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Jeden Abend, jeden Morgen - immer!

Jeden Abend, jeden Morgen - immer!

Titel: Jeden Abend, jeden Morgen - immer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackie Merritt
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sie dem unbekannten Pfad folgen, nur mit der Sonne als Orientierung?
    Warum eigentlich nicht? So unbedarft wie bei ihrer Ankunft war sie längst nicht mehr. Sicher, der Gedanke an einen Grizzly machte ihr Angst, doch sie musste eben gut aufpassen.
    “Carly, wo willst du nur hin?”, murmelte Jake. In der von ihr eingeschlagenen Richtung wurde der Wald immer dichter, aber vielleicht hatte sie eine Spur gefunden.
    Als Carly außer Sicht war, betrachtete er die Lichtung näher. Da wusste er, welche Tiere sich hier aufgehalten hatten. Carly musste die Stelle zufällig gefunden haben. Er erinnerte sich an ihren zufriedenen Ausdruck an jenem Abend in der Kantine. Hätte er sie nicht in dem Glauben gelassen, er würde den Hengst erschießen, hätte sie sich ihm bestimmt anvertraut. Sie hätten die Stuten längst zurück und müssten nicht hinter Carly herspionieren. Was für ein Narr er doch gewesen war.
    Per Funk nahm er Kontakt mit Deke auf. “Ich bin im Wald. Carly reitet nach Süden. Wahrscheinlich kommt sie bei der warmen Quelle wieder heraus. Ich folge ihr, und du informierst bitte die anderen. Postiere sie so, dass sie Sicht auf die Hügel haben. Sobald Carly den Wald verlässt, gebt ihr mir Bescheid. Over.”
    “Okay, Jake. Over.”
    Jake trieb sein Pferd mit den Schenkeln an und hielt auf die Lücke zwischen den Bäumen zu, in der Carly verschwunden war.
    Wolken waren vor die Sonne gezogen. Carly sprach sich Mut zu, denn jetzt hatte sie kaum noch eine Orientierungsmöglichkeit. Aber sie sah Hufabdrücke, Pferdeäpfel, zertretenes Gras. Sie konnte einfach nicht aufgeben. Vielleicht geschah das Wunder zum zweiten Mal, und sie fand den herrlichen Hengst wieder.
    Ihre Beine und der Rücken schmerzten nach den langen Stunden im Sattel. Es war kurz nach vier, bald Zeit zum Abendessen. Sie stellte sich die Ranch vor, wie Jake zum Duschen ging und dass die Männer sich zu einer weiteren von Barneys köstlichen Mahlzeiten versammelten. Ob überhaupt jemand bemerkte, dass sie noch nicht zurück war?
    Vermutlich nicht, dachte sie und seufzte. Aber bis es dunkel geworden ist, bin ich bestimmt zu Hause. Doch sie wusste sehr gut, dass sie meilenweit vom Hof entfernt war.
    Plötzlich war Carly im offenen Gelände. Vor ihr lagen fremdartige Maschinengebilde und Gebäude. Ein verlassenes Bergwerk, vermutete sie. Die Anlage wirkte baufällig und verrostet und war umgeben mit Schildern, die das Betreten verboten.
    Carly blickte zum verhangenen Himmel und versuchte sich zu orientieren. Sie befand sich im Süden der Ranch, aber südwestlich oder südöstlich? Wo war Norden?
    Sie überlegte angestrengt und leicht beunruhigt, als sie eine aufregende Beobachtung machte. Jenseits der alten Mine grasten der Hengst und die Stuten.
    Carly war zumute, als hätte sie den legendären Goldschatz am Fuß des Regenbogens entdeckt. Sie saß ab und führte ihr Pferd zu einem der alten Gebäude. Vielleicht gab es dort irgendwo einen Hinweis auf die genaue Position der Mine. Sie rüttelte an der Tür, doch die war verschlossen, und alle anderen ebenso.
    Na toll, dachte sie. Es wird bald dunkel, ich bin ewig weit weg von der Ranch, habe kaum noch Wasser und nichts mehr zu essen. Aber Sarkasmus half auch nicht weiter.
    Da bemerkte sie noch einen Schuppen etwas abseits hinter einer Schutthalde. Ihr Pferd zurücklassend, lief sie dorthin. Sie musste über ein paar alte Planken gehen, was nicht beschwerlicher war, als die übrigen Gesteinsbrocken zu überwinden – bis die Bretter nachgaben und sie einbrach. Als sie auf dem Grund eines Schachts landete, den linken Knöchel verdreht unter ihrem Körper, bekam sie höllische Angst.
    “Oh nein”, stöhnte sie. Hier würde niemand sie finden. Und Rufen war in dieser Einsamkeit absolut sinnlos.
    Jake hatte alles beobachtet, und als Carly verschwand, blieb ihm fast das Herz stehen. Aber um seine Gefühle ging es jetzt nicht. Carly war möglicherweise verletzt. Er wusste genau, wo sie waren, und mindestens drei Cowboys waren in der Nähe. Im Grunde waren sie gar nicht so weit von der Ranch entfernt. Carly hatte sich im Kreis bewegt, in einer Stunde konnte man zu Pferd den Hof erreichen.
    Er ritt zu der Stelle, wo er Carly zuletzt gesehen hatte. Dort sprang er ab, rannte zu der Grube und kniete sich an den Rand.
    “Carly? Kannst du mich hören? Bist du verletzt?”
    Sie sah hoch. “Jake? Was macht du denn hier?”
    “Das erkläre ich dir später. Was ist mit dir? Hast du dir etwas gebrochen?”
    “Nein,

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