Jeden Abend, jeden Morgen - immer!
nur mein Knöchel scheint verstaucht zu sein.”
“Ist das wirklich alles? Sei ehrlich, Carly. Du darfst dich nicht bewegen, wenn …”
“Wirklich, es ist okay!” Zum Beweis zog sie sich an einem Balken hoch und stand auf dem rechten Fuß. “Glaubst du mir jetzt?”
“Ja. Ich hole ein Seil und ziehe dich hoch. Hab keine Angst, ich bin gleich wieder da.”
“Ich habe keine Angst”, gab Carly leicht gereizt zurück. “Viel mehr als mein Knöchel beschäftigt mich die Frage, wo du auf einmal herkommst. Was tust du hier, Jake?”
“Dein Leben retten, was sonst?” Er stand auf und lief zu seinem Pferd zurück. Während er das Lasso hinter dem Sattel löste, sprach er in sein Walkie-Talkie. “Deke, hörst du mich?”
“Klar. Was gibt’s?”
“Ich bin bei der alten Haywood-Mine. Mit Carly. Übrigens ist der Hengst mit seiner Herde auch da, sie achten überhaupt nicht auf mich.”
“Du machst Witze. Du hast den Hengst gefunden?”
“Nein, Carly. Ich habe nur zugeschaut”, meinte Jake trocken. Dann wechselte er den Tonfall. “Er ist ein prächtiges Tier, Deke, und die Stuten wirken auch ganz zufrieden. Hör zu, Carly ist leicht verletzt, wir reiten so schnell wie möglich zur Ranch. Du rufst inzwischen ein paar Männer her, und ihr bringt unsere Stuten nach Hause. Der Hengst könnte nervös werden und weglaufen. Fangt ihn, wenn ihr könnt, aber das Wichtigste sind unsere Stuten. Over.”
Er steckte das Funkgerät in die Satteltasche und eilte zu Carly zurück. “Ich werfe dir das Seil herunter, Carly. Binde es dir um die Taille, und ich ziehe dich hoch.”
“Erst will ich wissen, warum du hier bist.”
“Carly, kannst du einmal im Leben deinen sexy Mund halten und tun, was man dir sagt?”
“Meinen sexy Mund? Jake, hast du mich den ganzen Tag über verfolgt?”
“Meine Güte, dass Frauen ständig reden müssen. Schnalle dir das Seil um, Carly, verflixt noch mal!”
Wenige Minuten später hatte Jake sie aus der Grube gezogen. Sie schwankte ein wenig auf ihrem gesunden Fuß und legte Jake bereitwillig die Hände auf die Schultern, während er das Lasso löste.
“Danke”, sagte sie ruhig. “Wenn du mir nicht gefolgt wärst, hätte ich lange da unten sitzen können. Trotzdem muss ich wissen, warum du einen ganzen Tag daran gegeben hast, mich zu überwachen. Dachtest du, ich wüsste etwas, das du nicht weißt?”
Er sah ihr gerade in die Augen. “So ist es doch auch, oder? Du wusstest, wo der Hengst sich versteckt hielt.”
Carly hielt seinem festen Blick stand. Dann sahen sie beide zu der Herde hinüber. “Sie sind so schön”, sagte sie bewegt.
“Ja, das sind sie.” Jake sah wieder Carly an und fügte mit heiserer Stimme hinzu: “Und du bist schön, Carly.”
Sie erkannte das verhaltene Feuer in seinen Augen und wusste sofort, an was er dachte. Ihr Puls ging schneller. “Du bist auch schön”, flüsterte sie. Plötzlich begehrte sie ihn so sehr, dass sie sich für ihn auf den blanken Boden gelegt hätte, wenn er ihr das Zeichen dazu gegeben hätte.
Doch er riss sich zusammen und sagte fast schroff: “Komm, setz dich auf die Bank dort. Ich möchte mir deinen Knöchel ansehen.”
“Es ist nicht weiter schlimm”, versicherte sie, stützte sich aber dankbar auf ihn. Und als er vor ihr niederkniete, schenkte sie ihm ein betörendes Lächeln. “Ich würde zu gern meine starken Worte wiederholen, dass ich keinen Babysitter brauche, wenn ich nicht gerade bewiesen hätte, dass ich in diesem wilden Land doch einen Aufpasser brauche”, sagte sie leise.
Jake tastete vorsichtig ihren Fuß ab, und sie stöhnte nur ganz wenig. “Jeder braucht in diesem Land Partner, Carly. Dafür muss man sich nicht schämen. In dieser Einsamkeit können sich ganz normale Missgeschicke katastrophal auswirken.”
“Mein Sturz in den Schacht zum Beispiel.”
“Richtig. Wir lassen deinen Stiefel an, sonst schwillt der Knöchel zu stark. Zu Hause legen wir Eis drauf, und ich denke, du solltest den Fuß mindestens einen Tag lang nicht belasten.”
“Jawohl, Herr Doktor”, sagte Carly mit einem neckenden Glitzern in den Augen. “Jake, du kannst so nett sein. Warum läufst du die meiste Zeit mit einem abweisenden Gesicht herum?”
Er nahm ihre Hände und zog sie behutsam hoch. Sie erwartete, dass er sie zu ihrem Pferd führen würde. Stattdessen nahm er sie in die Arme und sah ihr in die Augen.
“Einen Kuss, dann gehen wir”, sagte er auf eine Weise, die ihren Puls zum Rasen brachte.
Sie bot
Weitere Kostenlose Bücher