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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Vergangenheit meiner Großmutter liefern kann«, erwiderte Samantha und erzählte ihr dann von dem Zettel, den man Mike in Harlem zugesteckt hatte. »Er wollte nicht, daß ich ihn begleite. Vielleicht meint er, ich wäre noch nicht erwachsen genug für einen Barbesuch. Wissen Sie, was er neulich zu mir sagte? In mir wohnte ein alter Geist in einem jungen Körper! Er glaubt, ich wäre ... wäre so etwas wie ein mütterlicher Typ mit einer Teenager-Figur, der abends im Kirchenchor singt. Ich möchte wetten, daß Vanessa mit ihm Nachtlokale besucht hat.«
    »Was wissen Sie denn von Vanessa?«
    »Und was wissen Sie von ihr?«
    Blair lachte. »Wissen Sie, daß Vanessa in der Zeit, als sie mit Mike ausging, mit anderen Männern schlief? Und daß Mike das wußte und es ihm egal war?«
    Samantha war zunächst ein wenig verwirrt, als sie das hörte, und blinzelte ein paarmal, ehe sie sagte: »Schwer zu glauben, wenn man bedenkt, daß Mike der eifersüchtigste Mann ist, den man sich vorstellen kann. Er ist eifersüchtig auf Raine, auf diese Stadt und alles, was mir gefällt, aber nicht er ist. Manchmal habe ich das Gefühl, er ist sogar eifersüchtig auf meine Computer.«
    »Mag sein, aber bei Vanessa war er nie eifersüchtig. Sie war so etwas wie ein Ausstellungsstück - stets zur Stelle, wenn er sie sehen wollte, und wenn nicht, ließ sie ihn in Ruhe. Aber meiner Meinung nach würde Vanessa alles getan haben, was Mike von ihr verlangte, weil sie sein Geld mehr als ihn liebte.«
    »Ist Mike wohlhabend?«
    »Ja.« Blair tat so, als studierte sie ihr Glas, aber in Wahrheit beobachtete sie gespannt, wie Samantha diese Neuigkeit aufnahm.
    »Aber Raine hat mir doch erzählt, daß die Taggerts alle arme Schlucker seien!«
    »Verglichen mit den Montgomerys sind sie das auch. Mike erbte an seinem einundzwanzigsten Geburtstag so an die zehn Millionen, und bei seinem Geschick, das Geld auch gut anzulegen, würde ich mich nicht wundern, wenn er diese Summe inzwischen verdreifacht hätte.«
    Mit einem Seufzer leerte Samantha ihr Glas und stöhnte: »Ahnte ich es doch!«
    Blair mußte laut lachen, denn Samantha hatte sich so angehört, als habe sie einen großen, unkorrigierbaren Charakterfehler bei Mike entdeckt. »Mikes Geld ist eine Tragödie für ihn, müssen Sie wissen«, sagte Blair. »Es läßt ihm zu viel Freiheit.«
    »Die Freiheit, jede Frau auf dieser Welt besitzen zu können«, setzte Samantha bedrückt hinzu. Fast hätte Blair wieder hellauf gelacht. Mike war nicht das einzige Opfer dieses Dollarsegens in seiner weitverzweigten Familie. »Ich denke, Mike ist... ist. . .«
    »Sie brauchen keinem zu erzählen, was Sie von Mike denken, es steht Ihnen im Gesicht geschrieben.«
    Ich wünschte, es stünde mir auch auf den Leib geschrieben«, murmelte Samantha und sah dann Blair scharf an. »Wissen Sie, was ich mir jetzt wünsche?«
    »Was?«
    »Daß ich aussähe wie eine Schlampe.«
    »Wie bitte?« Blair erstickte fast an ihrem Drink.
    »Ich glaube, daß ich ein bißchen Talent zum Schauspielern besitze. Ich habe vor ein paar Tagen ein Kleid angezogen, das meine Großmutter in den zwanziger Jahren getragen hat, und in diesem Moment wurde ich zu einem ganz anderen Menschen. Ich sang Mike einen alten Blues vor, und ich glaube, er war ein bißchen geschockt von mir - ich übrigens auch, wenn ich ehrlich sein soll -, als er mich so erlebte. Egal - ich wünschte, ich könnte jetzt eines von diesen winzigen Röckchen und hochhackige Schuhe anziehen, in diese Bar gehen und Mike dort auflesen. Ich - die Samantha, die vor Ihnen sitzt - brächte so etwas natürlich niemals fertig, aber wenn ich eine andere wäre, eine andere Person darstellen würde, fände ich vielleicht den Mut dazu. Ich wüßte zwar nicht, was ich mit ihm anstellen sollte, wenn ich ihn aufgelesen habe, aber. . .«
    »Ich bin sehr zuversichtlich, daß mein Vetter Ihnen behilflich sein kann, Sie auf eine Idee zu bringen, was Sie mit ihm anstellen könnten. Und ich glaube, ich hätte da sogar ein paar Sachen im Schrank, die genau das sein könnten, was Sie suchen. Was halten Sie von rotem Stretch?«
    »Ein Rock?«
    »Viel kürzer als ein Rock. Tatsächlich habe ich schon elastische Gürtel gesehen, die viel breiter waren als der Rock, an den ich gerade denke.«
    »Hört sich gut an. Könnte ich ihn sehen?«
    »Aber klar. Ich besorge mir nur noch ein Vergrößerungsglas, und dann können wir damit anfangen, die Sachen aus meinem Kleiderschrank herauszusuchen.«
    Lachend

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