Jedi-Akademie 01 - Flucht ins Ungewisse
war. Der Kadaver stank.
Bei seiner ersten Begegnung mit einem Rancor in Jabbas Palast, frisch aus der Hibernation aufgetaut, war er blind gewesen. Jabba fütterte das Ungeheuer unter seinem Thronsaal mit seinen Feinden – oder jedem, der zufällig in der Nähe war. Han hatte während seines Werbens um Prinzessin Leia auf dem Planeten Dathomir noch viele andere Rancors gesehen. Eine der Bestien war aus irgendeinem Grund hier in der imperialen Strafanstalt verendet. Der Rancor war soweit verwest, wie es ihm möglich war, und dann mumifiziert.
Das Gefängnis selbst war, wenn sich Han richtig erinnerte, eine Kreuzung zwischen einem Zoo und einem Zuchthaus, denn die hier versammelten Lebensformen waren von unterschiedlicher Intelligenz. Der einzige gemeinsame Faktor war ihre Gewalttätigkeit.
Ihre Zelle war im Vergleich mit normalen Zellen gigantisch – groß genug, daß sich der Rancor frei hatte bewegen können. Mürbe, schimmelbedeckte Knochen lagen überall auf dem Boden verstreut, viele waren abgenagt und zermalmt worden, als hätte der verhungernde Rancor verzweifelt nach Nahrung gesucht. Grüne und blaue Schmierstreifen aus Schleim liefen zäh die Wände hinunter. Leises Tröpfeln war alles, was Han hören konnte.
»Wie lange sind wir schon hier, Chewie? Hast du irgendeine Ahnung?«
Chewbacca wußte es auch nicht.
Han ging den Zwischenfall noch einmal durch. Sie waren nach Kessel gekommen und hatten sich namentlich und mit einem Rufzeichen der Neuen Republik identifiziert. Eine Flotte Raumschiffe hatte sie angegriffen – TIE-Jäger, X-Flügler und ein bunter Haufen anderer Schiffe. Offensichtlich hatten die Leute, die Kessel kontrollierten, irgend etwas vor, und sie wollten nicht, daß die Neue Republik davon erfuhr.
Dann erinnerte er sich an den vogelscheuchenähnlichen Skynxnex, der den abgestürzten Falken geentert hatte. Skynxnex war ein Dieb und bezahlter Killer gewesen, Hauptkontaktmann zwischen Moruth Doole und den Gewürzschmugglern. Skynxnex hatte offiziell als Aufseher in der Strafanstalt gearbeitet, schien aber inzwischen sein Metier gewechselt zu haben.
Han hörte das Klicken und Summen des Deaktivierungsfeldes vor den Zellentüren und dann ein mahlendes Knirschen, als hydraulische Hebel die schwere Tür nach oben wuchteten. Sobald sich die Tür hob, flutete grelles weißes Licht in den Raum. Han bedeckte seine Augen mit der Hand. Er hatte nicht gewußt, daß es so dunkel in der Zelle war.
»Halt dich bereit, Chewie!« flüsterte Han. Wenn es nicht zu viele Wachen waren, konnten sie sie vielleicht überrennen, sich nach draußen durchschlagen und fliehen. Aber dann spürte er den Schmerz in seinen gebrochenen Rippen, und Benommenheit überwältigte ihn. Chewbacca lehnte geschwächt an einer der feuchten Wände der Rancorzelle und stöhnte.
Nun, vielleicht gibt es nur einen Wächter, der schlecht sehen kann und von wochenlanger Ruhr geschwächt ist…
»Vergiß es, Chewie. Mal sehen, was sie zu sagen haben.«
Die skelettähnliche Gestalt in der Tür war offensichtlich Skynxnex. Als sich Hans Augen an das Licht gewöhnt hatten, konnte er hinter Skynxnex vier weitere Wachen erkennen, die nicht ganz vollständige Aufseheruniformen und an den empfindlichen Körperstellen Panzerteile trugen, aber keine Rangabzeichen oder sonstigen Insignien aufwiesen.
»Nun, Han Solo, ich hoffe, dir gefällt unsere… Gastfreundschaft?« fragte Skynxnex.
Han grinste verzerrt und sah an ihm vorbei zu dem toten Rancor in der Ecke der feuchten Zelle. »Tja, ihr Burschen habt Kessel wirklich in ein Ferienparadies verwandelt. Fast wie der Planet Ithor.«
Skynxnex folgte seinem Blick zu dem mumifizierten Ungeheuer. »Ach ja, als wir das Gefängnis übernahmen, hat in dem ganzen Durcheinander jemand vergessen, den Rancor zu füttern. Wirklich schade. Erst nach Monaten erinnerten wir uns an ihn, was doppelt schade war, denn als er uns einfiel, hatten wir hier eine Menge imperiale Gefangene, die wir loswerden mußten. Wäre ein spaßiges Schauspiel gewesen. Statt dessen mußten wir alle in die Gewürzminen schicken.« Skynxnex lächelte für einen winzigen Augenblick; dann rutschten seine Gesichtszüge wieder in jenen unbewegten, mechanischen Ausdruck. »Ich hoffe, die Medidroiden haben eure Absturzverletzungen geheilt. Es ist wichtig, daß ihr beide gesund genug seid, um ein Verhör durchzustehen. Wir möchten genau erfahren, warum ihr zum Spionieren nach Kessel gekommen seid.«
Han durchzuckte der Gedanke, daß er
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