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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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gleich morgen zum Goldschmied und …«
    Ihre Finger zittern. Ihre Stimme auch.
    »Kolja, das ist …«
    »Sag nichts, kleine Julia«, flüstert er und küsst sie auf die Augenbraue. Sie schmiegt sich an ihn. Er hält sie, streichelt ihren Hals. Dann macht sie sich von ihm los. »Kolja, der Ring muss ein Vermögen gekostet haben!«
    »Für dich ist mir nichts zu teuer.« Er nimmt ihre Hand und tupft ihr einen Kuss auf den Ring.
    »Wie schön er ist«, sagt Julia. »Und wie hell die Steinchen glitzern, wirklich wie Sterne.«
    Am nächsten Tag, gleich morgens, holt er sie ab und sie fahren zu einem Juwelier an der Friedrichstraße. Es ist warm und die Straßen sind voller Autos. Sie wäre lieber mit dem Rad gefahren. Sie stehen vor jeder roten Ampel. Schicke Schlitten auf der Friedrichstraße, viele Touristen. Man erkennt sie daran, dass sie in Grüppchen gehen und sich die Hälse verrenken. Einheimische gehen mit schnelleren Schritten an ihnen vorbei. Julia schaut in den Himmel. Er ist bewölkt. – Ob es wirklich Engel gibt? Wenn sie noch ein Kind wäre, könnte sie sie jetzt sehen.
    Kolja fährt viermal um den Block und findet immer noch keinen Parkplatz. Dann fahren sie in eine Tiefgarage. Es ist dunkel, kühl und riecht nach Benzin. Ihr wird übel und eng. Sie will nicht in den Fahrstuhl, lieber die Treppen nehmen. Oben schlägt ihnen schwüle, heiße Luft entgegen. Bestimmt gibt es heute noch ein Gewitter. Kolja nimmt ihre Hand. Sie gehen ins Quartier 206 in den Friedrichstadt-Passagen. Art-déco-Fassade, schwarz-weißes Marmormosaik im Atrium, Shoppen auf höchstem Niveau . Sie holt tief Luft und richtet sich auf, damit keiner sieht, wie schulschlapp und nahezu ungeschminkt sie ist. Elegante Frauen in engen Kostümen, mit zu den Schuhen passenden Handtaschen, stöckeln vorbei. In einem Schaufenster Dessous. Julia schaut auf die Schaufensterpuppe, die in einem Hauch schwarzer Spitze steckt, mit Straps und String, und lasziv Brust und Becken reckt. Das erinnert Julia an die Stay-ups und die silberne Zigarettenspitze und wie sie auf Jonas zuschreitet – im Catwalk-Schritt. Vielleicht sollte sie mal diese Strapse ausprobieren, es fühlt sich bestimmt toll an, so einen schmalen Streifen über der Hüfte zu tragen, von dem aus Bänder die Strümpfe halten. Macht jeden Schritt straffer.
    »Würde dir hundertpro gut stehen«, sagt Kolja und zeigt auf den schwarzen Spitzen-Straps. Sie sagt nichts, sie gehen weiter, an all den edlen Auslagen in den Schaufenstern vorbei.
    Der Ring hat mindestens sechshundert Euro gekostet, jedenfalls kosten die anderen Ringe, die ähnlich aussehen, um die sechshundert Euro. »Das kann ich nicht annehmen«, sagt Julia.
    »Doch!« Kolja duldet keine Widerrede. Sie sind bei Swarovski . Der ganze Laden glitzert. Der Verkäufer ist braun gebrannt und hat gezupfte Augenbrauen. Er misst ihren Finger. Sein Kollege bedient gerade eine brünette Frau mit Louis-Vuitton -Tasche. Ihre Fingernägel sind so lang und mit kleinen Steinchen beklebt, dass sie kaum den Griff ihrer Tasche umschließen kann. Julia hat einen Tintenfleck am linken Zeigefinger, weil ihr Füller leckt – sie hatte am Morgen eine To-do-Liste geschrieben, für den Rest der Ferien. Sie ist froh, als sie ihre Hand wieder zurücknehmen kann.
    Ihr hat noch nie jemand so etwas Wertvolles geschenkt. Aber sie würde auch alles geben – und nicht nur ihr ganzes Geld –, um Jonas wiederzuhaben.
    »Der Ring kann morgen abgeholt werden«, sagt der Verkäufer.
    Draußen auf der Straße knallt die Sonne auf Julias Kopf. Sie möchte in den Schatten. Sie setzen sich in ein Eiscafé.
    »Das ist so nett von dir«, sagt Julia. »Ich kann es immer noch nicht fassen.«
    Kolja schmunzelt. »Es ist ganz in Jonas’ Sinne«, sagt er. Julia ist nah dran, ihm von der Sitzung zu erzählen, aber dann hält sie sich doch zurück, muss ihn sogar anschwindeln, weil Kolja sie am Abend abholen will.
    »Heute Abend kann ich nicht. Nachher habe ich Sing- und Atemtraining und dann will ich mit Helen vom Schauspielkurs Pizza essen gehen.«
    »Ach, wie schade!«, sagt Kolja. »Ich dachte, wir gehen heute essen, nur du und ich.« Er nimmt ihre Hand.
    »Heute geht es wirklich nicht, Kolja, ich habe schon fest zugesagt.« Sie sind wieder auf der Straße, gehen am Kaufhaus Lafayette vorbei.
    Er zieht einen Flunsch und schaut sie flehend an. Es ist schwer, standhaft zu bleiben, wo er ihr doch gerade so ein wertvolles Geschenk gemacht hat.
    »Morgen Abend können

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