Je sueßer das Leben
schon jemandem davon erzählt?«
Sie schüttelt den Kopf. »Edie weiß es, klar, sie war ja dabei, aber ich dachte, ich gehe zuerst zum Arzt, um zu erfahren, wie weit ich bin. Vielleicht sollten wir warten, bis die ersten drei Monate vorbei sind, bevor wir es jemandem sagen …« Livvy weiß genau, dass sie das nicht durchhält. Noch bevor sie die Arztpraxis verlassen hat, wird sie ihre Eltern anrufen. Beinahe hätte sie an diesem Nachmittag Julia angerufen, sie hatte das Handy bereits in der Hand. Aber sie hat es dann doch bleiben lassen.
Tom sieht immer noch wie vor den Kopf geschlagen aus. Er zieht Livvy auf seinen Schoß. »Schwanger.« Er schluckt. »Vielleicht mach ich morgen blau und geh mit dir zusammen zum Arzt. Wär dir das recht?«
Das wäre ihr mehr als recht. Plötzlich lacht und weint Livvy gleichzeitig. »Und was ist mit deiner Arbeit? Dem Geld?«
Er zuckt die Achseln, tut so, als wäre es ihm egal. »Sie werden mich sowieso auf die Straße setzen. Mir wird schon etwas einfallen.« Er küsst sie und nimmt sie in die Arme. Ganz fest.
So sitzen sie eine Weile da. Tom, Livvy und das winzige Wesen in ihrem Bauch, voller Möglichkeiten und Hoffnung für die Zukunft.
»Komm her, mamacita .« Richard schlägt einladend die Bettdecke zurück, als Edie aus dem Badezimmer zurückkommt.
»Ich weiß, du hältst dich für charmant, aber ich kann über solche Witze nicht lachen.« Seit der Blutuntersuchung, die sie in Richards Praxis vornehmen ließ, ist ihr schlecht. In einigen Tagen haben sie einen Ultraschalltermin, um den Geburtstermin zu erfahren und wie groß das Kind ist, denn aus Edies unregelmäßiger Menstruation (und ihrer Schlampigkeit beim Kalenderführen) lässt sich der Zeitpunkt, zu dem sie schwanger wurde, nicht wirklich erschließen. Moment: zu dem sie beide schwanger wurden. Edie muss sich erst noch an die Paarterminologie gewöhnen, wobei sie gar nichts dagegen hat, Richard an allem teilhaben zu lassen, aber dass sie beide gebären werden, davon kann dann wohl doch nicht die Rede sein.
Richard tätschelt zärtlich ihren Bauch. »Ich mache doch gar keine Witze, mein Schatz. Es dauert nicht mehr lange, und du bist tatsächlich Mutter.« Er beugt sich vor und drückt einen Kuss auf ihren Bauch, dann legt er vorsichtig seinen Kopf in ihren Schoß. »Interessant, dass du erst seit dem Bluttest unter Morgenübelkeit leidest, oder?«
Edie steckt sich ein Ingwerbonbon in den Mund und dann noch ein zweites, nur um sicherzugehen. »Erstens, lieber Richard, ist es nicht wirklich interessant. Ich glaube nicht, dass irgendjemand so etwas auch nur halb so spannend findet wie du. Zweitens ist es keine Morgenübelkeit, weil mir nämlich die ganze Zeit übel ist.« Da wird er ihr kaum widersprechen können – es ist zehn Uhr abends. »Drittens, wenn du noch einmal andeutest, dass das alles Einbildung ist, werde ich dich persönlich von meinem Leid befreien und der Polizei sagen, dass es die Hormone waren.«
Richard lacht. Er nimmt Edies Hand. »Also, ich finde …«, setzt er leise an.
Sie stöhnt, weil sie genau weiß, was kommt. »Wenn du jetzt wieder damit anfängst, dass wir wegen des Kindes heiraten sollten, kannst du dir das sparen.« Edie befreit ihre Hand, kriecht unter die Decke und kehrt ihm den Rücken zu. Sie will einfach nur schlafen. Eigentlich will sie nichts anderes mehr.
Richard beugt sich zu ihr. »Wir haben doch noch nicht einmal darüber gesprochen, Edie. Ich weiß, was du davon hältst. Und ich respektiere deine Meinung.«
Ihre Stimme dringt gedämpft unter der Daunendecke hervor. »Warum habe ich dann das Gefühl, dass wir jetzt darüber sprechen?«
Sanft zieht er an der Decke, bis sie sich aus Edies Fingern löst. »Weil ich will, dass du auch meine Meinung respektierst. Kennst du sie überhaupt? Wir wissen jetzt seit drei Tagen, dass du schwanger bist, und wir haben nicht ein Mal über die Zukunft gesprochen.«
»Die Zukunft«, sagt Edie mit einem Seufzen.
»Ja, die Zukunft. Unsere Zukunft.«
»Du willst wissen, wie die Zukunft aussieht? Gut.« Edie wirft die Decke von sich und stützt sich auf die Ellbogen. »Die Zukunft sieht folgendermaßen aus: In neun Monaten werden wir ein Kind haben. Das heißt, ich habe neun Monate, um meine lächerliche Karriere als Journalistin voranzutreiben, bevor ich eine dieser Stillmütter in Birkenstock-Sandalen werde, die in der Müsliabteilung des Bioladens abhängen. Reicht dir das als Ausblick?«
Richard wirkt leicht verstimmt. »Das
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