Jeder Hund kann gehorchen lernen
Gewicht a m Hals wird ihm nun doch zu viel. Um sein Unbehagen mitzuteilen, schaut er zur Seite. A ls das nichts hilft, beginnt er leise zu brummen – defensive A ggression a ls A bwehr einer Bedrohung. Das hört leider keiner, weil Lena die ganze Zeit laut plappert und vor Vergnügen kreischt. A ußerdem haben die Eltern ihren Rex so tief in die Schublade mit der A ufschrift »Lieber Hund« gesteckt, dass sie seine Befindlichkeiten in der Kommunikation mit Kindern kaum noch beachten. » Lena, der Hund muss in die Kamera gucken, dreh ihn doch mal zu mir«, sagt die Mutter. Lena hängt immer noch mit beiden A rmen a m Hals von Rex, der wiederum zur Seite schaut, während sein »Lass mich in Ruhe«-Brummen im a llgemeinen Geräuschpegel untergeht. Lena versucht nun, sein Gesicht in Richtung Mutter bzw. Kamera zu drehen. Doch Rex möchte das nicht, er stemmt sich dagegen, will sich a m liebsten a us Lenas Umklammerung befreien. »Rex!«, ruft die Mutter, um ihn dazu zu bringen, sein Gesicht der Kamera zuzuwenden. Rex ist gut erzogen und weiß genau, was (normalerweise) von ihm erwartet wird, wenn die Chefin seinen Namen ruft: Er muss zu ihr. Das geht a ber nicht, weil Lena ihn festhält. Nun kann er nicht mehr a nders, er schnappt nach Lena und rennt zu Frauchen. Lena fällt um und beginnt zu heulen. Die Mutter ist entsetzt: Rex ist jetzt gar nicht mehr der »liebe Hund«, Rex ist »böse«.
Irrtum Nr. 12
»Hund und Baby müssen so schnell wie möglich beste Freunde werden.«
Falsch! Hunde und Kinder sollten so kontrolliert wie möglich, sprich nur sehr langsam und Schritt für Schritt, »beste Freunde« werden. Im Baby- und Kleinkindalter gilt zunächst die Grundregel: Den Hund nicht a n das Kind ranlassen – und das Kind nicht a n den Hund (Fressnapf und Körbchen sind für das Kind a bsolut tabu!). Nach und nach kann man dann Kontakt zulassen (Abschnüffeln, A bschlabbern ) – jedoch niemals ohne jederzeit eingreifen zu können. Die meisten Beißzwischenfälle passieren, wenn Kinder den Hund so stören oder in die Enge treiben, dass dieser sich nur noch mithilfe seiner Zähne zu wehren weiß. Daher sollte man Kind und Hund niemals a uch nur eine halbe Minute ohne A ufsicht a llein lassen. Erst a b dem achten Lebensjahr ist ein Kind so weit, dass ein Hund es a ls Erziehungsberechtigten a nerkennt. Wenn möglich, sollte sich eine Familie erst a b diesem Zeitpunkt einen Hund a nschaffen.
Viele Eltern verhalten sich so leichtsinnig wie im obigen Beispiel. Meistens gehen Situationen wie diese verhältnismäßig »gut« a us und das Kind kommt mit dem Schrecken oder einer kleinen Schramme davon. Das ist a ber leider nicht immer so – womit sich der Bogen zu den eingangs erwähnten Horrormeldungen über schwere Bissverletzungen schließt. A uch wenn er noch so süß ist und selbst wenn es sich »nur« um einen winzigen Yorkshireterrier oder einen typischen Familienhund wie Labrador oder Golden Retriever handelt – ich würde bei der Begegnung mit Kindern für keinen Hund der Welt die Hand ins Feuer legen. Ein Hund ist kein lebendiger Teddybär zum Spielen, sondern in jedem Fall ein für Menschen potenziell gefährliches Tier – a uch dann, wenn er sich a us Hundesicht vollkommen stimmig verhält (siehe Rex). Begegnungen zwischen Hunden und Kindern lassen sich zwar bis zu einem gewissen Grad planen, a ber weder Hund noch Kind sind zu 100 Prozent berechenbar. Daher müssen die Eltern so weit wie möglich Risiken vermeiden. Wenn das Kind nur einmal im falschen Moment den falschen »Knopf« drückt, kann das schlimme Folgen haben. Es gilt die goldene Regel: Lassen Sie Kinder und Hunde niemals unbeaufsichtigt zusammen, a uch nicht für eine halbe Minute. A ußerdem:Wippe, Laufgitter und Kinderwagen sind für den Hund tabu.
Oft fragen mich Kunden, die ein Kind bekommen wollen, wann der richtige Zeitpunkt sei, sich einen Hund a nzuschaffen. Meine A ntwort:
Bekommen Sie die Kinder, bevor Sie sich einen Hund zulegen. Ein Welpe, der mit Kindern a ufwächst, findet leichter seinen rangniedrigeren Platz im Familienrudel.
Im idealen Fall sind die Kinder bereits a cht Jahre oder älter, wenn ein Hund einzieht. A b diesem A lter sind sie körperlich und mental reif genug, um effektiv a n der Erziehung mitwirken zu können. Man kann ihnen erklären, dass der Hund ein eigenständiges Wesen ist, dem man mit Respekt begegnen muss und das gewisse Dinge nicht mag, wie zum Beispiel a m Ohr ziehen, sich in seinen Korb legen oder ihm
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