Jenseits der Finsternis - Eine Vampir Romanze (German Edition)
sie schlagen und ich werde von der Drangsal der Begierde erlöst sein.
Er nahm ein Blatt Papier, notierte darauf die Adresse seiner Kirche und die Bitte, ihn aufzusuchen. Das war alles, was er tun konnte. Er steckte alles in ein Kuvert und beschriftete es mit Lindas Adresse. Dann griff er zum Telefon und rief einen Zustelldienst an. Bevor er die Nummer wählte, zögerte er eine Sekunde.
Mein Gott , dachte er, bitte hilf mir, den Kurier nicht auszusaugen.
Wenige Minuten später klopfte es an seiner Bürotür. Ein junger Mann betrat den Raum. Francis Garner stand auf, roch den Duft seines Blutes. „Bringen Sie dies bitte zu der darauf notierten Adresse“, sagte er und gab dem Boten etwas Geld. „Der Rest ist für Sie.“
„ Sehr gerne, Vater. Kann ich sonst noch etwas für sie tun?“ fragte der Bursche und lächelte ihn freundlich an.
Ja, dachte Francis Garner und blickte auf die zart pulsierende Schlagader seines Halses. Aber das wollen wir beide nicht.
10. Kapitel
Als Linda vor der Wohnungstür ihres Appartements stand fiel ihr das Briefkuvert auf, das auf der Fußmatte lag. Sie bückte sich, hob es und hob es auf. Sie fand keinen Absender und auch keine weitere Aufschrift vor. Sie betrat ihre Wohnung, machte das Licht an und atmete tief durch. Obwohl es draußen kalt war, spürte sie den Wunsch, die Balkontür zu öffnen und frische Luft herein zu lassen. Doch zuerst setzte sie sich an ihren Schreibtisch, nahm einen Brieföffner und zog die weiße Karte aus dem Kuvert hervor.
Linda. Bitte besuchen Sie mich in meiner Kirche. Francis Garner, stand darauf geschrieben. Sonst nichts. Darunter eine Adresse im Osten Manhattans. Linda nahm sich vor, am nächsten Tag dort vorbei zu sehen. Sie schaltete ihren Computer an und wartete darauf, dass er hoch fuhr. Dann suchte sie die Adresse mittel Satellitenbilder. Es war eine kleine Kirche mit einem kleinen Friedhof dahinter. Sie dachte an Garners Worte: Sie werden mich finden, wenn es soweit ist , hatte der Mann in der Mönchskutte gesagt. War er der Mann mit Namen Francis Garner?
Nun, ich werde es herausfinden , dachte Linda und überlegte, ob sie Chief Reynolds einweihen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie war zu neugierig und wollte selbst herausfinden, wer dieser Mann war.
Sie schaltete den Computer ab und ging auf den Balkon ihres kleinen, aber gemütlich eingerichteten Appartements zu. Sie liebte es zu lesen, darum war der meiste Platz in den zwei Zimmern mit Bücherregalen voll gestellt. Draußen atmete sie tief durch. Es war ihr, als würde die kalte Luft den Stress und die Angst der vergangenen Tage aus ihrem Körper vertreiben. Jetzt, wo sie die kalte, aber angenehme Nachtluft des New Yorker Winters einatmete kam ihr alles, was sie erlebt hatte, weit entfernt vor: Die Mordopfer im Central Park und auf der Manhattan Bridge, die Wölfe und auch die Begegnungen mit Damon Adrian.
Waren die Wölfe vielleicht nur ein Traum? Sie war sich nicht mehr sicher. Aber Damon hatte auch von ihnen gesprochen. Aber es gibt Wölfe in New York. Es gibt hier alle möglichen wilden Tiere. Schon als Kind hatte sie davon gehört.
Ein kurzer Blitz der Erinnerung zuckte in ihrem Kopf auf. Sie erinnerte sich dunkel an einen Wolf. Aber diese Erinnerung wollte nicht an die Oberfläche kommen. Da war auch noch etwas anderes gewesen. Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Als ich ein Kind war... Ein leichtes Gefühl von Schwindel erfasste sie, als wolle ihr Unterbewusstes sie daran hindern, weiter in die tiefen Schichten der Vergangenheit vorzudringen.
Da war ein Wolf. Er stand vor mir...
Das jähe Aufbrüllen einer New Yorker Polizeisirene riss sie aus ihren Gedanken. Irgendwo fuhr ein Polizeiwagen vorbei, aber das hatte nichts mit ihr zu tun. Sie hatte sich längst daran gewöhnt, dass das Heulen von Sirenen zur alltäglichen Geräuschkulisse dieser Stadt gehörte. Manchmal glaubte sie, dass es gar nicht anders möglich wäre. Sie glaubte auch schon lange nicht mehr, dass es jemals so etwas wie den Sieg über das Verbrechen oder die menschlichen Verzweiflungstaten geben würde, die die Verbrechen in dieser Stadt verursachten. Auch das Nachdenken über die Frage, warum der Mensch des Menschen Wolf war, hatte sie aufgegeben.
Linda Taylor entschloss sich dazu, nicht mehr an Wölfe zu denken und darauf zu hoffen, dass der nächste Tag alle Fragen klären würde. Zumindest die Frage nach dem Mann in der Mönchskutte.
Francis Garner. In einer Kirche kann mir ja wohl
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