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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hinüber ins Badezimmer. Es war natürlich Mikes Badezimmer, und auf dem Bord unter dem Spiegel standen eine Reihe von Flaschen und Töpfen, alle sauber und ordentlich ausgerichtet. Sie nahm eine Flasche mit Rasierwasser hoch, roch daran, lächelte und stellte sie auf das Bord zurück. Dann schob sie die Glastür der Duschkabine zur Seite und entdeckte darin sein Shampoo.
    Es gab noch eine zweite Tür im Badezimmer, und als sie diese öffnete, erblickte sie ein Schlafzimmer mit zerknittertem Bettzeug. Offensichtlich hatte Mike die Nacht in diesem Raum verbracht, der sich unmittelbar neben jenem befand, in dem sie geschlafen hatte.
    Nachdem Samantha das Badezimmer inspiziert hatte, kehrte sie in Mikes Schlafzimmer zurück und öffnete, nachdem sie sich gesagt hatte, daß sie das nicht tun sollte, dort seinen Kleiderschrank. Es war ein großer eingebauter Schrank - schon eher ein Garderobenzimmer, in dem man umhergehen konnte. In Fächern und an Stangen befanden sich seine Kleidungsstücke. Auch hier war alles ordentlich und sauber. Es hingen nicht viele Anzüge an den Stangen, aber diese waren von allerbester Qualität. Sie berührte die Ärmel eines cremefarbenen Jacketts, das aus Rohseide bestand, nahm es schließlich vom Bügel und betrachtete die Schultern, die so breit waren wie Mikes Schultern, und die Taille, die so schmal war wie seine Taille. Es war unmöglich, daß er dieses Jackett von der Stange gekauft haben konnte, es mußte eigens für ihn angefertigt worden sein. Im Futter war das Etikett eines Londoner Geschäfts eingenäht.
    Sie hängte das Jackett wieder über seinen Bügel, strich dann mit den Händen über Hemden und Hosen und berührte blitzblank polierte Schuhe, die auf schrägen Brettern angeordnet waren, jeder Schuh mit einem Schuhspanner aus Zedernholz versehen. Danach verließ sie den Schrank wieder, schloß die Türen und sah sich im Schlafzimmer um.
    An einer Wand stand eine große Kommode, und nach kurzem Zögern öffnete Samantha die Schubladen. Unterwäsche, Pullover, eine große Schublade nur voller Sportsachen, und Socken. Als sie die unterste Schublade auf der rechten Seite aufzog, entdeckte sie ein Bild im Silberrahmen, das mit der Vorderseite nach unten auf ein paar Sachen lag. Sie vermochte ihre Neugierde genausowenig zu beherrschen, wie sie mit ihrem Willen erreicht hätte, daß ihr Flügel wuchsen, nahm den Silberrahmen heraus und blickte auf das Foto einer sehr hübschen jungen Dame mit einer Fülle schwarzer Locken und einem intelligenten, fast aristokratisch wirkenden Gesicht. »In Liebe, Vanessa«, hatte sie unter das Foto geschrieben.
    Als Samantha nun das Foto genauso wieder in die Schublade legte, wie sie es dort gefunden hatte, fragte sie sich, warum Mike das Foto vor ihr versteckt hatte -warum sie nicht wissen sollte, daß er eine feste Freundin hatte, die ihm ihre ganze Liebe schenkte. Natürlich sah es ein Mann gern, wenn eine Frau glaubte, sie sei die einzige in seinem Leben gewesen - oder etwa nicht? Sie erinnerte sich daran, wie Mike gestern abend zu ihr gesagt hatte, er wäre kein Frauenschänder. Er hatte keine Annäherungsversuche machen wollen, wie sie, Samantha, zunächst angenommen hatte.
    Nachdem sie sich fertig angekleidet hatte, ging sie in die Küche, wo Mike an der Frühstückstheke saß. Als sie ihn begrüßte, benahm er sich sehr reserviert und sagte nur, daß sie eigentlich im Bett bleiben sollte. Sie wollte sich für ihr Benehmen am Abend vorher entschuldigen -daß sie sich so heftig zur Wehr gesetzt hatte, als er sie in sein Bett brachte, obwohl er ihr doch in der Nacht zuvor das Leben gerettet hatte. Sie wollte ihm sagen, daß nicht er, sondern sie es sei, die Probleme hatte, aber sie brachte es einfach nicht fertig, auf einen Zettel zu schreiben, was sie empfand. So ging sie stumm wieder hinüber in sein Schlafzimmer, legte sich aufs Bett und nahm ein Buch zur Hand, ohne jedoch darin zu lesen.
    Am späten Vormittag traf dann Blair ein, untersuchte ihren Hals und meinte, daß er voraussichtlich in einem Tag wieder in Ordnung sein würde. Bis dahin sollte sie jedoch nach Möglichkeit nicht sprechen. Anschließend begab sich Blair mit Mike ins Wohnzimmer, und einige Sekunden später stieg Samantha aus dem Bett und folgte den beiden.
    Mike saß auf einem Stuhl, während Blair, über ihn gebeugt, seine Kopfwunde untersuchte. Von beiden unbemerkt, rannte Samantha rasch die Treppe zu ihrem Apartment hinauf und trug im Bad etwas Make-up auf. Als sie

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