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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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Trommeln und Rasseln in Gebrauch, und man opfert der Mutter Erde heiliges Wasser und Tabak.
    Die Native American Church mit ihren über 200 000 Mitgliedern ist der beste Beweis dafür, dass die Missionare es auch nach über 500 Jahren nicht geschafft haben, den Indianern unterschiedlichster Herkunft ihren Glauben und ihrer Identität zu rauben. Selbst bei Gläubigen, die sich selbst als überzeugte Christen verstehen, leben der Sonnentanz und andere Zeremonien weiter. »Ihr habt unser Land genommen«, sagt der Sioux-Indianer Ron Hawks, »unsere Religion werdet ihr uns nicht nehmen.«

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Kapitel 9
    Ohne Krieg kein Leben
      
    »Ich bin ein Fuchs, ich muss sterben. Wenn es irgendetwas Schwieriges gibt, irgendetwas Gefährliches, muss ich es tun.«
    Lied der Kit Fox Society der Sioux
     
    »Coyote« ist die populärste Gestalt der indianischen Mythologie und taucht in den Geschichten und Liedern zahlreicher Stämme als trickreicher, manchmal auch gemeiner »Trickster« auf. Als Kojote, aber auch in menschlicher Gestalt oder in anderer Verkleidung, treibt er seine boshaften Scherze mit den Menschen. In ernsten Momenten erweist er sich als »Held«, als Träumer, als heiliges Wesen mit schöpferischen Fähigkeiten oder als weiser Ratgeber. In einer Schöpfungsgeschichte der Crow-Indianer heißt es, er erschuf die Menschen und die Natur. Doch sein Begleiter war unzufrieden. »Die Menschen sprechen nur eine Sprache«, sagte er. »Es sollte mehrere Sprachen geben, denn wie kann man jemand bekämpfen, der dieselbe Sprache spricht? Es muss Feindschaft und Krieg geben.« Coyote wunderte sich. »Warum?« Sein Begleiter lächelte. »Denke nach, mein Bruder. Krieg ist gut. Wenn du in den Krieg ziehst und viele Feinde berührst und viele Pferde erbeutest, bist du angesehen, und die Frauen blicken zu dir auf. Und wenn du besonders tapfer bist, wählen sie dich zu ihrem Anführer.« Das sah Coyote ein. Er schenkte den Menschen mehrere Sprachen, und es gab Krieg. »Das ist gut«, sagte er.

    Krieg als Lebenselixier
    Coyote erkannte schon während der Schöpfung, dass der Krieg ein unverzichtbarer Teil der indianischen Kultur sein würde. Zwar gibt es auch bei den Indianern zahlreiche Legenden, die von den »goldenen Zeiten« berichten, als alle Völker in Frieden miteinander lebten und es weder Streit noch Kampf gab, doch auf Kriegszug ging man schon lange vor der Ankunft der Weißen. In Gesellschaften, bei denen die Tapferkeit zu einer der wichtigsten Tugenden zählte. wollten sich die Männer im Kampf messen. »Wir können nicht ohne Krieg leben«, wird ein Krieger zitiert, »sollte es jemals zum Frieden mit unseren jetzigen Feinden kommen, müssten wir ein neues Volk suchen, gegen das wir kämpfen könnten. Wir gehen gern auf den Kriegspfad.«
    Im Krieg kam es nicht darauf an, möglichst viele Feinde zu töten. Noch mutiger war es, sie lediglich zu berühren, einen »Coup« zu schlagen oder ihnen eine Waffe zu entwinden. Auf dem Kriegspfad konnten vor allem junge Männer ihren Mut beweisen. »Als wir jung waren, dachten wir nur an Krieg«, berichtete der Sioux Encouraging Bear. Im Krieg konnten sie sich einen neuen Namen verdienen und sich Anerkennung bei den Frauen verschaffen. Ein Mädchen der Cheyenne oder Sioux ging erst auf das Werben eines jungen Mannes ein, wenn er seinen Mut im Kampf bewiesen hatte.
    Bereits die Erziehung war darauf ausgerichtet, einen Jungen auf seine späteren Mannespflichten vorzubereiten und ihm die Kraft und Ausdauer zu geben, die er auf dem Kriegspfad brauchen würde. Kleine Jungen ritten auf Steckenpferden und raubten die der anderen. Sie hatten es auch auf ihre Besitztümer abgesehen, die meist nur aus einfachen Decken und geschnitzten Waffen bestanden. Mit Pfeil und Bogen gingen sie auf Kaninchenjagd, ihre Lanzen warfen sie auf Bäume und aufgestellte Schilde, mit Seilen aus Rohhaut fingen sie Pferde ein. Sie lernten Spuren zu lesen, die Laute der Natur zu deuten und übten sich in Geduld, der wichtigsten Tugend auf der Jagd und im Krieg.
    Von erfahrenen Kriegern lernten sie, wie wichtig der Krieg für ihr Leben war. Jeder Mann strebte danach, sich im Kampf gegen Feinde die Anerkennung zu verschaffen, die ihn zu einem angesehenen Mitglied der Stammesgemeinschaft machte, und konnte sich keinen schöneren Tod vorstellen, als in einer Schlacht gegen tapfere Feinde zu sterben. Wer wollte schon warten, bis man zu schwach wurde, um ein Gewehr oder eine Lanze zu halten? Wer wollte ausharren, bis die

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