Jedi-Akademie 02 - Der Geist des Dunklen Lords
heimlich ein eigenes Lichtschwert.
Schatten umgaben ihn und schützten ihn vor Ablenkung. Seine dunklen Augen hatten sich an den Punktstrahler angepaßt, der einen scharf umrissenen Lichtkreis auf seine abfallübersäte Arbeitsplatte warf und den Rest des Zimmers in Dunkelheit beließ. Als sich Gantoris bewegte und nach einem anderen Präzisionswerkzeug griff, flatterte sein Schatten wie ein Raubvogel über die Steinwände.
Stille erfüllte den Großen Tempel, als wäre er eine uralte Schallfalle. Die anderen Schüler von Master Skywalkers Akademie – seinem Praxeum, wie er es genannt hatte – hielten sich in ihren privaten Quartieren auf, schliefen tief und erschöpft oder meditierten mit Hilfe der Jedi-Entspannungstechniken.
Gantoris Nacken schmerzte und seine Schultermuskulatur brannte nach den langen Stunden des verkrampften Sitzens. Er atmete die verbrauchte, rauchgeschwängerte Luft ein und aus und roch das pfefferige Aroma des Mooses, das Jahrtausende gebraucht hatte, um durch die feinen Ritzen zwischen den präzise zusammengefügten Tempelblöcken zu dringen.
Kurz nach Gantoris’ Einzug in den Räumen war das Moos verwelkt…
Draußen siedete der Dschungel von Yavin 4 vor ruhelosem Leben, raschelte, zwitscherte, sang und kreischte, während die stärkeren Tiere fraßen und die schwächeren Tiere starben.
Gantoris arbeitete weiter. Er brauchte keinen Schlaf mehr. Er konnte sich die Energien, die er brauchte, auf andere Weise verschaffen, durch geheime Methoden, die er gelernt hatte, von denen die anderen Schüler aber nichts ahnten. Sein offenes Haar war zerwühlt und ein beißender Geruch wie von Schießpulver hing in seiner Robe, an seiner Haut.
Er konzentrierte sich auf die Teile, die auf dem Tisch verstreut lagen: silberne elektronische Komponenten, stumpfes Metall, glitzerndes Glas. Er strich mit den Fingerspitzen über kalte Drähte und griff mit bebenden Händen nach einem scharfkantigen Mikrokontrollkasten. Verärgert riß Gantoris die Augen auf und starrte seine Hände an, bis das Zittern aufhörte, dann machte er sich wieder an die Arbeit.
Er wußte, wie er die Einzelteile zusammenfügen mußte. Seit er verstanden, seit er genug Jedi-Wissen gesammelt hatte, erschien ihm alles so klar. So klar.
Die elegante Energieklinge diente den Jedi als persönliche Waffe, ein Symbol der Autorität, Fähigkeit und Ehre. Gröbere Waffen konnten mehr Zerstörung anrichten, aber keine andere war so von Legenden und Geheimnissen umwoben wie das Lichtschwert. Gantoris würde sich mit nichts geringerem zufriedengeben.
Jeder Jedi baute sich sein eigenes Lichtschwert. Es war ein Initiationsritus, dem sich jeder Schüler unterziehen mußte. Master Skywalker hatte noch nicht darüber gesprochen, obwohl Gantoris gewartet hatte und gewartet. Er wußte, daß er der Beste unter allen Schülern war – und er hatte sich entschlossen, nicht noch länger zu warten. Master Skywalker wußte nicht alles, was ein wahrer Jedi-Meister seinen neuen Schülern beibringen mußte. Skywalkers Wissen hatte Lücken, leere Stellen, die er entweder nicht verstand oder nicht vermitteln wollte. Aber Master Skywalker war nicht die einzige Quelle des Jedi-Wissens…
Nachdem Gantoris den Schlaf besiegt hatte, war er durch die Gänge des Großen Tempels gewandert, barfüßig und lautlos über den kalten Boden geschlichen, der die Hitze aufzusaugen schien, ganz gleich, wie warm es während des Tages im Dschungel gewesen war.
Manchmal ging er nachts hinaus in den Regenwald, umgeben von Nebel und singenden Insekten. Der Tau benetzte seine Füße, seine Robe, zeichnete unentzifferbare Muster wie verschlüsselte Botschaften auf seinen Körper. Gantoris ging unbewaffnet, forderte stumm die Raubtiere zum Angriff heraus, denn er wußte, daß seine Jedi-Fähigkeiten stärker waren als bloße Klauen und Zähne; aber nichts belästigte ihn, und nur einmal hörte er, wie ein großes Tier durch das Unterholz vor ihm floh.
Doch die dunkle und geheimnisvolle Stimme, die in seinen Alpträumen zu ihm sprach, hatte ihm Anweisungen zum Bau eines Lichtschwerts gegeben. Gantoris hatte eine neue Aufgabe bekommen. Ein echter Jedi war einfallsreich. Ein echter Jedi konnte alles. Ein echter Jedi bekam, was er brauchte.
Mit seiner Fähigkeit, einfache Gegenstände zu manipulieren, hatte er die Schlösser der verriegelten Rebellen-Kontrollräume in den unteren Etagen des Tempels geöffnet. Dort standen Maschinenbänke, Computer, Landegitterkontrollen und
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