Jeder Hund kann gehorchen lernen
sein Essen zu stibitzen.
Es gibt eine Vielzahl von Familien, bei denen diese optimale Konstellation nicht möglich ist und die trotzdem einen Hund haben möchten. Wer mich in einem solchen Fall um Rat bittet, dem stelle ich zwei (rhetorische) Fragen, die zum Nachdenken und zur größerer Vorsicht a nregen sollen: Wie bringt man einem Baby zuverlässig bei, nicht immer wieder munter Richtung Körbchen zu krabbeln? Und wie erklärt man einem Hund, dass ein Baby sehr empfindlich ist und a usnahmslos mit großerVorsicht behandelt werden muss? Ein Ding der Unmöglichkeit – und eine große Gefahr für das Baby. Man stelle sich vor, dass ein gerade erst vom Kuschelkönig und Kinderersatz zum Familienmaskottchen degradierter Hund endlich mal in Ruhe in seinem Körbchen einen Knochen beknabbern möchte – und plötzlich schaut da ein Baby über den Körbchenrand und greift nach besagtem Knochen. Besonders Hunde, die vorher der Platzhirsch in der Familie waren, die immer noch permanent a uf der Couch thronen und sich durch a ndauernde Bestechung mit Leckerchen und mangelnde Erziehung in der Rangfolge gleichauf oder über den Haltern einordnen, können – unabhängig von Hunderasse und -größe – gefährlich werden, wenn ein (aus Hundesicht rangniedrigeres) Baby ins Rudel a ufgenommen wird.
Abgesehen von der Grundregel »Kinder nie mit dem Hund a llein lassen« gebe ich Hundehaltern mit Babys oder Kleinkindern für den A nfang folgende A ufgabe: Sie dürfen den Hund nicht a n das Kind ranlassen und das Kind nicht a n den Hund. Zeigen Sie dem Hund, dass Sie »bissig« werden, sobald er sich dem Kind nähert. A uf diese Weise minimieren Sie das Risiko, dass etwas passiert, und handeln dabei a uch noch so a rtgerecht wie menschenmöglich – denn eine Hundemutter würde genau a uf diese Weise dafür sorgen, dass kein a nderer Hund ihren Welpen zu nahe kommt. Ihr Hund ist ganz sicher nicht beleidigt, wenn Sie so handeln. (Er ist überhaupt nie beleidigt, vergleiche Kapitel 6, »Der ›Mein Hund ist beleidigt‹-Irrtum«). Sobald der Hund einmal gespeichert hat, dass er sich dem Baby nicht nähern darf, können Sie nach und nach Kontakt zulassen– a ber nur kontrolliert (der Hund bleibt beispielsweise a n der Leine!), sodass das Baby bzw. Kleinkind nicht gefährdet wird. Ein regelmäßiges kurzes Beschnuppern oder A bschlabbern ist okay (sofern der Hund geimpft und entwurmt ist), mehr erst mal nicht. Bedenken Sie, dass schon ein spielerischer Schwinger mit der Pfote, der unter Hunden völlig normal ist, einem Baby schwere Verletzungen zufügen kann. Wenn Ihr Kind a us dem Krabbelalter raus ist und sich Hund und Kind a neinander gewöhnt haben, gilt es jederzeit a uf die Körpersprache Ihres Hundes zu a chten: Ist ihm das Verhalten des Kindes unangenehm? Zeigt er Meideverhalten und dreht sich weg bzw. entfernt oder verkriecht er sich?
»Lesen« Sie Ihren Hund, reagieren Sie frühzeitig und greifen Sie ein. Manchmal hat der Hund Lust, mit Kindern zu spielen, manchmal will er a ber a uch einfach nur seine Ruhe haben. A uch Kinder können ganz schön grob sein. Wenn ein Hund sich durch ein Kind provoziert fühlt (so wie Rex im obigen Beispiel), wird er sich zur Wehr setzen – und a ls Greifwerkzeug hat er nur sein Maul.
Wie zeige ich meinem Hund, dass er sich einem Baby oder Kleinkind nicht nähern darf? Um dies zu illustrieren, möchte ich Ihnen die Geschichte von Familie Brehme und Boris erzählen. Die Brehmes sind ein Paar Mitte 30, das gerade sein erstes Kind bekommen hat. Boris ist ein fünf Jahre a lter Terrier-Mischling, der schon a ls Welpe zu den Brehmes kam und von seinen natürlichen A nlagen her ein recht dominantes Tier ist. Durch inkonsequente Erziehung, Verhätschelung, permanente Bestechung mit Leckerchen und Blümchentraining in der Prägephase hat sich Boris zwischenzeitlich zu einem echten Problemfall entwickelt.
Als Ersthund war er für die damals noch kinderlosen Brehmes sicher a lles a ndere a ls die ideale Wahl. Er zog wie wild a n der Leine, knurrte Herrchen und Frauchen vom Sofa a us a n und a ttackierte a uf der Hundewiese regelmäßig a ndere, zum Teil viel größere Rüden. Das lag a uch daran, dass sich Herr und Frau Brehme in der Erziehung selten einig waren und Probleme hatten, Boris zu korrigieren bzw. ihm Grenzen a ufzuzeigen. A uch eine Kastration brachte nicht die von den Brehmes erhoffte Entspannung, sowohl die A ggression gegen Rüden a ls a uch das Dominanzverhalten blieben
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