Jedi Quest 06 - Die Akademie der Angst
Er fand einfach keinen Schlüssel.
In der Nacht, in der Gillam verschwunden war, war irgendetwas vorgefallen, doch die Sicherheitsaufzeichnungen zeigten keinerlei Hinweise darauf, dass irgendwelche Vorkehrungen außer Kraft gesetzt worden waren. Obi-Wan hatte den Bericht gelesen. Der beste Sicherheitsexperte im Tempel, Alam Syk, hatte den Bericht gelesen. Nichts ließ auf etwas Ungewöhnliches schließen. Es war, als hätte Gillam sich in Luft aufgelöst.
Obi-Wan hatte außerdem die kurze Nachricht angesehen, die die Entführer geschickt hatten. Das Seltsame war, dass sie keinerlei Bekenntnis abgaben oder irgendwelche Forderungen stellten. Die Nachricht schien vielmehr Teil einer Verzögerungstaktik zu sein. Es bestand eine kleine Chance, dass sie zu einem bestimmten Datapad zurückverfolgt werden konnte, doch bevor sie keinen Verdächtigen hatten, konnten sie nichts unternehmen.
Obi-Wan schaute den Sicherheitsbericht noch einmal an. Das Gefühl, dass er die ganze Zeit etwas Offensichtliches übersehen hatte, nagte an ihm.
Sein Comlink piepte. Er beantwortete den Ruf barsch. »Ja?«
Tyros aufgeregte Stimme erklang. »Ich habe etwas. Ich habe die Daten der letzten fünf Jahre über Sauros illegale Aktivitäten - zumindest die, bei denen man ihn erwischt hat -durchgesehen und sie in mein Wahrscheinlichkeitsprogramm gefüttert, um mögliche Querverbindungen zu finden. Ich konnte seine geheimen Treffen auf drei reduzieren. Dann habe ich seinen Terminplan und seine Komiteesitzungen miteinander verglichen und ...«
»Tyro«, sagte Obi-Wan bemüht geduldig. »Bitte kommt zur Sache.«
»Er trifft sich heimlich mit Rana Halion«, sagte Tyro schnell.
»Jetzt gerade?«
»Ich glaube ja. Ich folge ihr gerade. Sie ist zu dem Ort unterwegs, den sie schon früher für geheime Treffen benutzt haben. Es ist nur ein Gefühl, aber .«
»Sagt mir, wo das ist«, bat Obi-Wan.
Tyro gab ihm die Koordinaten. Obi-Wan verließ eilig den Tempel. Er nahm einen der Jedi-Gleiter und machte sich auf eine rasende Fahrt durch die verstopften Raumstraßen von Coruscant, mehrere hundert Ebenen tiefer bis zu einem kleinen, mit Gras bewachsenen Platz, der von Cafes und Läden umschlossen war. Er parkte den Gleiter und ging eilig zu der Stelle, an der er sich mit Tyro treffen wollte.
Tyro saß in einem gut besuchten Cafe, das unter einem ausladenden Vorbau tief im Schatten lag. Von dort hatte er einen guten Überblick über die Bänke in dem kleinen Platz. Obi-Wan setzte sich mit einem knappen Nicken neben ihn und sah sich um.
Ein klug gewählter Ort für ein geheimes Treffen, dachte er. Die vielen Läden und Cafes sorgten für dicht bevölkerte Gehwege. Es gab eine Menge Ein- und Ausgänge und ganz in der Nähe führten viel befahrene Raumstraßen vorbei. Gläserne Turbolifte verbanden die vielen Ebenen über und unter dem Platz. Wenn jemand schnell verschwinden musste, war das hier einfach.
»Da ist sie«, sagte Tyro gedämpft. »Wie bestellt.«
Obi-Wan sah neugierig zu Rana Halion hinüber. Er hatte ein Bild von ihr in ihren Unterlagen gesehen, doch als er sie höchstpersönlich sah, erschien sie ihm irgendwie . gebieterischer. Sie trug Kleider, durch die sie in der Menge nicht auffiel: einen braunen Reisemantel mit Kapuze. Sie war eine große, drahtige Humanoide mit kurz geschnittenen Haaren, die zu kleinen Stacheln gedreht waren. Um die kräftigen Handgelenke trug sie breite Goldreifen. Selbst auf die Entfernung fiel Obi-Wan noch die Intensität ihrer Augen auf, die so blau waren, dass sie beinahe farblos wirkten.
Sie spazierte am Rand des Platzes entlang und blieb hin und wieder an einem Schaufenster stehen. Einem unbeteiligten Beobachter konnte es so erscheinen, als würde sie einen Einkaufsbummel machen. Doch Obi-Wan sah, dass ihr Blick immer wieder zu den Bänken auf dem Platz wanderte. Sie wartete definitiv auf irgendjemanden.
Tyro bestellte Getränke, damit sie nicht auffielen. Obi-Wan nippte an seinem Saft und wartete darauf, dass Sano Sauro erschien. Und so gingen die Minuten vorüber.
Er konnte Rana Halions Ungeduld in der Art erkennen, wie sie umherging. Sie faltete immer wieder verkrampft die Hände und entspannte sich dann. Sie setzte sich ein paar Minuten hin und stand dann wieder auf.
»Wo ist er?«, fragte Obi-Wan.
»Das weiß ich nicht«, sagte Tyro besorgt. »Ich bin mir absolut sicher, dass er sich mit ihr trifft. Man sollte doch wohl erwarten können, dass die Leute kooperieren, wenn man sich schon die Mühe
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