Jeder Kuss ein Treffer
Erdle.
Annie ließ sich auf die Bank sinken. So wie die anderen Gäste aussahen, war es schwer zu glauben, dass Annie sie tatsächlich mit einer Bemerkung beleidigen oder in Verlegenheit bringen konnte.
»Ich habe keine andere Wahl, ich muss in Theenies Portemonnaie gucken«, sagte Annie. Sie holte deren Geldbörse hervor, schaute hinein und runzelte die Stirn. »Sie hat noch weniger dabei als ich.«
»Oh-oh«, machte Erdle.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Annie. »Wir können die Rechnung nicht bezahlen.«
Er dachte eine Weile nach. »Ich rufe uns Unterstützung.« Er schlüpfte aus der Ecke und schlug beinahe der Länge nach hin. Am Tischrand hielt er sich fest.
»Bin gleich wieder zurück.«
Eine Viertelstunde später war Danny Gilbert da. Er kratzte sich am Kopf und musterte die drei prüfend. »Was ist denn mit Theenie passiert?«
»Hält ein Nickerchen«, sagte Annie.
»Ihr zwei hattet also Lust, euch hier mal ein paar Gläschen zu genehmigen, was?«, fragte er und sah sich um. Der Laden füllte sich jetzt mit Motorradfahrern und Bauarbeitern.
Da tauchte Jimbo auf. »Der Typ da drüben will der Rothaarigen einen ausgeben«, sagte er.
Annie fühlte sich geschmeichelt. »Ach, ja?«
»Ich würde sagen, wir fahren jetzt«, entschied Danny. »Haben Sie die Rechnung?«
»Aber sicher.« Jimbo reichte sie Danny. Der zog die Augenbrauen hoch.
»Wow!«, sagte er und griff nach dem Portemonnaie in seiner Gesäßtasche.
»Wenn ihr mal loslegt, dann macht ihr es aber gründlich, was?«
»Das war nicht unsere Schuld«, entgegnete Annie. »Wir wussten nicht, dass der Wirt uns noch extra Alkohol in die Gläser getan hat.« Sie sah Jimbo an, als wäre er persönlich verantwortlich für ihren Zustand.
»Die haben Long Island Iced Tea getrunken«, erklärte Jimbo.
Danny regte sich auf: »Haben Sie ihnen denn vorher nicht gesagt, wie viel Alkohol darin enthalten ist?«
»Ich bin doch nicht der Babysitter«, gab Jimbo zurück.
Danny zählte das Geld ab und reichte es ihm.
Der Mann wirkte nicht gerade erfreut. »Wie, kein Tipp?«
»Doch, ich habe einen Tipp für Sie«, sagte Danny. »Beim nächsten Mal erzählen Sie den Leuten, was sie bekommen, wenn sie etwas zu trinken bestellen, das sie gar nicht kennen.«
Jimbo steckte das Geld in die Tasche. »Schaffen Sie die einfach raus, ja?«
»Was machen wir nur mit Theenie?«, fragte Annie. »Die ist eingeschlafen.«
»Gute Frage«, sagte Danny.
Jimbo seufzte angewidert und bedeutete Annie, die Sitzecke zu räumen.
»Nehmen Sie das Portemonnaie von der alten Schachtel mit«, sagte er.
»Entschuldigen Sie, aber haben Sie meine Freundin gerade alte Schachtel genannt? Also, Sie sind wirklich der allerletzte …«
»Annie, lass uns einfach gehen«, sagte Danny. »Und zwar jetzt gleich.« Annie nahm ihre und Theenies Geldbörse und rutschte aus der Sitzecke. Jimbo beugte sich vor, zog Theenie von der Bank und warf sie sich über die Schulter. »Sagen Sie mir einfach, wo sie hinsoll.«
Sobald Annie auf dem Rücksitz von Dannys Wagen saß, schlief sie ein. »Dein Auto holen wir morgen früh ab«, sagte er, aber Annie und Theenie hörten schon nichts mehr. »Im Moment machst du dir darum wohl keine Sorgen«, fügte er hinzu und schlug die Tür zu.
»Was ist passiert?«, fragte Danny Erdle, der sich zu ihm auf den Beifahrersitz setzte. »In so einem Zustand habe ich Annie noch nie gesehen.«
Erdle berichtete ihm, wie Eve Fortenberry Annie bei Charles‘ Gedenkgottesdienst behandelt hatte.
Danny blickte ungläubig drein. »Wes arbeitet für Eve?«
»Ich weiß nicht, wie der aktuelle Stand ist. Ich weiß nur, dass Eve ihn engagiert hat, weil er herausfinden sollte, ob Annie hinter dem Verschwinden ihres Mannes steckte. Offenbar hat es der Alten diebischen Spaß gemacht, es Annie nach der Kirche unter die Nase zu reiben.«
»Weiß Wes, dass Annie ihm auf die Schliche gekommen ist?«, fragte Danny.
»Noch nicht. Aber er erfährt es in dem Moment, wo Annie das Haus betritt, das kannst du mir glauben.« Er dachte nach und sah sich über die Schulter nach den beiden Frauen um. »Es sei denn, Annie ist dann noch nicht wieder wach.«
Danny schmunzelte. »Hm, ich würde ganz gerne so lange bleiben, bis es so weit ist.« Kaum hatte Danny den Motor ausgestellt, wachten Annie und Theenie auf.
»Wo bin ich?«, fragte Theenie. »Welcher Tag ist heute? Und wieso tut mein Kopf so mordsmäßig weh?«
»Das war der Tee in Jimbo‘s Bar and Grill«, sagte Annie. »Da war
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