Jeder Kuss ein Treffer
vermisst. Dank der harten Arbeit meiner hervorragenden Ermittlungsmannschaft haben wir den Fall gelöst. Und zwar in Rekordzeit, wenn ich das hinzufügen darf.«
»Hervorragende Ermittlungsmannschaft, ich glaub‘s ja wohl«, murmelte Jamie.
Lamar warf einen Blick auf seine Notizen. »Gegen fünfzehn Uhr wurde heute die fünfunddreißigjährige Donna Schaefer, von Geburt an ansässig in Beaumont, mit Erschöpfungszuständen und Depressionen ins Beaumont Memorial Hospital eingeliefert. Sie wurde sofort von einem Arzt untersucht, dann gab man uns Bescheid. Mrs. Schaefer machte noch im Krankenbett eine Aussage. Sie hat gestanden, für den Tod von Charles Fortenberry verantwortlich zu sein.«
»So, nun wissen wir‘s«, sagte Theenie.
»Mrs. Schaefers Ehemann hat einen Anwalt besorgt«, fuhr Lamar fort. »Ich werde jetzt also ein paar Fragen beantworten und dann das Mikrofon an ihn weiterreichen.«
»Mr. Tevis«, rief ein Reporter. »Bedeutet das, dass Mr. Fortenberrys Witwe vom Mordvorwurf befreit ist?«
»Ja.« Lamar zeigte auf einen Journalisten in seiner Nähe.
»Wurden die fehlenden Überreste schon gefunden?«, fragte ein anderer Reporter dazwischen.
Lamar machte ein betretenes Gesicht. »Ich möchte eigentlich nicht darüber sprechen, ehe ich nicht hundert Prozent sicher bin, aber der Pkw wurde vor kurzem gefunden. Er wurde weniger als hundert Meilen von hier im Bezirk Baxter abge stellt. Er ist durchsucht worden, und soweit ich weiß, handelt es sich tatsächlich um das entwendete Fahrzeug. Der Inhalt soll noch unversehrt sein. Ich warte auf die Bestätigung vom Sheriff des Bezirks Baxter.«
»Ach, du meine Güte!«, sagte Annie. »Endlich hat Lamar mal etwas richtig gemacht.«
»Mr. Tevis«, rief eine Journalistin. »Ist zu diesem Zeitpunkt schon die eigentliche Todesursache des Opfers bekannt?« Eine Kamera schwenkte auf die Frau.
»Das ist wieder die Reporterin aus Charleston«, sagte Annie.
Lamar zögerte. »Ahm …«
»Trifft es zu, dass Mr. Fortenberrys Verletzungen nicht lebensbedrohlich waren?«
Lamar war überrascht. »Das wissen wir nicht mit Sicherheit.«
»Ich habe gehört, dass der Leichenbeschauer nicht in der Lage war, die Todesursache festzustellen«, fuhr die Frau fort.
»Junge, die zieht dem aber die Eier lang«, staunte Destiny. Sie erntete erhobene Augenbrauen von Theenie.
Lamar wurde erkennbar nervös. »Wir haben noch nicht alle Antworten«, sagte er. »Deshalb wurden die sterblichen Überreste ja ursprünglich zur Medizinischen Universität nach Charleston überführt. Mehr habe ich nicht zu sagen.« Hastig entfernte er sich vom Mikrofon.
An Lamars Stelle trat ein Herr mit Glatze und übergroßer Brille, der keine Zeit verlor. Er ratterte drauflos: »Mein Name ist Randolf Pierce. Ich wurde engagiert, um Mrs. Schaefer in diesem Fall zu vertreten. Ich habe nur kurz mit ihr sprechen können, bevor sie ihre Aussage bei der Polizei machte. Ich teile nicht den Optimismus von Polizeichef Tevis, dass dieser Fall sozusagen schon in trockenen Tüchern ist. Die Ermittlungen laufen noch.«
Die Kamera zeigte einen stirnrunzelnden Lamar.
»Es gibt nämlich immer noch viele Fragen. Die meisten werden warten müssen, bis sich der Zustand meiner Mandantin stabilisiert hat. Ich nehme zu nichts Stellung, was sich speziell auf diesen Fall bezieht.« Die Zuhörer murrten verstimmt. »Ich bin lediglich bereit zu sagen, dass Mrs. Schaefer von einem Team guter Ärzte behandelt wird. Von diesen Ärzten hängt es ab, wie lange sie im Krankenhaus verbleiben muss und wann sie weitere Fragen beantworten kann.« Er hielt inne und musterte die anwesende Presse. »Im Namen meiner Mandantin möchte ich darauf hinweisen, dass sie sich freiwillig gestellt und die Polizei zu sprechen gewünscht hat, trotz schwerer gesundheitlicher Probleme. Vielen Dank für Ihr Interesse.«
Mehrere Journalisten riefen ihm ihre Fragen zu, wurden aber ignoriert. Pierce trat vom Mikrofon zurück.
Das Telefon klingelte. Lovelle verdrehte die Augen und hob ab. Sofort legte sie die Hand über die Sprechmuschel und schaute zu Annie hinüber. »Das ist Wes. Er sagt, es wäre wichtig.«
Annie nahm das Telefon und legte langsam den Hörer auf die Gabel.
Am nächsten Morgen wartete Wes im Eingangsbereich des Polizeireviers auf Lamar, der um sieben Uhr auftauchte. »Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte er.
»He, haben Sie mich gestern Abend im Fernsehen gesehen?«, fragte Lamar.
»Ja.«
»Haben Sie auch diese Klugscheißerin
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