Jeden Abend, jeden Morgen - immer!
meisterhaft verbergen, oder aber Stuart war überbesorgt um sein einziges Kind.
Während er der Staubwolke nachsah, empfand er eine merkwürdige Sehnsucht: Er wünschte, er säße neben Carly anstelle von Deke.
Mit säuerlichem Gesicht drehte er sich um und machte sich verbissen an seine Arbeit.
“Erzählen Sie mal, Deke, wie lange sind Sie schon auf der Ranch?” Auf der Schnellstraße fuhr Carly vernünftig, sie hatte ihr Vergnügen mit Dekes erstaunlicher Ängstlichkeit auf den Ranchwegen genügend ausgekostet.
“An die zehn Jahre.”
“Länger als Banyon”, stellte Carly fest. “Kennen Sie ihn gut?”
“Nein. Keiner kennt ihn wirklich. Jake hält sich ziemlich zurück.”
Carly warf ihm einen überraschten Blick zu. “Heißt das, keiner von euch weiß Näheres über ihn? Woher er kommt? Was er früher getan hat? War er schon einmal verheiratet?”
“Ich möchte nicht tratschen, Ma’am.”
“Carly”, verbesserte sie erneut. “Wenn Sie mich nicht sofort Carly nennen, rede ich Sie mit Sir an.”
Deke lachte verlegen.
“Und nun erzählen Sie mir, was Sie über Banyon wissen.” Sie lächelte ihm beruhigend zu. “Informationen austauschen ist nicht tratschen.”
“Seit wann?”, gab er trocken zurück.
Carly musste lachen. Trotzdem, sie wollte mehr über Jake wissen, und sie hatte keine Probleme mit ihrer Neugier. Warum sollte sie nicht neugierig sein auf einen mürrischen, groben, gut aussehenden Kerl, der sie mit ein paar Küssen in Aufruhr versetzen konnte? “Ach was, heraus damit.”
“Wenn Sie meinen.” Nachdenklich fuhr Deke fort: “Ich glaube, Jake ist nicht gern unter Menschen. Er scheint kaum Freunde zu haben. Jedenfalls hat ihn nie jemand auf der Ranch besucht.”
Carly starrte auf die Straße, obwohl Banyon sie viel mehr beschäftigte. Hieß das, er hatte auch keine Freundin? Aus einem unerklärlichen Grund machte sie das unbeschreiblich froh.
Doch im nächsten Moment dachte sie an den wilden Hengst. Ein Hausputz war eine sinnvolle Aufgabe für jemanden, der nichts anderes zu tun hatte. Auch mit Deke herumzualbern war recht nett. Aber irgendwann musste sie zu der Lichtung, aber mit Deke im Gefolge konnte sie das schreckliche Schicksal nicht abwenden, das Banyon für das schöne Tier vorgesehen hatte.
Wie konnte er es wagen, ihr einen Leibwächter zu verpassen? Hoffentlich bot sich noch heute die Gelegenheit, ihm deutlich ihre Meinung zu sagen.
Vorsichtig forschte sie: “Deke, haben Sie diesen berühmten schwarzen Hengst schon einmal gesehen?”
“Das Wildpferd? Nein, nie.”
“Und trotzdem würden Sie ihn erschießen, wenn Banyon es verlangen würde?”
Deke sah sie erschrocken an. “Sie stellen wirklich schwierige Fragen, Ma’am. Verzeihung”, fügte er schnell hinzu, als sie ihn strafend anblickte. “Ich wollte Ihren Namen sagen.” Er überlegte. “Jake würde von keinem verlangen, den Hengst zu erschießen, wenn er nicht einen verdammt guten Grund hätte. Also … ja, ich würde es tun, wenn er es wollte.”
“Das ist doch abscheulich! Würden Sie sich denn gar nicht dafür schämen?”
Deke wand sich gequält. Carlys Gefühlsausbruch kam unerwartet – auch für Carly selbst –, und Deke litt sichtlich. Umso besser, dachte sie wütend und presste die Lippen zusammen. Sie würde heute kein Wort mehr mit ihm reden. Männer! Üble, abstoßende, gewalttätige Wesen, einer wie der andere.
Als sie auf die Ranch zurückgekehrt waren, half Deke Carly, die Einkäufe ins Haus zu tragen. Dann setzte er sich wieder auf die Veranda.
Carly seufzte ergeben und packte die Tüten aus. Es war bald Zeit zum Abendessen, und Deke würde sicherlich in die Kantine gehen. Damit wäre sie zwar von der Überwachung befreit, aber diesen Tag konnte sie abschreiben. Denn natürlich konnte sie so spät nicht mehr ausreiten, und für einen Hausputz war auch keine Zeit mehr.
Plötzlich fragte sie sich, was Banyon wohl den Tag über gemacht hatte. Ob einer der Männer den Hengst gefunden und ihm etwas angetan hatte?
Verspannt und verärgert knallte sie mit den Schranktüren und fluchte vor sich hin. Als alles verstaut war, setzte sie sich an den Küchentisch. Sie schäumte vor Wut. Wie locker Banyon sie heute ausgetrickst hatte! Sie hätte den verflixten Kerl mit Vergnügen erdrosselt.
Aber noch schöner wäre es, wenn sie ihn ihrerseits überlisten könnte.
Ja, genau, sie musste ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Heute hatte er triumphiert, morgen war sie an der Reihe.
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