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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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denkt an die Champignon-Spinat-Quiche, die jeden Augenblick fertig sein dürfte. Sie sollte ihr das Tagesgericht anbieten. Andererseits ist es noch nicht einmal elf, vielleicht wäre also ein zweites Frühstück passender. Sie will schon die ganze Zeit ein Schild aufstellen, auf dem sie Tee und Crumpets anbietet. Ein ausgezeichnetes Angebot für fünf Dollar neunundneunzig – ein Kännchen Tee, zwei kleine Crumpets, ein Scone und dazu hausgemachte Himbeermarmelade und Lavendelbutter. Sie hat eine riesige Teeauswahl, Kräutertees, schwarze Tees, grüne Tees, weiße Tees, Früchtetees …
    Es folgt ein peinliches Schweigen, bis Madeline merkt, dass die Frau sie anstarrt. Wieder einmal war sie im Geist irgendwo anders. Sie würde das ja gerne auf ihr Alter schieben, aber das ist ihr schon als Kind dauernd passiert. Sie schenkt der Frau ein strahlendes Lächeln. »Tut mir leid, mir fiel gerade etwas ein. Möchten Sie sich setzen?«
    Die Frau schüttelt den Kopf »Ich hätte gerne etwas zum Mitnehmen.« Mit hungrigen Augen betrachtet sie die Theke mit Kuchen und Gebäck. »Vielleicht ein Scone oder einen Muffin.«
    »Oder beides«, sagt Madeline. Das ist ein wenig frech, aber es funktioniert. Der Frau entkommt ein Lachen, das klingt, als hätte sie es lange unter Verschluss gehalten.
    »Oder beides«, stimmt sie Madeline zu.
    Wieder geht die Türglocke. Zwei Gäste an einem Tag? Madeline dreht sich zur Tür, durch die zögernd eine zierliche Asiatin tritt. Sie trägt ein Arbeitshemd und eine Latzhose. Nervös fährt sie sich mit einer feingliedrigen, schlanken Hand über den Hals. »Haben Sie geöffnet?« Ihre leise Stimme klingt gebildet.
    »Selbstverständlich. Kommen Sie doch herein.« Madeline sieht zu, wie die junge Frau einen Tisch neben einem der großen Fenster wählt.
    Die andere Frau steht vor den Pecannuss-Brötchen und den Toffee-Chip-Keksen. Plötzlich scheint sie möglichst schnell wegzuwollen, immer wieder sieht sie zur Tür, als hätte sie Angst davor, dass noch jemand kommen könnte. »Ich kann mich nicht entscheiden …«
    Madeline tätschelt ihr beruhigend den Arm. »Lassen Sie sich ruhig Zeit.« Die Backofenuhr rasselt. »Das ist die Quiche, das heutige Tagesgericht.« Bevor sie in die Küche verschwindet, sagt sie noch: »Mit Champignons und Spinat. Dazu ein Biosalat mit Erdbeerscheibchen, Walnüssen, Parmesan und hausgemachter Balsamico-Vinaigrette. Acht Dollar und neunundneunzig Cent. Und danach ein Kännchen Tee nach Wahl.« Sie eilt davon und hofft, dass sie in ihrem Übereifer die beiden Frauen nicht verschreckt hat.
    Als Madeline mit der Quiche in der Hand zurückkommt, stellt sie erleichtert fest, dass die Frau mit der Tasche noch da ist und vor einem freien Tisch steht. »Wollen Sie sich nicht setzen?«, fragt Madeline.
    »Wie bitte? Oh, nein, ich bin nur …« Sie betrachtet die Quiche, die nach Kräutern duftet, die karamellisierten Pilze leicht gebräunt, der Spinat ein dunkles, appetitliches Grün. »Das riecht aber gut.« Ihre Stimme klingt unsicher.
    »Das schmeckt auch gut«, sagte Madeline. Es ist keine Prahlerei. Madeline weiß, dass sie eine ausgezeichnete Köchin ist und sich nicht zu verstecken braucht. Sie schneidet die Quiche in sechs große Stücke statt der üblichen acht.
    Die Frau sieht sie an, blinzelt, dann stellt sie ihre Tasche auf einem Stuhl ab und setzt sich. »In Ordnung«, sagt sie. Ihre Stimme klingt nicht mehr so reserviert, aber nach wie vor vorsichtig. »Ich nehme das Tagesgericht.«
    »Ich auch.« Die andere Frau starrt aus dem Fenster auf einen Umzugswagen, der die Straße entlangfährt. Sie dreht sich zu Madeline, eine Mischung aus Unsicherheit und Entschlossenheit auf dem Gesicht. »Haben Sie vielleicht irgendetwas mit Schokolade zum Nachtisch?«
    Der Geruch der Quiche hat Julia sofort verführt. Es ist zwar erst halb elf, aber sie hat das Gefühl, jeden Moment zu verhungern.
    Die Frau hinter der Theke hat sich als Madeline vorgestellt, was sich Julia eigentlich hätte denken können, nachdem das Lokal Madelines Teesalon heißt. Madeline muss um die siebzig sein, sie ist freundlich und lebhaft und trägt eine saubere Schürze über ihrer Hose. Nach der köstlichen Auswahl auf dem schönen alten Büfett zu urteilen, ist sie eine fantastische Bäckerin. Scones, Kekse, Kuchen. In den Regalen stehen Teekännchen, Teetassen und Untertassen und Teewärmer. Und dann ist da noch eine riesige Auswahl an den verschiedensten Teesorten, lose und in Beuteln, Dose neben

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