Jedi-Akademie 02 - Der Geist des Dunklen Lords
sich neu. »… der die überlebenden Massassi-Eingeborenen auslöschte und…« Das Bild verstummte, flackerte, formte sich neu, löste sich wieder auf – als würde jemand es stören.
»Aber Exar Kun – was ist aus Exar Kun geworden?« drängte Luke. Er verstand nicht, was mit dem Holocron war. Er schüttelte es, klopfte ein paarmal dagegen, stellte es auf den niedrigen, harten Tisch und trat zurück, um den holographischen Jedi-Meister besser sehen zu können.
Im Inneren des statikgefüllten Würfels erschien ein dunkler Knoten, als würde sich in seinen durchscheinenden Wänden ein Sturm zusammenbrauen. Master Vodo-Siosk Baas erschien wieder. »… aber Kun gelang es…«
Plötzlich zerbrach Master Vodos Bild in tausend glitzernde Fragmente aus farbigem Licht, als hätte eine größere Macht es von innen her zerrissen.
Die Dunkelheit im Inneren des Holocrons wurde tiefer und größer, schwoll wie eine Zeitlupenexplosion an. Aus der schwarzen Faust zuckten Blitze aus rotem Feuer in alle Richtungen. Mit einem schrillen, kreischenden Laut sich entladender Energien zerbarst der Würfel. Das Holocron dampfte und fiel in einem Funkenschauer, einer Wolke schwarzen Rauches und mit dem Gestank verschmorter elektronischer und organischer Komponenten in sich zusammen.
Luke wich zurück und schirmte seine Augen mit beiden Händen gegen die Glut ab. Für einen Moment glaubte er, eine tiefschwarze, kapuzentragende Gestalt zu sehen, die sich wie eine wandelnde Silhouette aus dem Holocron erhob und mit tiefer Infraschallstimme lachte. Dann trieb sie davon und verschwand in den Steinwänden.
Kalte Furcht packte Luke. Der kleine weiße Würfel des kostbaren Holocrons war nur noch ein geschmolzener Klumpen auf dem Tisch.
Luke würde seine eigenen Antworten finden müssen – und zwar bald.
30
»Luke, ich habe genug davon!«
Luke blickte auf, als Mara Jade in der Hangarbucht des Großen Tempels aus dem Turbolift kam. Sie befand sich jetzt schon einige Tage auf dem Dschungelmond, lange genug, um zu lernen, wie sie ihre Jedi-Fähigkeiten weiterentwickeln konnte, aber der Zwischenfall mit Kyp Durron und der Verlust ihres Privatschiffs hatten ihr das Erlebnis verdorben.
Luke wandte sich von R2-D2 und zwei der Jedi-Schüler ab. Kirana Ti schulterte einen Tornister mit Vorräten für einen Ausflug in die Wildnis, den sie zusammen mit Streen unternehmen wollte. Sie trug die Reptilhautkleidung und den verzierten, lackierten Schlachtenhelm, den sie von ihrer rauhen Heimatwelt Dathomir mitgebracht hatte.
Streen zappelte unruhig herum und blickte zu dem Keil aus Sonnenlicht hinüber, der unter dem halb offenen Hangartor hereinfiel. Er trug den Overall mit den vielen Taschen, der noch aus seiner Zeit als Gasprospektor auf Bespin stammte.
Mara stapfte auf sie zu und zog ihre Jedi-Robe enger um ihre Hüften. Luke sah sie an und wunderte sich, wie sehr sie sich seit ihrer ersten Begegnung auf der feindlichen Schmugglerwelt Myrkr verändert hatte.
Mara blieb vor ihm stehen, sah kurz die beiden Jedi-Schüler an, die darauf warteten, zu ihrer Dschungelexpedition aufbrechen zu können, und ignorierte sie dann vollständig. »Ich kann nicht bestreiten, daß ich hier einiges gelernt habe, Luke. Aber Talon Karrde hat mir die Verantwortung für die Schmuggler-Allianz übertragen, und zuviel Arbeit wartet auf mich. Ich kann nicht den ganzen Tag meditieren.« Ihr schmales, feingeschnittenes Gesicht wirkte selbst im trüben Licht gerötet. »Ich muß einen anderen Transporter anfordern, der mich abholt, denn dein bester Schüler hat sich ja mit meinem Schiff davongemacht.« Luke nickte. Ihr Dilemma amüsierte ihn, aber daß sie Kyp Durrons Verrat erwähnte, machte ihn auch betroffen. »Wir haben im Kriegsraum im zweiten Stock eine Kommunikationsanlage installiert. Du kannst dich mit Karrde in Verbindung setzen und ein neues Schiff anfordern.«
Mara schnaubte. »Mit Karrde kann ich nur zu bestimmten Zeitpunkten Kontakt aufnehmen. Er ist ständig unterwegs – angeblich, weil er fürchtet, daß jemand ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hat. Ich schätze, er will nur einfach nicht gestört werden. Er behauptet, daß er sich aus dem Schmugglergeschäft zurückgezogen hat und wie ein normaler Bürger leben will.«
»Du kannst dich jederzeit an Coruscant wenden«, sagte Luke freundlich. »Ich bin sicher, daß man dir eine Fähre schicken wird. Um genau zu sein, wir warten bereits auf das nächste Versorgungsschiff.«
Mara schürzte ihre Lippen.
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