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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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entfernten sich die beiden Frauen in Richtung von Blairs Schlafzimmer.
    *
    »Die müssen Sie gesehen haben«, sagte Nelson, den Rauch seiner Zigarette durch die Nasenlöcher blasend.
    Aber Mike dachte gar nicht daran, sich zum fünfzigsten Mal nach einem Mädchen umzudrehen, das dieser Penner vor ihm zum sensationellsten Wesen der Welt erklärte. Er nahm einen Schluck von seinem Bier - es war sein drittes -, lehnte sich über den Tisch und herrschte diese kleine, hagere Type, die ihm gegenübersaß an: »Wollen Sie mir jetzt endlich verraten, was Sie wissen, oder wollen Sie mir das erst im nächsten Jahrhundert erzählen?«
    Das klang so streitbar, wie er sich fühlte, weil er nun schon zwei Stunden in dieser Spelunke saß und mit allen ihm zu Gebote stehenden oder ihm einfallenden Mitteln -gutem Zureden, Schmiergeld, Schnaps, Freibier, Drohungen - versuchte, aus diesem Pennbruder Informationen herauszuholen. Bisher hatte er damit jedoch kein Glück gehabt, und allmählich fing er an zu glauben, daß dieser anonyme Zettelschreiber in Jubilees Haus ihn mit dem Hinweis, daß Nelson etwas wisse, belogen hatte.
    »Sie kauft sich gerade eine Schachtel Zigaretten«, sagte Nelson und schielte an Mikes rechter Schulter vorbei.
    Mike zog noch einen Fünfziger aus der Tasche und schob ihn über den Tisch. »Das ist mein letzter«, meinte er grollend, »und wenn du jetzt noch immer nichts sagen willst, gehe ich, verstanden?«
    »Nun haben Sie sich mal nicht so. Sie werden doch wohl noch ’n bißchen Zeit übrig haben für so einen armen Schlucker wie mich, dem das Leben übel mitgespielt hat, oder?«
    Nelson gehörte zu jenen schon von Geburt an vom Pech verfolgten Menschen. Natürlich war daran seine Mutter schuld gewesen, die ihn entweder zu heiß gebadet oder zu scharf angeredet oder ihm überhaupt die ihm zustehende Nestwärme vorenthalten hatte, was er nun als Vorwand oder Ausrede benützte, um bei den Gästen in Bars wie dieser Mitleid zu erwecken und Drinks zu schnorren. Er war ein kleiner, schmächtiger, wie ein Wiesel aussehender Mann, der glaubte, die Welt schuldete ihm ein Leben.
    »Obwohl Sie vermutlich was Besseres tun könnten, als mit solchen Leuten wie mir in Kneipen herumzusitzen«, fuhr Nelson nun mit weinerlicher Stimme fort. »Sie haben wahrscheinlich jemand, der zu Hause auf Sie wartet.« Womit Nelson nur andeuten wollte, daß er niemanden hatte, der irgendwo auf ihn wartete, und darüber so unglücklich war, daß er sich betrinken und das nötige Kleingeld für das Zeug besorgen mußte, das er sich täglich, wie man an den Einstichen an seinem Arm sehen konnte, in die Venen spritzte.
    »Ja, da erwartet mich jemand«, sagte Mike und dachte an Samantha, an ihre Reinheit und Sauberkeit, und hatte keinen sehnlicheren Wunsch, als jetzt bei ihr sein zu können. Jeanne mußte inzwischen die Neugestaltung von Samanthas Apartment abgeschlossen haben, und er wollte es Sam zeigen und ihr Gesicht beobachten, wenn sie ihre Wohnung wiedersah. Vielleicht würde sie sich so sehr darüber freuen, daß sie ihm um den Hals fiel, ihn küßte und dann ...
    Nelson schnippte mit den Fingern vor Mikes Gesicht. »He - sind Sie noch da? Himmel, ich glaube, die kommt an unseren Tisch! Mann, hat die einen Körper! So was habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen!«
    Vielleicht hatte es mal eine Zeit gegeben, in der Mike sich umgedreht hätte, um sich die Frau, die ihm dieser Mensch anpries, zumindest einmal anzuschauen. Doch selbst daran war er heute nicht interessiert.
    »Hat einer von euch beiden vielleicht mal Feuer für mich?« hörte Mike eine tiefe, rauchige Stimme neben sich sagen. Das Gesicht zu einer Grimasse verziehend, nahm er ein Streichholzbriefchen aus dem Aschenbecher, riß ein Zündholz an und hielt es an die Zigarette der Frau.
    Was er nun sah, war für ihn vielleicht der Schock seines Lebens: Samantha, seine süße, so vollkommene, so unschuldige kleine Samantha, oben mit einem glitzernden roten Top bekleidet, das so tief ausgeschnitten war, daß es gerade noch ihre Brustspitzen bedeckte, unten mit einem hautengen kurzen roten Röckchen, das, soweit er das zu beurteilen vermochte, überhaupt nichts verdeckte. Jedenfalls lugten ihre Beine in ihrer ganzen Länge unter diesem »Rock« hervor.
    Als sie sich zu ihm hinunterbeugte, wurde ihm nun eine Totalansicht ihrer großen, runden, wunderschönen Brüste aus einer anderen Perspektive zuteil - eine Ansicht, die er mit all diesen Pennern in dieser Kneipe

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