Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
fliegen.«
Raymond hielt ihr hilfsbereit eine Hand hin, die sie automatisch nahm, als sie aus dem Karren sprang. »Danke für diese Fahrt, Lady. So habe ich mich seit Langem nicht amüsiert.«
Elizabeth kuschelte sich tiefer in den Ledersessel und drehte die Coladose in ihrer Hand. Sie war an Flugzeuge als normales Verkehrsmittel gewöhnt, aber nicht an diesen Luxus. Die Gulfstream war zwar kleiner, aber keineswegs langsamer als die größeren Typen. Im Gegenteil, da ihnen die lästige Umsteigerei erspart blieb, würden sie in vier Stunden und dreißig Minuten in Charleston landen.
Die Zeit bis zur Landung würde sie anscheinend damit verbringen, einen Einbruch zu planen. Seufzend presste sie sich die kühle Getränkedose an die Wange. Sie kam sich vor wie in einem schlechten Film oder fühlte sich zumindest von Jays Reisearrangements völlig überfahren. Seitdem er nach dem Start sein Notebook hochgefahren hatte, reihte er Ausweichmanöver an Ausweichmanöver, und ihr reichte es langsam. Sie hatten noch etliche Stunden, um sich zu überlegen, wie sie erst in das Gebäude, dann in die Wohnung des Anwalts gelangen würden. Jetzt wollte sie ein paar Antworten.
»Wem gehört das Flugzeug?«
»Einer Leasinggesellschaft, die …«
»Schluss damit, Jay! Das hier ist nicht gerade die Art, wie ich üblicherweise reise.«
»Missfällt sie dir?«
Das cremefarbene Leder würde empfindlichen Schaden nehmen, wenn sie die Dose Jay an den Kopf warf, also beherrschte sie das kindische Verlangen.
Vielleicht ahnte er, dass er es endgültig übertrieben hatte, denn etwas wie Schuldbewusstsein huschte über sein Gesicht. »Ich wollte dich damit nicht überfallen, sondern wusste nur nicht, wie ich es dir erklären sollte. Der Umweg über Charleston nach New York ist mit der Gulfstream ein Klacks, aber mit regulären Fluglinien hätte es sich zu einer unendlichen Geschichte entwickelt. Phil wusste, dass der Jet in San Francisco war. Für Raymond war eine Zwischenübernachtung und der Abstecher nach San Diego kein Problem und für uns perfekt.«
»Und wieso kann dein Bruder über einen Jet einfach so verfügen? Und wieso kannte Raymond dich schon als Kind?«
Er amtete tief durch, aber sie spürte, wie unwohl er sich fühlte. »Können wir diese Punkte auf später verschieben? Du lernst meine Familie noch vor dem Weiterflug kennen, und ehrlich gesagt frage ich mich mittlerweile selbst, was ich mir dabei gedacht habe. Zurück zum eigentlichen Thema, ok?«
Sie kannte seine Sturheit zu gut, um weiter zu insistieren, aber der Punkt war noch nicht geklärt.
Die nächsten Stunden verflogen im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge. Jay hatte jede Menge Informationen über den Anwalt ausgegraben, die er bisher noch nicht durchgesehen hatte. Am Ende hatten sie einen ungefähren Eindruck, der jedoch nicht im Geringsten zu seiner Tätigkeit für die DEA passte.
So recht zufrieden war Elizabeth mit dem Ergebnis nicht. »Seine Tarnung ist gut. Wenn du nicht so sicher wärst, dass du den Richtigen im Visier hast, würde ich glauben, dass du spinnst.«
Jay zuckte nur mit der Schulter. »Tue ich nicht. In diesem Fall ist das auffälliger, was wir nicht sehen, als das, was wir sehen.«
»Könntest du mir deine unerwartet philosophischen Weisheiten bitte übersetzen?«
Grinsend nickte Jay. »Aber gern. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Rawiz Verbindungen nach Afghanistan hat. Sein Name deutet ebenfalls daraufhin, und wenn du genau hinsiehst, auch seine Augenpartie. Diese Verbindungen werden auch die Basis seiner Zusammenarbeit mit der DEA sein, aber wir haben in den letzten Stunden nicht ein einziges Mal das Wort ›Afghanistan‹ gesehen.«
»Da ist was dran. Und diese Sache mit den Sicherheitsmaßnahmen spricht auch dafür, dass du richtigliegst.«
Jay hatte sich am Vortag als Interessent für eine leerstehende Wohnung ausgegeben und innerhalb weniger Stunden umfangreiche Informationen von dem beauftragten Makler erhalten. Das Gebäude verfügte selbst für New York über auffallend gute und vollständige Sicherheitseinrichtungen, sodass es eigentlich keinen Grund gab, seine Wohnung zusätzlich in eine Festung zu verwandeln.
Nachdenklich scrollte sie auf dem Monitor durch die Bilder, auf denen der Grundriss der Wohnung und Fotos der Wohnungstür zu sehen waren. »Wie bist du so schnell an diese Informationen herangekommen?«
»Die Bauzeichnungen sind öffentlich einsehbar, und den Rest hat Phil besorgt. Er gibt uns nachher einen
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