Jeans und große Klappe
Namen nie gehört. Warum?«
»Der ist nämlich ins Klo gefallen!«
»Dann hol ihn wieder raus. Wie heißt denn das Buch?«
»Die Pest.«
Wollpullover, lange Hosen und heißer Tee tauten uns langsam wieder auf, aber die Arbeitsmoral war auf den Nullpunkt gesunken. Am liebsten wäre ich ins Bett gekrochen. – Ach was, Schlaf ist bloß eine dumme Angewohnheit, Napoleon hat auch kaum welchen gebraucht. Aber der hat auch keine Zimmer gestrichen.
Mißmutig begab ich mich zurück an den Tatort und rammte Rolf die Tür ins Kreuz. Warum mußte er auch genau dahinterstehen? Im übrigen schwang er jetzt den Pinsel.
»Da oben hast du ein Stück vergessen!«
»Immer mit der Ruhe«, sagte mein Gatte, was in der Regel bedeutet, daß ein anderer die Arbeit noch einmal tun muß.
»Die Farbe wird nicht reichen.« Sascha warf einen abschätzenden Blick in den Eimer.
»Ihr wollt doch nicht sagen, daß ihr bereits alle vier Kübel verbraucht habt?«
»Natürlich nicht, aber Papi hat von seiner Spezialmischung viel zuwenig angerührt. Ich habe ihm ja gleich gesagt, daß wir damit nicht auskommen werden.«
»Denselben Farbton trifft er doch sowieso nie wieder. Streichen wir die eine Wand am besten weiß«, bemerkte Sven.
Die Wand ist nicht weiß geblieben. Sie ist nur ein bißchen dunkler geworden als die anderen, aber wenn Licht brennt, fällt es kaum auf.
Um halb sieben waren die Maler fertig, um sieben hatten sie ihr Handwerkszeug weggeräumt, um acht hatte ich die meisten Farbspuren vom Teppichboden entfernt, um halb neun stand die Couchgarnitur an ihrem neuen Platz, um neun aßen wir Käsetoast, um halb zehn hingen die Bilder, um zehn ging Rolf schlafen (die Zwillinge und Stefanie hatten das schon vor einer Stunde getan), um halb elf hatten wir endlich die Seitenwände des Bücherregals zusammengeschraubt, um elf rechneten wir uns aus, daß wir gegen Mitternacht fertig sein würden, um halb zwölf krachten die Bretter zum ersten Mal zusammen.
Entsprechend der modernen Bauweise, wonach Wände selten und Fußböden niemals mehr ganz gerade sind, stimmte auch hier einiges nicht. Einzelne Bretter, die vorher haargenau in die Zwischenräume gepaßt hatten, waren plötzlich zu kurz geworden. Außerdem wackelte der ganze Aufbau.
»Links muß ein Holzkeil drunter!« Sven begab sich in den Keller und kam mit einer Zigarrenkiste zurück. Den Deckel schnitzte er auf passende Größe zurecht.
»Na also, steht doch wie 'ne Eins«, stellte er zufrieden fest, nachdem er das Holz unter den Sockel geschoben hatte.
»Jetzt klafft aber hier oben ein riesiger Spalt.« Sascha stand auf der Leiter und bemühte sich vergeblich, die beiden oberen Bretter zusammenzuschrauben. »Drückt mal schnell gegen die Seitenwände!«
Zu spät! Das Brett rutschte ab und nahm die darunterliegenden mit. Krachend landete alles auf dem Boden.
»Laß das bis morgen liegen, ich habe die Nase voll!« Ich war hundemüde und wollte endlich ins Bett.
»Kommt nicht in Frage! Ich haue das Ding heute noch zusammen, egal, wie lange es dauert. Wenn Papi erst mitkriegt, daß hier nichts mehr stimmt, kommt er wieder mit einem Konstruktionsplan an und erzählt uns, was wo geändert werden muß. Dann stehen die Bretter noch in einer Woche hier rum. Geh doch ruhig ins Bett, ich schaffe das mit Sven auch allein!«
Natürlich ging ich nicht ins Bett. Statt dessen betätigte ich mich als Handlanger, reichte meinen Söhnen Hammer zu und zolldicke Schrauben, hielt mit der linken Hand die eine Trennwand fest und mit der rechten ein Brett, während Sven irgendwo in der Mitte Dübel eindrehte, hielt das Brett wunschgemäß höher oder niedriger, ließ versehentlich die Seitenwand los, und dann fiel alles zum drittenmal zusammen.
»Scheiße!« rief Sascha.
»So hat das überhaupt keinen Zweck. Wir müssen die Abschlußbretter mit den Seitenteilen zusammennageln. Sonst hält das nie.«
Sven suchte bereits nach geeigneten Nägeln.
»Und wie sollen wir das Regal jemals wieder auseinanderbringen?« fragte ich vorsichtig.
»Gar nicht! Wenn du das noch ein einziges Mal versuchst, kannst du das ganze Ding auf den Müll schmeißen. Und jetzt hol mal ein paar Bauklötze von den Zwillingen, es müssen aber ganz flache sein!«
Um halb drei Uhr nachts schlug Sven den letzten Nagel in den letzten Bauklotz. Von unten konnte man dieses Flickwerk zwar nicht sehen, aber: »Stell lieber ein paar Bücher hin, bevor Papi entdeckt, was wir hier zusammengekloppt haben!«
Er entdeckte es
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