Je sueßer das Leben
sie die Hand vor den Mund. Es geht vorüber.
»Das ist also der Antrag des Antrags«, rekapituliert sie und schluckt.
»Nein, ich stelle hier nicht den Antrag, dir einen Antrag machen zu dürfen. Ich werde dir einfach einen Antrag machen, Edie Whitting Gallagher.« Richard steht auf und verschwindet im Flur, vielleicht, um sich noch eine Kleinigkeit zu essen zu holen oder einen Toast für Edie. »Darauf kannst du dich schon mal gefasst machen.«
Connie Coll, 21
Waschsalon-Angestellte
Der Avalon Wash and Dry ist der einzige Waschsalon der Stadt. Er befindet sich an der Ecke Main und Grove Street und verfügt immerhin über acht Toplader, achtunddreißig Frontlader und sechsunddreißig Trockner. Er hat von fünf Uhr morgens bis elf Uhr abends geöffnet, sieben Tage die Woche, auch feiertags.
Connie hat in dem Waschsalon angefangen zu arbeiten, als sie noch zur Highschool ging. Es war der perfekte Schülerjob: wischen und putzen, die Automaten mit Kleingeld, kleinen Waschmittelpäckchen und Trocknertüchern befüllen und melden, wenn eine Maschine kaputt war. Als sich nach Abschluss der Highschool keine tollen Möglichkeiten auf dem Stellenmarkt auftaten, nahm Connie das Angebot für eine Vollzeitstelle in der Tagschicht an.
Connie ist glücklich damit, auch wenn es natürlich längst nicht so viel hermacht wie das, was einige ihrer ehemaligen Klassenkameraden tun. Die Arbeit ist nicht schwer, und sie macht ihr Spaß. Die Bezahlung ist dürftig, und die Sozialleistungen sind lausig, aber es gibt die eine oder andere zusätzliche Verdienstmöglichkeit.
So kann sie nebenher ein paar Dollar verdienen, indem sie den Kunden die Wäsche zusammenlegt oder ihre Wäsche aus der Maschine nimmt, wenn sie fertig ist. Offiziell darf sie das nicht, aber da sie praktisch alle ihre Kunden kennt, macht sie sich eigentlich keine Sorgen, dass sie Ärger bekommen könnte.
Abgesehen davon passiert nicht viel. Aus reiner Langeweile heraus hat Connie vorgeschlagen, einen Getränkeautomaten und einen Wasserspender aufzustellen. Sie hat eine Ecke für Kleinkinder eingerichtet, so dass die erschöpften Mütter wenigstens in Ruhe ihre Wäsche zusammenlegen können. Es gibt ein Regal mit Büchern zum Ausleihen und zwei ordentliche Stapel mit Zeitschriften und Zeitungen. Connie hat die Wände in einem zarten Meergrün gestrichen und alle alten handgeschriebenen Schilder durch Computerausdrucke ersetzt. Dazu kamen ein paar neue mit flotten Sprüchen, unter anderem: »Die Welt ist schmutzig – machen wir sie gemeinsam sauberer!« Der kostenlose WLAN -Zugang war ihre Idee gewesen (so kann sie in ihrer Freizeit auch im Internet surfen), genauso wie der Fernseher in der Ecke, auf dem ständig lustige Filme laufen. Beides kommt bei der Kundschaft hervorragend an.
Connie kann sich gut unsichtbar machen. Die Kunden wissen zwar, dass sie da ist, rechnen sie aber praktisch zum Inventar – sie zählt im Grunde nicht. Das heißt, sie lassen sich von ihrer Anwesenheit nicht stören, wenn sie miteinander plaudern. Connie schreibt die interessantesten Begebenheiten und Geschichten in einem kleinen Notizheft nieder, das sie im Hinterzimmer liegen hat, und spielt mit dem Gedanken, eines Tages ein Buch zu schreiben. Mein Leben im Waschsalon oder vielleicht auch etwas Verheißungsvolleres wie Die schmutzige Wäsche anderer . Etwas in der Art.
Das Geschäft läuft gut. Jede Woche kommen ein paar neue Kunden dazu, und von den alten bleibt keiner weg. Manchmal bildet sich vor den Maschinen sogar ein kleiner Stau. Der Besitzer scheint sich immer zu freuen, wenn er vorbeikommt, das letzte Mal kam er sogar in Begleitung eines Kollegen. Beide lobten ihre Arbeit in den höchsten Tönen, und als sie gingen, streckte der Besitzer den Daumen in die Höhe.
Ihre neueste Idee war das Schwarze Brett. Sie besorgte eine Korktafel mit Rahmen und hängte sie unter der Uhr auf, und nach nicht einmal zwölf Stunden hingen die ersten Visitenkarten daran. Nach weiteren zwölf Stunden waren auch ein paar Handzettel dabei.
Connie sieht die Bekanntmachungen regelmäßig durch und entfernt alles, was hinfällig geworden ist oder niemand mehr braucht. Sie hasst reißerische Jobangebote ( ARBEITEN SIE VON ZU HAUSE AUS UND MACHEN SIE JEDEN MONAT 100.000 $) und nimmt sie sofort ab. Handzettel dagegen, auf denen süße Welpen angeboten werden, gefallen ihr, genau wie die bunten Flyer für Yoga-Unterricht und die Listen mit günstigen Sachen aus Wohnungsauflösungen. Entscheidend ist,
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