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Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Titel: Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hüther , Uli Hauser
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das Zusammenleben mit Kindern haben sich grundlegend verändert. Noch vor hundert Jahren gab es relativ wenige Frauen und Männer, die zur Arbeit aus dem Haus gingen. Ein Drittel der Menschen verdiente seinen Lebensunterhalt in der Landwirtschaft. Die Kinder waren dabei, wenn auf dem Feld und im Stall gearbeitet wurde, und Eltern und Kinder lebten am gleichen Ort. Auf den Höfen wohnten verschiedene Generationen unter einem Dach; war die Mutter außer Haus, übernahm Oma die Kinder. Erziehung blieb nicht die alleinige Angelegenheit der Eltern, sie war auch Aufgabe von Verwandten, Freunden und Nachbarn. Onkel Werner und Tante Doris von nebenan nahmen den übermüdeten Eltern ihre kleine Tochter ab, für ein, zwei, drei Nächte. Und die Straßen waren voll mit Kindern. Wer draußen spielen wollte, blieb nicht allein.
    Sehr viel früher, das lesen wir in Geschichtsbüchern, lebten die Kinder mit Erwachsenen in Gruppen, über Zehntausende von Jahren ging es so. Für eine Frau war es außerhalb ihrer Vorstellungskraft, ihre Kinder allein großzuziehen. Kinder waren immer Gemeinschaftsaufgabe. So wie die Jagdbeute geteilt wurde und die Kinder dorthin gingen, wo es gerade etwas zu essen gab, halfen sich Eltern und Verwandte untereinander. In relativ ursprünglichen Gesellschaften ist das heute noch so. In afrikanischen Gemeinschaften zum Beispiel werden Neugeborene von bis zu zehn Frauen gleichzeitig betreut, gestillt, gestreichelt, geliebt. Und für die älteren Geschwister ist es selbstverständlich, die Jüngeren zu umsorgen.
    Die Kleinfamilie, wie wir sie hier bei uns heute kennen– Vater, Mutter, Kind–, ist erst in den vergangenen zwei Jahrhunderten entstanden. Als der Rückzug ins Private begann. Jetzt aber ist selbst diese kleinste Einheit in Gefahr. In den Großstädten wachsen sehr viele Kinder nur mit Mutter oder Vater auf. Wer heute heiratet, muss damit rechnen, dass die ewige Treue vielleicht nur ein paar Sommer hält. Jede zweite Ehe scheitert nach drei bis sieben Jahren. Kinder sind zu Pendlern geworden, zu Wanderern zwischen den Welten. Der von Mama. Der von Papa. Und mit dem Auseinanderbrechen der Familien verschwinden auch Omas und Opas, Tanten und Onkel, Neffen und Nichten aus dem Leben der Kinder. Millionen Alleinerziehende müssen Aufgaben bewältigen, die vorher aufgeteilt wurden. Das hat es bisher nur in Zeiten gegeben, als Krieg war und der Vater in die Schlacht ziehen musste. Heute zieht er zu Hause aus.
    Die Bereitschaft, für die Familie zu kämpfen, sinkt. Was geblieben ist, wie es immer war, sind die Bedürfnisse unserer Kinder. Die Babys von heute unterscheiden sich nicht wesentlich von ihren Brüdern und Schwestern vor zehntausend oder noch mehr Jahren. Ob sie damals in einer zugigen Höhle zur Welt kamen oder heute im Designer-Bettchen am Daumen lutschen: Ihre Erwartungen und Ängste sind die gleichen. Sie wollen in der Nacht nicht allein sein, sie fürchten die Einsamkeit und die Dunkelheit. Sie brauchen die Gewissheit, dass die Eltern in der Nähe sind.
    Um all den Anforderungen gerecht zu werden, müssen Eltern heute Multitasking betreiben. Mütter telefonieren, während sie ihr Kind durch die Gegend schieben, an den Ampeln stehen Väter mit Kindern an der Hand und tippen Kurzmitteilungen in ihr Handy. Wir versuchen, so viel wie möglich gleichzeitig zu erledigen. Denn schneller können wir kaum noch werden, um noch mehr zu schaffen. Der Zwang, alles beschleunigen zu wollen, hat die Kindheit längst erfasst.
    Aber unsere Kinder sind keine Uhren, die man aufziehen kann. So schnell sie auch wachsen, so langsam gewöhnen sie sich ans Leben. Sie brauchen niemanden, der Zeit spart. Sie sehnen sich nach Eltern, die Zeit verschwenden. Und bereit sind, mit ihnen einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Damit die Reihenfolge stimmt.
    Wer liebt, kann nicht einfach so weitermachen, wie er es gewohnt ist. Der müsste sich fragen, wie es anders gehen kann. Aber anders kann es nur dann werden, wenn wir uns selbst verändern. Dazu müssten wir unsere festgefügten Vorstellungen davon, worauf es im Leben ankommt, in Frage stellen. Und wir müssten versuchen, die alten, ausgetretenen Bahnen unserer lieb gewordenen Gewohnheiten zu verlassen. Wenn alle Kinder die Erfahrung machen könnten, dass sie so, wie sie sind, angenommen werden und dazugehören dürfen, dass ihnen etwas zugetraut wird und sie zeigen können, was sie alles schon können, dann würden sie ihre Liebesfähigkeit und das Gefühl tiefer

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