Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
das Buch auf den Boden und packte sie an den Schultern. »Du wirst es schaffen, Beth. Ich vertraue dir, tu das auch.«
Er gab ihr keine Möglichkeit zu antworten, sondern eilte zum Fenster und musterte die Gardinenstange. Wenn er damit Erfolg hatte, würde er Scott und Luc einiges zu erzählen haben. Er stellte sich auf den Nachttisch, der unter seinem Gewicht bedrohlich knackte, löste die Stange aus der Halterung und ließ den Vorhangstoff auf den Boden fallen. Die Stange bestand aus massivem Holz, war gut zwei Meter lang und ausreichend schwer. Perfekt.
»Es geht nicht um dein Gewicht, sondern darum, genügend Druck auszuüben. Viel Sprengstoff kann in dieser Scheibe nicht drin sein. Sie hat einen Durchmesser von sieben Zentimeter, und ist gerade mal einen halben Zentimeter hoch. Der Auslöser, auf dem du stehst, ist kreisförmig. Durchmesser ungefähr vier, vielleicht fünf Zentimeter. Du schiebst jetzt deinen Fuß vorsichtig nach rechts, nur so weit, dass auch das Buch auf dem Auslöser liegt. Verlagere dein Gewicht so, dass du weiter ausreichend Druck ausübst. Wenn du damit fertig bist, kannst du dich an mir festhalten und schiebst deinen linken Fuß schon mal nach hinten. Als ob du einen Ausfallschritt machen willst, denn wir werden gleich mit Schwung auf deinem Bett landen. Allerdings anders, als ich es ursprünglich geplant hatte.«
Seine Anspielung brachte ihm einen wütenden Blick ein, aber wenigstens ließ ihr Zittern nach. Konzentriert befolgte Elizabeth seine Anweisungen.
Erleichtert atmete er auf, als bei ihren vorsichtigen Bewegungen nichts geschah. Er schob das Buch dicht an ihren Fuß heran, bis es gut die Hälfte des Auslösers abdeckte.
»Jetzt nicht bewegen«
Jay platzierte die schwere Holzstange auf dem Buch. Schon das Gewicht reichte, um den Auslöser niederzudrücken, und sobald er das hintere Ende anhob, würde sich der Druck durch die Hebelwirkung noch verstärken. Seine abenteuerliche Konstruktion musste nur wenige Sekundenbruchteile halten und ihnen die Zeit zu verschaffen, die Elizabeth brauchte, um sich in Sicherheit zu bringen.
Er wich von Elizabeth zurück und blieb einen guten Meter hinter ihr stehen. Wenn er sich bezüglich der Sprengkraft der Mine irrte, hatten sie ein Problem, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Jetzt war er es, dessen Hände zitterten, während Elizabeth angespannt wie ein Sprinter vor dem Startschuss wirkte.
»Ich verstärke jetzt den Druck. Sobald ich es sage, wirfst du dich nach hinten. Nutze jeden Schwung, den du herausholen kannst. Dein hinteres Bein ist praktisch schon in Sicherheit, du musst jetzt nur noch den Rest des Körpers nachziehen.«
Auch das war nur eine Vermutung, aber in dieser Situation war jede Lüge erlaubt.
Elizabeth nickte kaum merklich, doch das reichte ihm. Er hob die Stange vorsichtig an und das Buch war groß und schwer genug, um nicht wegzurutschen. Der erste Punkt ging an sie. Er hob die Stange bis auf Brusthöhe.
»Jetzt!«
Jay ließ sie Stange fallen und packte Elizabeth an den Schultern. Der Schwung reichte, um mit ihr rückwärts aufs Bett zu fallen. Ein ohrenbetäubender Knall, dann kehrte eine unnatürliche Ruhe ein.
»Beth?« Besorgt musterte er sie, konnte aber keine Verletzung feststellen, obwohl sie sich nicht bewegte und wie erstarrt schien. Er hatte recht gehabt, nur der Teppich unmittelbar vor dem Schrank war zerstört. Brennende Papierfetzen von dem Buch wirbelten noch durch die Luft. Die Sprengwirkung sollte verletzen, nicht töten.
Langsam richtete er sich auf, während sich seine Gedanken überschlugen. Wenn er falsch gelegen hätte, wenn die Stange weggerutscht wäre, wenn … Die Mine hätte Elizabeth nicht getötet, aber ihren Fuß zerfetzt.
Luc hatte ihm vor Ewigkeiten erklärt, dass für viele ihrer Gegner ein verletzter Soldat das primäre Ziel war, weil ein Mann, dem der Fuß weggesprengt wurde, versorgt werden musste, die Truppe aufhielt, und derartige Verletzungen für Furcht und Entsetzen sorgten. Damals hatte er Lucs Erklärung nur zur Kenntnis genommen, jetzt begriff er das volle Ausmaß dieser Art von Kriegsführung, und ihm wurde schlecht.
Der Geruch von verbranntem Teppich, Papier und dem Sprengstoff lag noch in der Luft und brachte ihn zusätzlich zum Würgen.
Dafür hatte er keine Zeit, er musste sich um Elizabeth kümmern und außerdem verhindern, dass es noch zum Ausbruch eines Feuers kam.
Einige gezielte Tritte reichten, um die glühenden Reste zu löschen. Elizabeth saß
Weitere Kostenlose Bücher