Jeden Abend, jeden Morgen - immer!
ihm ihre Lippen, geöffnet, feucht und sinnlich, und sie spürte es bis in die Zehenspitzen, als er sich ihr näherte.
Im selben Moment durchbrach ein scharfer Knall die Stille. Carly erschrak dermaßen, dass sie vor Jake zurückwich, als hätte der Schütze auf die schamlose Szene gezielt.
Doch sie wusste sofort, dass nicht sie und Jake das Ziel waren, sondern der Hengst!
Tränen traten ihr in die Augen, als sie den Hengst zusammenbrechen sah. Aber er kam wieder hoch und ergriff die Flucht. Die Stuten folgten ihm, und in Sekundenschnelle war die Herde außer Sicht.
Carly schwankte auf ihrem rechten Fuß, als sie sich mit tränennassen Augen wieder zu Jake wandte, und flüsterte heiser: “Du Schuft! Du hast auf ihn schießen lassen!”
10. KAPITEL
Carly war außer sich und absolut untröstlich. Sie ließ nicht zu, dass Jake ihr aufs Pferd half. Verbissen und unter Zornestränen quälte sie sich nach Hause, und wenn Jake sie ansprach, schnitt sie ihm kurzerhand das Wort ab.
“Carly, ich schwöre dir, dass …”
“Mach dein abscheuliches Verhalten nicht noch schlimmer durch Lügen!”
“Aber du kannst mich nicht verurteilen, ohne zu …”
“Und ob ich das kann! Ich habe deine Hinterhältigkeit selbst erlebt, du herzloser Schuft! Was hat der Hengst dir getan? Die Stuten gehören nicht dir, sondern meinem Vater! Ich verlange, dass ihr den Hengst einfangt und einen Tierarzt holt. Und ich schwöre, wenn das Tier an der Schusswunde stirbt, bringe ich meinen Vater dazu, dass er alle Cowboys entlässt – dich eingeschlossen!”
Jetzt hatte Jake endgültig genug, er würde Carly nicht mehr ansprechen. Er hoffte inständig, dass der Hengst nicht lebensgefährlich verletzt war – nicht wegen Carlys Wut, sondern weil der Vorfall ihn selbst erschütterte. Einer der Männer hatte einen Schuss abgegeben, aber welcher? Und warum, verflixt?
Carly bemerkte Jakes Schweigen und fragte sich, welcher ihrer Vorwürfe dafür verantwortlich war. Wie hatte sie sich nur einbilden können, in ihn verliebt zu sein? Solche Schurken verdienten es nicht, geliebt zu werden.
“Soll er doch in der Hölle schmoren”, murmelte sie, und wieder traten ihr Tränen in die Augen. Und ich liebe ihn trotzdem, den schrecklichen Kerl, fügte sie im Stillen hinzu. Ich kann nicht anders.
Auf halbem Weg trafen sie Deke und zwei weitere Cowboys. “Wer hat den Schuss abgegeben?”, fragte Jake sofort.
“Keine Ahnung. Wir haben ihn gehört, haben aber niemanden gesehen. Hat er Schaden angerichtet?”
“Die Pferde sind geflohen”, berichtete Jake mürrisch. “Wahrscheinlich sind sie inzwischen im Nachbarbezirk. Ich werde herausbekommen, wer das getan hat, Deke, und dann …” Er ließ offen, was er dann tun würde. “Aber jetzt reiten wir erst einmal nach Hause.”
Barney brachte einen Eisbeutel und ein Tablett mit Essen in Carlys Zimmer. Sie lag im Nachthemd im Bett und zog sich auf Barneys Klopfen hin die Decke unter das Kinn, denn ihr Hemd war ziemlich durchsichtig.
“Ich wette, Sie haben ordentlich Hunger, Miss Paxton”, sagte er beim Eintreten und stellte das mit einer Serviette zugedeckte Tablett auf die Kommode. “Aber lassen Sie mich zuerst Ihren Knöchel ansehen.”
Carly legte ihren Fuß frei und beobachtete, wie Barney den Knöchel untersuchte.
“Es ist nicht sehr schlimm”, erklärte er. “In ein, zwei Tagen ist es ausgestanden. Sie sollten den Fuß aber hochlegen.” Er nahm das zusätzliche Kopfkissen, bettete den Fuß darauf und legte den Eisbeutel auf die Schwellung. “Der Knöchel sollte jede Stunde fünfzehn Minuten kühlen, nicht mehr. Wir wollen ihn ja nicht einfrieren”, meinte er mit einem breiten Grinsen.
“Das ist lieb von Ihnen, Barney. Vielen Dank. Ich falle Ihnen ungern zur Last.”
“Dummes Zeug, Sie sind mir keine Last. Und nun essen Sie. Ich hole Ihnen noch etwas zu trinken aus der Küche. Wie wäre es mit einem Glas Milch?” Er schnippte mit den Fingern. “Da fällt mir etwas ein. Einen Moment, bin gleich wieder da.”
Barney eilte hinaus und kam mit einem Betttischchen zurück. “Das hat Jake benutzt, als er es vor zwei Jahren mit dem Rücken hatte.” Er platzierte das Gestell über ihren Hüften und setzte das Tablett darauf. “Na, wie ist das?”
Carly lächelte. “Sehr komfortabel, Barney, danke. Wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht, hätte ich gern ein Glas Milch.”
Eifrig lief Barney los. Carly nahm die Serviette vom Tablett und entdeckte mehrere Scheiben Roastbeef,
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