Jenny heftig in Noeten
Hall wollte so viel Geld wie möglich sammeln (für die Kostüme der Chorsängerinnen, die vielleicht nicht so oft babysitteten wie ich und nicht mal eben 180 Dollar für ein Kleid hinlegen konnten – noch nicht mal für eines mit einem paillettenglitzernden Blitz vorne drauf) und hatte deshalb im Chi-Chi, dem Mexikaner an der Ecke vor der Ladenpassage, nachgefragt, ob wir den Parkplatz des Restaurants benutzen durften, weil die Hauptverkehrsstraße daran vorbeiführte. Die Besitzer vom Chi-Chi zeigten Gemeinsinn und erlaubten es uns.
Als Steve,Trina und ich zu unserer Schicht zwischen zwölf und zwei auf dem Parkplatz aufkreuzten, war schon richtig was los. Außer den Autos der Freunde und Familienmitglieder von den Troubadoursängern (und wir sind dreißig, sodass das allein schon ganz schön viele Autos waren) standen dort auch noch die Autos der Mittagsgäste des Chi-Chi, die Autos der Angestellten vom Chi-Chi und die Autos der Leute, denen an einem schönen Samstagnachmittag nichts Besseres einfiel, als einkaufen zu fahren.
Alles in allem also eine ganze Menge Autos.
Der Laden brummte. Wir waren vielleicht gerade mal zwei Sekunden da, als Mr Hall auch schon mit Eimern voll Seifenlauge und einem Schwamm für jeden von uns angerannt kam und rief: »An die Arbeit! In den letzten zwei Stunden haben wir allein schon 200 Dollar gemacht. Bis zum Abend müssen wir auf 2000 kommen.«
Ich möchte jetzt kein schlechtes Licht auf die Einwohner von Clayton werfen – ich meine, mal abgesehen von dem einen oder anderen Verbrechen gegen irgendwelche Minderheiten (immerhin sind wir hier im tiefsten konservativen Süden Indianas), lebt es sich hier ganz schön. Aber vielleicht darf ich trotzdem anmerken, dass die Troubadours bei ihrem Autowaschtag bestimmt nicht halb so viel Geld eingenommen hätten, wenn sich Karen Sue und eine Gruppe anderer Sopranistinnen nicht unter dem Neonschild vom Chi-Chi aufgebaut hätten – und zwar mit nichts als Bikinis am Leib.
Okay, sie reckten zwar Pappschilder in die Höhe, auf denen Unterstützt die Clayton High Troubadours stand, aber ich bezweifle, dass die vielen Männer in Pick-ups, die eindeutig zum Angeln auf dem Clayton Lake unterwegs waren, auf den Parkplatz einbogen, weil sie auf einmal ihr Herz für den Schulchor entdeckt hatten. Sagen wir’s mal so: Als Sopransängerin braucht man ziemlich große… Lungen. Jedenfalls bei den Clayton High Troubadours. Deswegen auch die gepolsterten BHs, die Mr Hall uns wegen der »optischen Einheitlichkeit« tragen lässt.
Trina, Steve und ich packten Schwämme und Eimer und machten uns ans Werk. Ich gesellte mich zu den anderen Altsängerinnen und wusch mit ihnen unter viel Gelächter und gelegentlichen Schaumschlachten anderer Leute Autos, als ich aus dem Augenwinkel plötzlich Scott Bennetts klapperigen alten Audi erspähte. Er und Geri Lynn waren wahrscheinlich zur Ladenpassage unterwegs, hatten uns gesehen und bogen auf den Parkplatz ein, um bei dem Spaß mitzumachen.
Na ja, jedenfalls schien Scott mitmachen zu wollen. Er ließ sogar zehn Dollar für eine Autowäsche springen.
Geri Lynn sah nicht so aus, als fände sie die Idee so prickelnd. Die beiden erzählten, sie seien gerade auf dem Weg zu Compusave gewesen, um sich Laptops anzuschauen. Geri Lynn brauchte einen für die Uni, und Scott sollte ihr helfen, ihn auszusuchen.
»Compusave läuft uns nicht davon«, meinte Scott, als Geri moserte und gleich weiterwollte.
Dann griff er, obwohl er uns doch bezahlt hatte, selbst zum Schwamm und half uns, sein Auto zu waschen. Er stellte sich direkt neben den Reifen, an dessen Radkappe ich mir gerade zu schaffen machte.
Da Geris gelber Minirock und ihre Espandrillos nicht das geeignete Outfit zum Autowaschen waren, stolzierte sie zu den Sopranistinnen rüber, die sich wieder unter dem Chi-Chi-Schild postiert hatten, und unterhielt sich mit Karen Sue Walters über den Frühlingsball. Geri geht natürlich mit Scott hin und Karen Sue hat sich einen der Tenöre geangelt.Wahrscheinlich hatten sie eine Menge Gesprächsstoff, weil sie beide jüngere Ballpartner an Land gezogen hatten.
»Ich bin jetzt übrigens mit ›Lucifers Hammer‹ fertig«, erzählte Scott, während ich getrocknete Schlammbatzen aus seinen Felgen pulte.
Ich hatte ganz vergessen, dass ich es ihm geliehen hatte. Wir stehen beide total auf Bücher, in denen schreckliche Katastrophen drohen, unsere Welt (zumindest so wie wir sie kennen) für immer zu vernichten.
»Echt?«,
Weitere Kostenlose Bücher