Jeier, Thomas
angehauchten Mustern. »Ich habe die Kultur meines Volkes immer geliebt«, sagt sie schüchtern, »und ich möchte, dass sie erhalten bleibt. Ich freue mich, wenn ich ein bisschen dazu beitragen kann.«
Sonja wurde in Eagle Butte geboren, einem kleinen Ort in South Dakota. Sie wuchs im Cheyenne River Reservat ihrer Mutter, einer Minneconjou, und im Pine Ridge Reservat ihres Vaters auf, eines Oglala. »Mein Vater war bei der Armee, deshalb lebte ich in verschiedenen Orten, aber die Sommer verbrachte ich bei meinen Großeltern. Sie waren sehr traditionell geprägt, und ich fühlte mich sehr wohl bei ihnen. James Holy Eagle, mein Großvater, war Medizinmann.« Ihr künstlerisches Talent entdeckte sie bereits als Kind. Sie zeichnete viel und verzierte ihre Pow-wow-Kleidung mit bunten Glasperlen. Später arbeitete sie viel mit Leder. Sie arbeitete zwölf Jahre für eine Computerfirma, bevor sie sich selbständig machen und sich ganz ihrer Kunst widmen konnte. Inzwischen führt sie eine kleine Firma, die Dakota Drum Company, und vertreibt ihre Trommeln überall in den westlichen USA. Besonders stolz ist sie auf ihren kleinen Auftritt in dem Hollywood-Film Der mit dem Wolf tanzt , »aber das war wirklich nur eine winzige Rolle!«
Seit zehn Jahren ist sie mit David Hansen zusammen. einem Händler, der ihr auch die Büffelhäute und das Holz für die Trommeln besorgt. »Ich schabe die Büffelhäute wie meine Vorfahren im 19. Jahrhundert«, berichtet Sonja, »auch die ursprüngliche Art, die Häute mit dem Hirn der Tiere zu gerben, habe ich beibehalten. So werden die Häute haltbarer.« Eine bemalte Büffelhaut kostet zwischen zwei- und dreitausend Dollar. Sonja hat zahlreiche Preise für ihre Arbeiten bekommen und verkauft ihre Kunstwerke in den führenden Galerien des Westens. Auch die Trommeln, die je nach Größe zwischen 40 und 4000 Dollar einbringen, werden dort vertrieben. Die fantasievollen Ornamente bestechen durch leuchtende Farben. »Ich kombiniere traditionelle Muster mit neuen Formen und Farben, die meiner Fantasie entspringen, auch indianische Kunst darf nicht stehen bleiben. Die Kunst ist ein wichtiger Teil unserer Kultur. Ohne sie würde das indianische Erbe nicht überleben.«
Jim Yellowhawk und seine Frau erwarten mich in ihrem achteckigen Haus. Viel Glas und gebeiztes Holz in einem versteckten Winkel der Black Hills, ein Juwel, das in Europa kaum zu bezahlen wäre. Seine traditionellen Verwandten fühlen sich unwohl in dieser Umgebung, sie sind ihre Mobile Hornes und Holzhäuser im Pine Ridge Reservat gewöhnt. Auch mit der Kunst des jungen Cheyenne River Sioux können sie wenig anfangen. »Ich glaube nicht, dass unsere heiligen Symbole auf T-Shirts gedruckt werden sollten«, sagt ein Cousin. Jim hält ihm entgegen: »Ich will mit meiner Kunst möglichst viele Menschen erreichen, und ich freue mich, wenn Leute über ein T-Shirt zu unserer Kultur finden. Auch die christliche Kirche wirbt auf T-Shirts.«
Der Künstler wurde in Rapid City geboren und ging in Pierre und Eagle Butte zur Schule. Am Marion College in Indiana studierte er moderne Kunst. Auch er vermischt traditionelle und moderne Muster, ohne dabei seine indianischen Wurzeln zu vergessen. Ein kleiner Rundgang durch sein Haus macht mich mit seinen Techniken bekannt. Da hängt eine Collage aus verfremdeten Fotografien und historischen Zeitungsausschnitten mit dem Titel »Resurrection«, eine Aufarbeitung der »Auferstehung« indianischer Kinder, die in den Internaten an der Ostküste zu Weißen umerzogen wurden. »Snagging In The Rain« ist der mit leuchtenden Acrylfarben bemusterte Regenschirm benannt. Das Gemälde »Star World« ehrt traditionelle Symbole wie den Adler, den Büffel und den heiligen Kreis des Lebens. Ein Kunstwerk, mit dem sich der traditionelle Cousin anfreunden kann. Das Plakat der Black Hills Pow-wow and Art Expo 1997, das Jim gemalt und gestaltet hat, heißt »Intertribal! Everybody Dance«. Der traditionelle Tanz gehört zu seinen großen Hobbys.
Jim, ein begeisterter Biker, hat sogar Motorräder bemalt. »Ich versuche, was anderes zu machen«, sagt er, »deshalb wird es mir nie langweilig.« Die Preise, die er für seine Arbeiten erhalten hat, bestätigen diese Behauptung. Seine Frau Ruth und sein Sohn sind stolz auf ihn und wissen es zu schätzen, abseits der Dritten Welt von Pine Ridge in einem modernen Waldhaus zu wohnen. »Ich versuche einiges von dem Talent und dem Glück, mit dem ich beschenkt worden bin, an junge
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