich genug, das konnte sie halbwegs akzeptieren, aber dieser Einsatz war etwas völlig anderes. Er war ohne sein Team unterwegs, und die Identifikation des Warlords, der für Drogenexporte verantwortlich war, gehörte nun wirklich nicht zum Aufgabengebiet der US Navy. Jay irrte sich, wenn er glaubte, dass Luc sich auf diese Mission eingelassen hatte, um ihm zu helfen. In Wahrheit lag es an ihr.
Joss Rawiz, ein erfolgreicher New Yorker Anwalt, der insgeheim für die DEA arbeitete, hatte Luc unterstützt, als es darum ging, ihr und Hamid zu helfen. Nach Lucs Ehrgefühl stand er in der Schuld des Anwalts und konnte dessen Bitte nicht ablehnen, sich den Ort anzusehen, den die DEA für den Ausgangspunkt der Drogenimporte hielt. Vielleicht hatte Luc die Bitte auch gar nicht ablehnen wollen. Sie wusste es nicht und hatte sich bisher nicht getraut, diesen Punkt anzusprechen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen.
»Du machst diesen Mist meinetwegen, oder? Jay und Scott mögen glauben, dass du nach Afghanistan geflogen bist, weil du Jay helfen wolltest, aber das ist nicht der wahre Grund.«
Sein Kopf fuhr zu ihr herum, obwohl er sich besser auf die unebene Piste konzentrieren sollte. Erst als der Wagen bedrohlich schleuderte, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.
»Wieso sollte ich Jay helfen, indem ich herausbekomme, wer an der Quelle von dem Zeug sitzt? Wenn ich Erfolg habe und die Quelle
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