Jeier, Thomas
Atwater, ein bekannter Archäologe aus Ohio, glaubte im 19. Jahrhundert den Beweis dafür gefunden zu haben, dass nicht die Indianer für den Bau dieser Pyramiden verantwortlich waren. In seinem Standardwerk Antiquities Discovered in the Western States (1820) betont er, die Artefakte der Moundbuilders seien tief vergraben gewesen, noch unterhalb der Erdschichten, in denen damalige Archäologen in Nordamerika bisher fündig geworden waren. Deshalb sei es so gut wie sicher, dass es sich bei den Moundbuilders um ein älteres Volk handele. Außerdem habe man dort auch Metalle gefunden, die bei den Indianern noch gar nicht bekannt gewesen seien. Kupfer habe es bei keinem Indianervolk im Norden gegeben.
Eine vorschnelle Annahme, die davon ausging, dass alle Indianer Nordamerikas nur primitive »Wilde« seien und unmöglich die Erbauer sein könnten. Benjamin S. Barton behauptete in seinem im 18. Jahrhundert erschienen Buch New Views on the Origin of Tribes in America (1797), dass die Mounds »von einem höher entwickelten Volk, das Recht und Gesetz kannte und eine disziplinierte Polizei unterhielt«, gebaut worden seien. Reverend T. M. Harris, der einen Begräbnishügel in Massachusetts entdeckt hatte, war der gleichen Meinung: »Die Moundbuilders waren handwerklich geschickter und gehörten einer höheren Zivilisation an.« Andere Autoren verstiegen sich zu der Behauptung die Griechen, Afrikaner oder Chinesen hätten die Pyramiden errichtet. Im »Buch Mormon«, der Heiligen Schrift der Mormonen, findet sich die Mär von den israelischen Stämmen, die riesige Städte in Amerika errichtet und sich dann gegenseitig in blutigen Kriegen aufgerieben hätten, und ein gewisser Reverend Landon West, ein Baptisten-Pfarrer, der in der Nähe des Serpent Mound aufwuchs, behauptete 1909 gar, Gott höchstpersönlich habe den Serpent Mound in Ohio errichtet, und Ohio sei das Paradies aus der Bibel.
Thomas Jefferson, einer der Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, der sich sehr für Archäologe interessierte, gehörte zu den wenigen Prominenten seiner Zeit, die den Bau der Mounds den Vorfahren der Indianer zuschrieben. Um 1780 ließ er einen der Mounds auf seinem Grundstück in Montecello ausgraben. Drei Jahre später veröffentlichte er in seinem Buch Notes on the State of Virginia , die Mounds seien von Indianern erbaut worden. Nur wenige Europäer seiner Zeit wollten sich dieser Theorie anschließen, selbst nachdem wissenschaftliche Beweise dafür vorlagen, blieben die Medien und die amerikanische Regierung bei der Legende von den unbekannten, geheimnisvollen Erbauern, die den Indianern weit überlegen gewesen sein mussten.
Erst 1855 räumte der Wissenschaftler Increase A. Lapham endgültig mit diesem Märchen auf. In seiner Studie The Antiquities of Wisconsin kam er zu dem Schluss, dass der Staat Wisconsin auch in präkolumbianischen Zeiten von Indianern besiedelt gewesen war, und diese die Mounds erbaut hatten. Obwohl er eindeutige Beweise anführte, wurde die Diskussion noch bis in das 20. Jahrhundert fortgeführt.
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Kapitel 3
Gegen die Menschlichkeit
»Wenn der weiße Mann mit uns in Frieden leben will, kann er das tun. Behandelt alle Menschen gleich. Gebt ihnen allen dasselbe Gesetz. Gebt ihnen allen die Gelegenheit zu leben und zu wachsen. Alle Menschen wurden vom selben Schöpfer erschaffen. Alle Menschen sind Brüder.«
Chief Joseph, Häuptling der Nez Perce, 1877
Getrieben von politischer Arroganz, simpler Habgier und dem Missionsauftrag der Kirche, sich die heidnische Welt untertan zu machen, gingen vor allem Spanien und Portugal mit äußerster Grausamkeit gegen die indigene Bevölkerung des nordamerikanischen Kontinents vor. Papst Alexander VI. ermutigte das Militär zu radikalem Vorgehen, indem er die nicht-christliche Welt mit seinen päpstlichen Bullen unter den beiden Nationen aufteilte und die Conquistadores sogar ermutigte, die Kolonien in Besitz zu nehmen und ihre Bewohner zu unterjochen. Nur auf diese Weise sei es möglich, sie zum wahren Glauben zu bekehren.
Mit Gott nach Westen
Ein ähnliches Recht sprach das »Manifest Destiny« den amerikanischen Siedlern zu. In einem Bericht für The United States Democratic Review formulierte John L. O'Sullivan diese Doktrin als »Offenkundige Bestimmung der Nation, sich auszubreiten und den Kontinent in Besitz zu nehmen, den die Vorsehung uns für die Entwicklung des großen Experimentes Freiheit und zu einem Bündnis vereinigter
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