Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Such dir zusammen, was du für zwei bis drei Tage brauchst, und dann lass uns verschwinden. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl.«
Elizabeth zuckte erneut mit den Schultern und griff im Vorbeigehen nach einem Rucksack, ehe sie ins Schlafzimmer ging.
»Jay!«
Ihr erschrockener Aufschrei fuhr ihm mitten ins Herz. Mit der Waffe im Anschlag rannte er ins Schlafzimmer. Elizabeth stand leichenblass vor ihrem Schrank.
Sie zitterte am ganzen Körper, drehte sich nicht zu ihm um, sondern bewegte nur den Kopf, bis sie ihn über die Schulter hinweg ansehen konnte. »Verschwinde. Raus mit dir, Jay.«
Er verstand kein Wort und konnte keinerlei Bedrohung erkennen. »Was ist los?«
»Verschwinde einfach. Es tut mir leid, dass ich gerufen habe.«
Ratlos ließ er seinen Blick langsam durch den Raum wandern, bis er die flache Ausbuchtung unter ihrem Fuß entdeckte. Eine Tretmine! Er würde später darüber nachdenken, dass sie ihn erst gerufen hatte, nur um ihn dann rausschmeißen zu wollen.
»Ganz ruhig, Beth. Wir bekommen das hin. Gemeinsam.«
Ihr Zittern verstärkte sich. »Bitte geh einfach und bring dich in Sicherheit.«
»Spar dir diese Diskussion für später auf.«
Seine Stimme klang sicher, obwohl es ihn innerlich fast zerriss. Irgendein Mistkerl hatte eine Anti-Personen-Mine direkt vor dem Kleiderschank platziert und Elizabeth war daraufgetreten – so weit die Fakten. Jetzt brauchten sie Glück und sein rudimentäres Wissen über diese fiesen Dinger. Dank Luc und Scott verfügte Jay über gewisse Grundkenntnisse der verschiedenen militärischen Waffen und hatte sich ebenso wie die SEALs angewöhnt, das Haus niemals ohne ein vernünftiges Messer zu verlassen.
»Wenn du das Gefühl hast, umzukippen, stütze dich bei mir ab. Die Mine ist so eingestellt, dass sie erst zündet, wenn das Gewicht vom Auslöser verschwindet. Also erstmal ganz ruhig stehen bleiben und nicht bewegen.«
»Was hast du vor? Bitte geh einfach.«
»Halt den Mund, Beth. Ich habe gesagt, dass wir das zusammen schaffen, also diskutier jetzt nicht.«
Langsam ging er neben ihr in die Knie und suchte den flauschigen Teppich nach einem Draht oder einer ähnlichen Gemeinheit ab, die eine vorzeitige Zündung auslöste. Nichts, er atmete kaum merklich auf, damit war die Mine ihr einziges Problem, aber das reichte auch. Mit seinem Messer schnitt er um Elizabeth herum den Teppich ab, bis er die Sprengfalle erkennen konnte.
»Das Mistding kommt aus Pakistan, eine P4. Meistens enthalten die Dinger nur dreißig Gramm Sprengstoff. Die Dinger sollen ordentlich wehtun und nicht töten. An dieser hat allerdings jemand herumgebastelt, denn eigentlich lösen die bei der geringsten Berührung aus.«
»Das tröstet mich jetzt ungemein, Jay. Was hast du vor?«
»Erkläre ich dir gleich.« Das war eine glatte Lüge, er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er das Ding daran hindern sollte zu explodieren. Soldaten nutzen bei ähnlichen Gelegenheiten Sandsäcke, die schwer genug waren und auf der glatten, gewölbten Oberfläche hielten, aber so etwas gab es in dieser Wohnung nicht.
Wenn er sicher gewesen wäre, dass die Zündung erst ausgelöst wurde, wenn Elizabeth sich bewegte, hätten sie vielleicht genug Zeit gehabt, das Bombenräumkommando anzufordern. Aber auf diese vage Möglichkeit würde er nicht setzen. Neben einer absichtlichen Manipulation kam auch ein technischer Defekt der Mine in Frage, sodass sie jeden Moment hochgehen konnte.
»Was wiegst du?«
»Sechzig Kilo.«
Selbst vierzig Kilo hätte er mit nichts in dieser Wohnung einfach so ersetzen können. Andererseits brauchten sie vielleicht nur genug Druck, um den Schalter nicht hochschnellen zu lassen. Wenn seine Überlegung falsch war, würde er sich mit den Folgen vermutlich nicht mehr auseinandersetzen müssen, andererseits bestand eine realistische Chance, dass die Sprengkraft der Mine beschränkt war.
Auf ihrem Nachttisch lag Tolstois ›Krieg und Frieden‹, das war ein Anfang.
»Hast du das Buch durch?«
»Nein, aber …«
»Gut, dann stell dich drauf ein, dir ein neues Exemplar zu besorgen.«
»Das Buch ist doch niemals schwer genug, um mein Gewicht zu ersetzen.«
»Ich weiß selbst, dass es keine sechzig Kilo wiegt. Nun lass mich machen und konzentrier dich drauf, nicht zu verkrampfen. Es kommt gleich alles darauf an, wie exakt und schnell du dich bewegst.«
»Ich habe das Gefühl, hier festgewachsen zu sein, und bin total steif. Ich weiß nicht, ob ich das hinbekomme.«
Er legte
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