Jenny heftig in Noeten
aufgewischt, aber du hast vorher nichts getan, um zu verhindern, dass sie Cara fertig machen.«
»Was hätte ich denn tun sollen?« Der Knoten in meinem Magen, der sich vor kurzem aufgelöst hatte, zog sich wieder zusammen. Ich fasste es nicht. Hatte er mich nur zu sich mitgenommen, um mir Charakterschwäche vorzuwerfen? Womit hatte ich das verdient? Ich hatte keine Liebeserklärungen oder Küsse erwartet, aber das war ja wohl echt unfair. »Soll ich es mit der ganzen Schule aufnehmen, oder was? Luke, niemand mag Cara…«
»Nein.« Luke nickte. »Niemand mag Cara. Und ich will auch gar nicht behaupten, dass ich sie sonderlich sympathisch finde. Ich hab euch im Klo reden hören. Ich hab gehört, was du zu ihr gesagt hast. Du hast ihr einen echt guten Rat gegeben, wahrscheinlich den besten, den sie kriegen konnte, und sie hat ihn gleich verworfen. Aber ist dir schon mal aufgefallen, dass niemand Cara mag, dass aber alle dich mögen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht…«
»Sag das nicht. Es stimmt und du weißt es. Sag mir einen Menschen, der dich nicht mag. Nur einen.«
Ich musste nicht lang nachdenken. Mr Hall mag mich garantiert nicht, weil ich seine blöde Choreografie immer noch nicht kann.
Und Kurt? Kurt Schraeder mag mich auch nicht sonderlich. Okay, wahrscheinlich denkt er nie über mich nach, aber wenn er es täte, wäre es sicher nicht liebevoll.
»Quatsch«, sagte Luke, als ich die beiden als Beispiel aufführte.
»Okay.« Ich gab es auf. »Okay, dann nehmen wir eben mal an, dass alle mich mögen. Das stimmt zwar nicht, aber nehmen wir es mal an. Na und?«
»Na und?« Luke blieb stehen und starrte mich ungläubig an. » Na und? Verstehst du nicht, Jen? Du bist in einer unglaublich privilegierten Lage. Du könntest an dieser Schule eine echte gesellschaftliche Veränderung herbeiführen und merkst es gar nicht.«
Gesellschaftliche Veränderung? Wovon redete er?
In dem Moment traf mich die Erkenntnis wie ein Hammerschlag. Was Luke von mir wollte. Weshalb er mich zu sich mitgenommen hatte. Es war so offensichtlich, dass jeder Idiot es erkannt hätte. Nur ich nicht. Natürlich nicht.
Luke hatte ein Weltverbesserungsprojekt. Alle Promis haben solche Projekte. Wie Sting, der den Regenwald rettet, und Pamela Anderson, die sich bei PETA engagiert, und Brigitte Bardot und der Tierschutz.
Lukes Weltverbesserungsprojekt bestand darin, die Schüler der Clayton Highschool Empathie zu lehren, und ich sollte sein Werkzeug sein.
Ich sank müde auf eine der Holzbänke rings um das Geländer. »Mannomann.«
»Hey, Jen.« Luke war sehr ernst. »Du weißt, dass ich Recht hab. Ich hab dich beobachtet. In den letzten vier Tagen hab ich nichts anderes getan, als dich zu beobachten, und es ist nun mal eine Tatsache, dass du der einzige Mensch an dieser Scheißschule bist, der auch an andere denkt und nicht nur an sich selbst – ich würde sogar wetten, dass du an dich selbst zuletzt denkst. Und das ist toll, Jen. Das ist echt bewundernswert. Ich sage nicht, dass du nicht schon unheimlich viel dafür tust, um die Stimmung zu verbessern. Aber ich hab das, was an eurer Schule abgeht, als kompletter Außenseiter beobachtet, und ich sage: Du könntest mehr tun.«
Ich ertrug es nicht. Echt nicht.
» Mehr ?«, rief ich verzweifelt. »Ich soll noch mehr tun? Ich tu schon so viel, dass ich abends total erschöpft bin. Glaubst du etwa, es wäre so leicht, ich zu sein? Ist es nämlich nicht, das kann ich dir sagen. Es ist echt sauschwer.«
»Inwiefern?« Luke setzte sich neben mich auf die Bank.
»Ach, weißt du, weil…« Ich konnte ja selbst nicht glauben, dass ich es Luke Striker erzählte – ausgerechnet ihm, dem rätselhaften Teeniestar und einzigen Menschen, den ich nicht durchschaute. Und er erfuhr jetzt mein peinliches Geheimnis. Es war einfach nicht fair.
»Ich bin doch die Majonäse«, flüsterte ich, und als er verwirrt schaute, sagte ich etwas lauter: »Ich bin der Klebstoff, der das Sandwich zusammenhält, verstehst du? Ich sorge dafür, dass nicht alles auseinander fällt. Ich vermittle .«
»Ja.« Luke schien zu verstehen und nickte begeistert. »Ja, genau das bist du!«
Ich begriff nicht, was ihn daran so begeisterte. Aber bitte, sollte er sich ruhig freuen. Ich war diejenige, die das Problem hatte.
»Aber das ist auch schon alles«, sagte ich. »Mehr als Majonäse bin ich nicht. Was du da sagst… was du da von mir erwartest… das kann ich nicht.«
Luke beeindruckte das nicht. In
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