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Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Titel: Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hüther , Uli Hauser
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mehr daran erinnern, dass unser Weinen eher Ärger als Trost zur Folge hatte und unser Unglück nur verschlimmerte? Dass wir unseren Zorn nicht zeigen konnten, wir uns nicht wehren durften, es nicht wagten, Widerworte zu geben? Und dass wir Sprüche zu hören bekamen wie den von den Kindern, » die was wollen, die kriegen was auf die Bollen«? Von den kleinen Bäumchen, die sich noch biegen lassen. Dass wir groß wurden mit Befehlen und Gehorsam und Schuldgefühlen und gar nicht genau wussten, warum und wieso und weshalb? Niemand wächst auf, ohne gekränkt oder enttäuscht worden zu sein. Aber niemals werden wir zugeben, dass unsere Eltern uns nicht geliebt haben. Das tut so weh. Wer will sich das eingestehen?
    Und doch sind die meisten von uns nicht sicher, ob ihre Eltern ihre Bedürfnisse erkannten. Ob sie da waren, wenn wir weinten, uns in den Arm nahmen, wenn wir uns ängstigten, und sanft nickten und uns ermutigten, wenn wir uns vergewissern wollten, ob es in Ordnung ist, was wir da gerade machten.
    Wer nicht geliebt wurde, überlebt trotzdem. Die Frage ist nur, wie. Wie soll man später Liebe schenken, wenn man keine erfahren hat? Wenn man nicht genau weiß, was das ist und wie das geht? Es sind die ersten Erfahrungen, die uns prägen. In vielen Studien und über lange Jahre haben Wissenschaftler die Liebes-Erfahrung von Menschen untersucht, von klein an bis ins Erwachsenenalter. Und immer stellten die Forscher dabei fest, dass unsere frühen Erfahrungen unsere späteren Einstellungen und Handlungen bestimmen. Wer sich wirklich geliebt fühlt, gibt diese Liebe weiter. Wessen Erwartungen enttäuscht wurden, muss versuchen, irgendetwas anderes im Leben zu finden, das ihm Halt bietet.
    Wenn die Kinder klein und niedlich sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als sie lieb zu haben. Aber wenn sie dann sprechen und laufen und schreien können und plötzlich eine eigene Meinung haben, wird es schon schwieriger. Dann würden wir gern wissen, mit welchem Handgriff sich unangenehme Situationen lösen lassen. Wir haben oft genug gelesen, dass Kinder uns herausfordern, das ist gut gesagt: Aber nehmen wir diese Herausforderung an? Stellen wir uns, konfrontieren wir, lenken wir nicht ab? Oder verhalten wir uns wie ein Dompteur, der im Käfig einen Löwen zu zähmen hat? Das Tier wird beruhigt und besänftigt und bekommt zu essen. Macht gute Miene zum bösen Spiel. Aber es bekommt nicht, was es wirklich braucht.
    Deshalb lohnt es sich, darüber nachzudenken, was es genau bedeutet, wenn wir sagen, dass wir unsere Kinder lieben. Heißt Liebe, ihnen alles zu erlauben, was sie wollen? Heißt Liebe, verfehltes Verhalten nicht zu ahnden? Bedeutet Liebe, sich dafür zu interessieren, was der Sohn den ganzen Tag am Computer macht? Mit welchen Leuten die Tochter unterwegs ist? Ob es den Kindern gut geht mit ihren Lehrern? Heißt Liebe, dass wir unseren Kindern unangenehme Entscheidungen abnehmen? Ihnen keine Enttäuschungen zumuten? Sie nicht mit Konsequenzen konfrontieren, die ihr Handeln auslöst? Bedeutet Liebe, dass wir Eltern bei unseren Kindern zuallererst beliebt sein möchten?
    Es mag ja sein, dass es keine einfachen Zeiten sind, Kindern das Leben zu schenken. Eltern erziehen heute unter Bedingungen, die sie aus der eigenen Kindheit nicht kennen. Die Welt, in der wir groß geworden sind, gibt es nicht mehr. Die Städte werden enger, die freien Räume weniger; wer schickt seine Kinder heute noch zum Spielen nach draußen, wenn sie lieber drinnen hocken und sich die Welt mit einem Mausklick auf ihren Bildschirm holen? Die Familien sind auseinandergerissen, kaum einer arbeitet noch dort, wo er groß wurde. Die Anforderungen der Arbeitswelt haben alle Lebensbereiche in Beschlag genommen, alles Streben ist der Arbeit unterworfen. Allein sie scheint Sinn zu stiften, danach kommt erst einmal nichts. Das Leben folgt keiner festen Ordnung, es wird zu einem Flickenteppich. Die Prozesse der Auflösung sind schleichend und die Bewegungen und Verschiebungen schwer zu erkennen und noch schwerer zu beeinflussen. Wir sind mobil, flexibel und in der Lage, theoretisch jederzeit und an fast allen Orten der Welt miteinander in Kontakt zu treten. » Wer heute Nachwuchs bekommt«, sagt der Schweizer Philosoph Dieter Thomä, » liegt quer zur Gesellschaft, in der man äußerlich jung und innerlich flexibel zu sein hat, in der man sein eigenes Fortkommen als Erstes im Blick hat und Pflichten lieber nur auf Zeit eingeht.«
    Auch die Bedingungen für

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