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Jeder kann mal Robin sein

Jeder kann mal Robin sein

Titel: Jeder kann mal Robin sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Betke
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nicht Hände und Füße verwechselst.«
    »Keine Angst.« Kalli grinste. »Tschüs!«
    Oma gab Max einen kleinen Schubs. »Du kannst ihm auch gern tschüs sagen.«
    »Tschüs«, sagte Max. Als Kalli fort war, hockte er sich auf die Küchenbank und knabberte an den übriggebliebenen Lebkuchen herum.
    »Warum machst du so ’n Gesicht?« Oma stellte die Becher in die Spüle.
    Max starrte finster vor sich hin. »Der Maulwurf hat immer noch meine geringelten Socken an.«
    »Sollte er etwa barfuß in seine Gummischuhe steigen?«
    »Wo er doch ein Freund ist von diesem Gisborne!«
    »Ich denk, er ist ein Astro?«
    »Ach, Oma, du bringst alles durcheinander!«
    Oma lachte. »Wer hier alles durcheinanderbringt, ist noch die Frage. Übrigens«, sie sah nach der Küchenuhr, »wo bleibt Tine eigentlich? Sie kommt doch sonst viel früher aus der Flötenstunde.«
    Max überlegte. »Vielleicht hat sie den roten Wagen auch gesehen und ist zu Judy. Und sie machen einen Plan.«
    Genauso war es. Nach etwa zehn Minuten klingelte es.
    »Wieder mal Sturm«, sagte Oma. »Mindestens Windstärke acht.« Sie ging und öffnete.
    »Oma! Der rote Wagen ist wieder da. Was machen wir nun?«
    »Im Moment können wir gar nichts machen. Ist schon zu spät, Frau Beck anzurufen. Und mit uns redet Lillys Mutter ja nicht.« Oma schob Tine vor sich her in die Küche. »Es ist zum Verrücktwerden. Rotes Auto, kein rotes Auto. Und von dem Kind keine Spur. Dabei höre ich die Kleine nachts weinen. Oder bilde ich mir das bloß ein? Wir kommen einfach nicht weiter.« Sie seufzte.
    »Vielleicht doch, Oma. Ich hab alles noch mal mit Judy besprochen. Wir Robinianer wollen von nun an das Haus Tag und Nacht beobachten. Dann sehen wir schon mal den Fahrer von dem roten Auto und fragen ihn einfach nach Lilly.«
    »Tag und Nacht, wie stellt ihr euch das vor?«
    »Na ja, Nacht ist vielleicht übertrieben. Aber wir müssen die geraubte Ellen unbedingt retten.«
    »Ellen, Ellen«, Oma schüttelte den Kopf. »Wer ist denn das schon wieder?«
    »Natürlich Lilly. Ellen klingt englischer.«
    Oma schüttelte den Kopf. Ließ sie sich da nicht in ein Abenteuerspiel reinziehen? Wenn die Kleine nun wirklich bei ihrer Tante war ... Laster oder rotes Auto, die Besucher von Frau Dressier gingen sie ja nun wirklich nichts an. »Tine«, begann sie.
    Aber Tine war schon an der Tür. »Muß noch mal zu Judy. Bis nachher, Oma.«
    Unten im Hof blieb sie stehen. Hinter den Gardinen des Balkonzimmers von Dresslers Wohnung war ein matter Lichtschimmer zu sehen. Unwillkürlich hielt Tine die Luft an. Hatte sich hinter der Balkontür nicht etwas bewegt? Eine Art Schatten? Sie kniff die Augen zusammen. Im ungewissen Dämmerlicht war es schwer, etwas zu erkennen. Hatte sich die Gardine bewegt? In dem Eisblumenmuster der Balkontür entstand ein kleines
    Loch. Irgend etwas, ein Finger oder eine Zungenspitze, versuchte, ein Loch in das Eis zu schm ei -zen.
    »Lilly!« Tine erschrak über ihren eigenen Schrei. Sie schaute sich um. Alles blieb still. In dem Balkonzimmer ging das Licht aus.
    Tine fühlte, wie ihr Herz klopfte. Sie raste über den Hof. Kurz darauf hockte sie mit gekreuzten Beinen neben Judy auf dem Schaffell vor Judys Bett und berichtete.
    »Du hast sie also gesehen«, sagte Judy triumphierend. »Sie ist nicht bei der Tante.«
    Tine zögerte. Das Ganze kam ihr jetzt so unwirklich vor. »Es sah so aus. Ein Schatten hinter der Balkontür ... bis das Licht ausging.«
    »Das muß sie gewesen sein. Dann lebt Ellen noch.«
    »Ach, hör auf mit Ellen. Und wie kannst du so was Schreckliches sagen? Natürlich lebt Lilly!« Tines Stimme klang schrill.
    Judy fuhr sich mit der Hand durch die Mähne. »Mach doch nicht gleich so ’n Gesicht. Obwohl ... Das müssen ja feine Rabeneltern sein, die ihr Kind nachts vor die Tür stellen. Wer weiß, was die noch mit Lilly machen. Wenn die vom Jugendamt nichts tun, müssen wir eben ran.« Sie sprang auf, nahm ein Blatt Papier von ihrem Schreibtisch und begann zu schreiben.
    Tine sah ihr zu. »Was machst du da?«
    »’n Plan. Wachdienst der Robinianer rund um die Rosenburg. Als erster muß Max ran. Der hat am meisten Zeit. Und deine Oma wird auch mit eingeteilt. Nachher kopier ich den Zettel und steck ihn überall bei den anderen in den Briefkasten. Augenblick, die Zettel für deine Oma und Max gebe ich dir gleich mit.«
    Als Tine den Hof überquert hatte, blieb sie wieder unter dem Balkonfenster stehen. Kein Licht mehr. Der Ausschnitt der Balkontür

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