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Je länger, je lieber - Roman

Je länger, je lieber - Roman

Titel: Je länger, je lieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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nachsehen müssen, wollte sie nicht vollends zu spät am Flughafen ankommen.
    Acht Stunden später schob sich Mimi in ihrem Kombi durch den dichten Feierabendverkehr. Die Hitze stand in den Häuserschluchten. Auf den Bürgersteigen schoben sich Touristen und Geschäftsleute mit Coffee-to-go-Bechern an den Schaufenstern vorbei. Und sie trug noch immer ihr Cocktailkleid, das inzwischen eine Einheit mit ihrem Körper bildete. Die Silberfäden kratzten auf der Haut. Ihre Oberschenkel klebten am Ledersitz. Und ihr Magen knurrte. Sie hatte den Tag über noch nichts gegessen. Ansonsten hatte sie aber alles hinbekommen. Sogar am Flughafen war sie rechtzeitig gewesen. Jetzt musste sie nur noch Renés Smoking aus der Reinigung holen. Das war der letzte Punkt auf ihrer endlosen Erledigungsliste.
    Seit gestern Abend hatte sich ihr Mann nur mit einer kurzen SMS bei ihr gemeldet, dass er viel zu tun habe und ob sie an seinen Smoking denke? Seltsamerweise wollte er gar nicht wissen, wo sie war. Machte er sich gar keine Sorgen, ob es ihr gut ging? Sollte sie bei ihm im Büro vorbeifahren, das hier gleich um die Ecke lag? Um Zeit zu sparen, rief sie aber doch lieber gleich dort an und erfuhr von seiner Sekretärin, dass er wieder mal in einem wichtigen Meeting steckte.
    »Danke.« Mimi legte auf und ließ eine Gruppe aufgeregter Teenagermädchen über die Straße. Als sie wieder anfuhr, blieb ihr Blick an einem knutschenden Pärchen hängen, das einige Meter von ihr entfernt auf dem Bürgersteig stand. Irgendwie kam ihr der Mann bekannt vor, der die rothaarige Frau eng an sich zog. Woher kannte sie ihn nur? Mimi blinzelte. Es war tatsächlich ihr Mann! René! Doch wer war die Frau? Träumte sie das alles? Mimi starrte ungläubig aus dem Seitenfenster, während sie sich langsam dem Paar näherte. Vielleicht war der Mann ein Doppelgänger von René? Ein bei der Geburt verschwundener Zwilling, der auf wundersame Weise wieder aufgetaucht war?
    Sie warf einen Blick auf seine Schuhe. Sein Haar. Der Sommeranzug. All das war original René! Mimis Herz wummerte. Hinter ihr hupte es. Mit zitternden Fingern versuchte sie, das Fenster herunterzufahren. Sie wollte nach ihrem Mann rufen, um zu sehen, ob er sie hörte. Ob er überhaupt ihre Stimme hörte? Vielleicht drehte sie gerade vor Überforderung durch. Vielleicht hatte er aus Versehen die Frau verwechselt, und sie musste ihn einfach auf seinen Fehler hinweisen, damit er ihn schnell korrigieren konnte. Der Wagen hinter ihr stieß unsanft gegen ihre Stoßstange. Erneut folgte ein wütendes Hupen. Aus irgendeinem Grund ging das verflixte Fenster nicht runter. In Mimis Kopf brandete ein ganzer Ozean auf, der sich gegen ihre Schädelwände warf. Sie umklammerte das Lenkrad und fuhr im Schritttempo weiter. Ihr Mann und die fremde Frau bewegten sich direkt auf sie zu. Das alles schien so unwirklich. Was tat man denn in so einer Situation?
    »Bleib ruhig«, beschwor sich Mimi. »Bleib ruhig. Du fährst jetzt um den Block und guckst, ob du die beiden weiter vorne wieder antriffst.«
    An der nächsten Straßenkreuzung bog sie mit quietschenden Reifen in eine ruhigere Seitenstraße ein, schoss um die nächsten zwei Straßenecken und reihte sich dann ein Stück weiter vorne wieder in den schleppenden Verkehr auf der Hauptstraße ein. Weit übers Lenkrad gebeugt, starrte sie die entgegenkommenden Fußgänger an. Da kamen sie. Arm in Arm. Direkt auf Mimi zu. Das hier war kein Albtraum, aus dem man schweißgebadet aufwachte! Und es war auch keine Fata Morgana. Dies war die verdammte Realität.
    In Zeitlupe ließ sie das Fenster herunter. Die Hand ihres Mannes glitt über das T-Shirt der Frau, die offensichtlich keinen BH trug. Als sich Mimi auf gleicher Höhe befand, rief sie, so laut sie konnte: »Hallo, René!«
    Ihr Mann fuhr herum. Auch die Frau sah sich suchend um. Mimi winkte fröhlich. Was tat sie hier eigentlich? Wohin sollte das führen? Als René sie erkannte, machte er sofort einen Schritt von der Frau weg, die plötzlich nervös in ihrer Tasche herumhantierte, so als hätte sie mit der ganzen Sache nichts zu tun. René kam blindlings auf die Straße gelaufen, direkt auf Mimis Wagen zu. Er sah a us, als hätte er einen Schlag in die Magengrube abbekommen. Eilig ließ sie das Fenster hoch. Offenbar ging es ihm gut. Sie wollte nur noch weg. Ihr Mann klopfte von außen an die Scheibe. Dazu lächelte er. War das zu fassen? Er lächelte! Als wäre nichts passiert. Er rief: »Das ist aber eine

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